KUNST­UND KULTURBERICHT DER STADT GRAZ 2009 Vorwort des Stadtrates für Kultur 01 Vorwort der Stadträtin für Bildung 03 Vorwort des Stadtsenatsreferenten für Wissenschaft 04 Übersicht und Entwicklung 05 Vergleiche zu anderen Gebietskörperschaften nach LIKUS 08 Wissenschaftsförderung 12 01 Museen, Archive, Wissenschaft 17 02 Baukulturelles Erbe 22 03 Heimat und Brauchtumspflege 24 04 Literatur 27 05 Bibliothekswesen 32 06 Presse 35 07 Musik 36 08 Darstellende Kunst 41 09 Bildende Kunst, Foto 45 10 Film, Kino, Video 50 11 Hörfunk, Fernsehen 53 12 Kulturinitiativen, Zentren 54 13 Ausbildung, Weiterbildung 59 14 Erwachsenenbildung 62 15 Internationaler Kulturaustausch 64 16 Großveranstaltungen 68 Kulturentwicklung 2009 73 Kulturdialog 75 Impressum Herausgeber: Kulturamt der Stadt Graz, Stigergasse 2/Mariahilfer Platz, 8020 Graz, www.kultur.graz.at Konzeption, Redaktion: GQ Kulturberatung und Kulturforschung KG; Maga Caroline Konrad, MAS; Dr. Heimo Konrad, www.kulturberatung.at Bildnachweis: Titelbild: Hermann Gohl, Graz; Seite 1 bis 3: Foto Fischer/Stadt Graz Gestaltung und Produktion: Kufferath Werbeagentur, www.kufferath.at Druck: Universitätsdruckerei Klampfer Satz und Druckfehler vorbehalten. Beim Cover des Kunst und Kulturberichts 2009 handelt es sich die Skulptur „Versklavte Körper von Marianne Maderna, die anlässlich der Ausstellung prometheus im Kulturzentrum bei den Minoriten zu sehen war. VORWORT Der Grazer Kulturbericht ist einiges älter als die nun bang ersehnte Transparenzdatenbank des Bundes, in die schlussendlich alle Förderdaten der Bundesländer und viel­leicht auch der Kommunen Eingang finden sollen. Die Erwar­tungen an sie sind zwiespältig und, obwohl uns – weitaus mehr als im Grazer Kulturbericht 2009 – eine Datenflut er­wartet, wird an einem seriösen Ein­und Überblick hart zu ar­beiten sein. Dem Kulturamt der Stadt Graz ist das seit Jah­ren gut gelungen. Das früh übernommene LIKUS­System ist eine sinn­volle Darstellung dessen, was wir ernsthaft Kultur nennen, und wäre eine hervorragende Vergleichsmöglichkeit, wenn sich – mehr als bisher – andere Gebietskörperschaf­ten dieser Mühe unterzögen. Den MitarbeiterInnen des Kulturamtes der Stadt Graz und allen, die am Sammeln, Ordnen und Darstellen der Fakten beteiligt waren, danke ich sehr herzlich. Welchen Stellenwert haben Kunst und Kultur in der Landeshauptstadt Graz und was trägt der Kulturbericht dazu bei? Seitdem es den Kulturbericht gibt, ist eine Antwort auf die Frage klar: Wer sich von Zahlenpaketen nicht scheu machen lässt, hat alle Chancen, auf beides eine Antwort zu finden. Die bisherige Verteilung der Steuergelder ist bundesweit alles andere als gerecht. Vor allem geht es um die Bundeshauptstadt, die rechtlich nicht nur das ist, sondern auch ein Bundesland und eine Stadtgemeinde. In Wien bleiben also die Steueranteile für ein Bundesland und für die mit Abstand größte Stadt Österreichs. Und der Bund zahlt noch dazu: Für drei Bundestheater in Wien (Burgtheater/Akade­mietheater, Staatsoper und Volksoper) 138,6 Mio. Euro. Für die Bundesmuseen und Nationalbibliothek 134,7 Mio. Euro. Dazu kommen ca. 70 % der Bundesförderungen, von insgesamt 98,3 Mio. Euro sind das 68,5 Mio. Euro. – Der Prozentsatz ist ein Annäherungswert, wurde jedoch unwidersprochen in einigen Wiener Medien wiedergegeben. (Zahlenangaben aus dem Kulturbericht des Bundes 2008) An die 341,8 Mio. Euro erspart sich die Stadt Wien also durch den Umstand, dass sie als Bundesland der Republik so viel wert ist. Deshalb kann der prozentuelle Anteil des Kul­turbudgets am Wiener Gesamthaushalt so deutlich kleiner sein als in den Landeshauptstädten. Und dabei lege ich nicht den Bevölkerungsschlüssel als Maßstab an, sondern erken­ne an, dass die Bundeshauptstadt auch ein (historisch ge­wachsenes) Kulturzentrum ist. Das soll sich auch in der Steu­erverteilung auswirken. Aber nicht so! Fortsetzung umseitig –> VORWORT Ohne an eine kleinliche Buchhalterei mit ganz unter­schiedlichen Größenordnungen zu denken, hat die gemein­same Kultur­Finanzierung eine enorme Rückwirkung auf un­ser Gemeinwesen, mittel­und unmittelbar auf die Bevölke­rung. Die Stadt Graz als Kulturstadt, Wissenschaftsstadt mit ihren Universitäten, Fachhochschulen und pädagogischen Akademien und Wirtschaftsstandort mit einem groß ausge­bauten Fahrzeugcluster sowie anderen wichtigen städtischen Funktionen braucht ein synergetisches Ineinandergreifen ih­rer Highlights. Das weit über das Bundesgebiet hinaus aner­kanntes Kunst­und Kulturleben darf dabei nicht marginalisiert und zu einer nützlichen Prothese für Wirtschaft/Tourismus oder ähnliches werden. Die Kulturszene hat geistig, sozial und wirtschaftlich eine wichtige Funktion, deren Auswirkungen für Stadt und Land gar nicht groß genug angenommen werden dürfen. Auch wenn der/die eine oder andere sich als Produzen­tIn oder BesucherIn mit seinem Metier nicht vollständig im Grazer Kulturangebot wiederfindet, diese Stadt leistet seit Jahrzehnten einen Spitzenrang. Sie löst sich auch, zwar lang­sam, von der unergiebigen Trennung in institutionalisierte und sogenannte „freie“ Szenen. Auch hier sind gegenseitige Beeinflussungen selbstverständlich, wenngleich die Arbeits­bedingungen noch weit auseinanderklaffen. Angesichts der hohen Zahl von Beschäftigten wäre der Arbeitsmarkt sicher überfordert, diesen Menschen ein vergleichbar erfülltes Ar­beitsleben in anderen Bereichen zu verschaffen. Ein vergleichender Blick in deutsche, Schweizer oder französische Zeitungen oder elektronische Medien erweist schnell, ähnlich stark positionierte Kulturstädte unserer Größe sind schwer zu finden. Kaum schreibe ich das, befürchte ich, jemand könnte daran ein Argument für weitere Einsparungen entdecken. Andererseits bin ich überzeugt davon, dass die Kul­turhauptstadt Graz nicht nur die direkt Beteiligten, sondern auch einen großen Teil der Bevölkerung von ihrer Leistungs­kraft und Existenzberechtigung für sich eingenommen hat. Stadtrat Karl­Heinz Herper 2 VORWORT Graz ist ein renommierter Bildungs­und Wissensstandort mit langer Tradition. Das Kulturamt der Stadt Graz und die Stadtbibliotheken sind mit ihren erfahrenen Mitarbeiter­Innen und rund 193.000 Medien eine wesentliche Säule dieses Bildungsstandortes. In den vergangenen Jahren ist es gelungen, neue, moderne Filialen zu entwickeln, die den Anforderungen unserer Zeit gerecht werden und ein Angebot offerieren, das für BürgerInnen aller Alters­und Interessens­gruppen attraktiv ist. Vor allem die Jugend für das Lesen zu begeistern ist für mich von besonderer Bedeutung. Das Kinderprogramm „Labuka“ leistet hier hervorragende Dienste, so wie auch die nun schon über 100 Themenpakete als Unterstützung für den Schulunterricht. Mit der „Bibliothek digital“ hat die Grazer Stadtbibliothek im vergangenen Jahr auch die Vorreiterrolle in diesem Bereich für ganz Österreich übernommen. 11.000 Medien stehen hier 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche ohne Zusatzkosten zum Download zur Verfügung. Mit der Filiale „Graz Nord“ im neuen Geidorf­Center be­kommt die Stadtbibliothek nun schon bald ein weiteres Aus­hängeschild. Hier entsteht auf rund 700 m² die größte Zweig­stelle der Stadt, wo eine Bibliothek nach den modernsten Standards in ein ansprechendes Ambiente mit Freiluftbe­reichen eingebettet wird. Diese neue Errungenschaft ist ein wesentlicher Beitrag für die Stärke der Stadtbibliothek auch in der Zukunft. Ich freue mich schon auf die Eröffnung Anfang 2011, wenn dieses tolle Angebot dann auch allen Bürgerin­nen und Bürgern zur Verfügung stehen wird. Ich möchte an dieser Stelle allen jenen Damen und Herren – vor allem aber auch unserem Team im Bereich des Kulturamtes bzw. der Stadtbibliotheken – meine Wertschät­zung aussprechen, die in der steirischen Landeshauptstadt in den Bereichen Bildung, Wissenschaft und Bibliotheken, also den Zukunftsstätten unserer Stadt, tätig sind. Mit Ihnen ge­meinsam gelingt es, Graz als Stadt des Wissens erfolgreich in die Zukunft zu führen. Stadträtin Maga (FH) Sonja Grabner VORWORT Liebe Grazerinnen und Grazer! Sie halten den jährlichen Kultur­und Wissenschaftsbericht der Stadt Graz in Händen. Kultur und Wissenschaft sind wesent­liche Säulen unserer Stadt. Nicht umsonst steht je eine der vier Figuren, die als Allegorien über unserem Rathausein­gang stehen, für die Kultur und die Wissenschaft. Kultur hat viele Aspekte, beginnend bei der Unterhaltung über die Verständigung (auch und gerade zwischen verschie­denen Religionen und Volksgruppen), hat sie auch den Sinn Grenzen und Bruchlinien der Gesellschaft und der Umwelt sichtbar zu machen und diese vielleicht sogar zu überschrei­ten. Wesentlich für mich ist, dass Kulturpolitik Künstlerinnen und Künstler niemals am Gängelband halten darf, sondern Freiräume öffnen muss. Kunst und Wissenschaft sind aber auch wichtige Wirt­schaftsfaktoren unserer Stadt. Festivals wie Spring oder Sty­riarte ziehen international Gäste an und das Kongresswesen hat sich zu einem bedeutenden Faktor im Tourismus entwickelt. Graz ist auch eine Stadt des Wissens, jedenfalls aber eine Stadt der Wissensvermittlung. An unseren 4 Univer­sitäten und den beiden Fachhochschulen studieren mehr als 42.000 Studentinnen und Studenten. Zusammen mit jenen, die unsere Schulen besuchen sind mehr als 80.000 vorwiegend junge Menschen in unserer Stadt in Ausbildung. Mit der an den Hochschulen, oft auch in Kooperation mit Grazer Unter­nehmen, betriebenen Forschung gelingt es uns Graz auch in schwierigen Zeiten recht sicher in die Zukunft zu führen. Die Tatsache, dass gut ausgebildete Menschen in Graz vermehrt Arbeitsplätze vorfinden, ist ein Zeichen, dass die Produkte der Forschung sich am Markt behaupten können. Deshalb kann Graz mit Recht nach wie vor von sich behaupten die Kultur­und Wissenshauptstadt der Europa­region „Alpe­Adria­Pannonien“ zu sein. Mit der Bewerbung um den Titel „City of Design“ werden wir diese positive Synergie aus Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft inter­national noch besser positionieren. Bürgermeister Mag. Siegfried Nagl 4 ÜBERSICHT Übersicht und Entwicklung Die Ausgaben der Stadt Graz für Kultur betragen im Jahr 2009 45.927.093 Euro. Sie sind damit von 2008 (43.915.132 Euro)auf2009um4,58%gestiegen. Der Anteil der Kulturausgaben an den Gesamtausgaben der Stadt Graz beträgt im Jahr 2009 5,27%. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies einen leichten anteilsmäßigen Anstieg der Kulturausgaben. 2008 lag der Anteil für Kultur bei 5,04%. Der größte Anteil kommt dabei den Ausgaben der Ka­tegorie „Darstellende Kunst“ mit 49,14% zu. An zweiter StellestehtdieKategorie„BildendeKunst,Foto“miteinem Anteil von 13,86%. An dritter Stelle hat die Kategorie „Bibliothekswesen“ mit 6,44% im Vergleich zu den Vor­jahren die Kategorie „Großveranstaltungen“ mit 6,43% knapp überholt. Im Jahr 2009 betragen die Förderungen des Kultur­ressorts mit Anteilen des Wissenschafts­und Bildungsres­sorts 10.046.617 Euro. Das entspricht einem Anteil von 21,88% an den gesamten Kulturausgaben der Stadt bzw. einem Anteil von 1,15% am Gesamtbudget der Stadt. Der größte Anteil kommt im Jahr 2009 den Ausgaben der Kategorie „Großveranstaltungen“ mit 22,14% zu. An zweiterStellebefindetsichdieKategorie„Ausbildung,Wei­terbildung“miteinemAnteilvon9,46%gefolgtvonderKa­tegorie „Darstellende Kunst“ mit 9,43%. An vierter Stelle steht die Kategorie „Kulturinitiativen, Zentren“ mit 7,83%. ÜBERSICHT Kulturausgaben gesamt 2009 5,37% 1 Museen, Archive, Wissenschaft 2,50% 2 Baukulturelles Erbe 0,21% 3 Heimat­und Brauchtumspflege 2,47% 4 Literatur 6,44% 5 Bibliothekswesen 0,00% 6 Presse 1,21% 7 Musik 49,14% 8 Darstellende Kunst 13,86% 9 Bildende Kunst, Foto 1,16% 10 Film, Kino, Video 0,04% 11 Hörfunk, Fernsehen 5,06% 12 Kulturinitiativen, Zentren 2,18% 13 Ausbildung, Weiterbildung 0,41% 14 Erwachsenenbildung 0,58% 15 Internationaler Kulturaustausch 6,43% 16 Großveranstaltungen 2,93% S Sonstiges Da das Kulturamt auch für die Vergabe der Wissen­schaftsförderung zuständig ist, wird über die allgemeine Wissenschaftsförderung in einem eigenen Kapitel berichtet. Die Ausgaben der Stadt Graz für Wissenschaft betragen im Entwicklung der Ausgaben für Kultur ab 1985 50 Mio 40 Mio 30 Mio 20 Mio 10 Mio Kulturamt 2009 4,61% 1,54% 0,97% 7,22% 7,72% 0,00% 4,90% 9,43% 5,14% 2,31% 0,18% 7,82% 9,46% 0,56% 2,63% 22,14% 13,38% Jahr 2009 1.070.611 Euro. Der Anteil der Wissenschafts­förderung, die über das Kulturamt vergeben wird, am Ge­samtbudget der Stadt Graz beträgt im Jahr 2009 0,12%. 2008 war es ein Anteil von 0,07% für Wissenschaft. 198519861987198819891990199119921993199419951996199719981999200020012002200320042005200620072008 2009 6 ÜBERSICHT Entwicklung Betrachtet man die Entwicklung der Kulturausgaben der Stadt Graz ab 1985 in absoluten Beträgen ist langfristig eine konti­nuierliche Steigerung erkennbar. 1985 lagen die Kulturausga­ben der Stadt Graz knapp über 10 Mio. Euro. Zehn Jahre spä­ter waren sie nominell bereits doppelt so hoch und haben die 20 Mio. Euro Marke überschritten. Weniger als weitere zehn Jahre danach, im Kulturhauptstadtjahr 2003, wurde die näch­ste nominelle Verdoppelung auf über 40 Mio. Euro erreicht. Ab 2003 können die Ausgaben für Wissenschaft getrennt dargestellt werden. Der Bereich Wissenschaft enthält hier nicht nur die Wissenschaftsförderung, die über das Kultur­amt abgewickelt wird, sondern auch die Universitäts­und Hochschulförderung, die in Graz vorwiegend den Fachhoch­schulen zukommt. Die Tatsache, dass in den Jahren 2003 und 2004 aufgrund des Kulturhauptstadtjahres erhöhte Aus­gaben getätigt wurden, erklärt den nominalen Rückgang der Kulturausgaben von 2004 auf 2005. Seit 2005 ist insgesamt wieder eine Steigerung erkennbar. Ab 2003 kann auch der Anteil der Kulturförderung und der nicht kulturbezogenen Wissenschaftsförderung an den Ge­samtausgaben der Stadt Graz berechnet werden. Auch hier ist von 2004 auf 2005 ein Rücksprung aufgrund der wegfallen­den Ausgaben für das Kulturhauptstadtjahr erkennbar. Von 2005 bis 2009 ist der Anteil der Kulturausgaben an den Ge­samtausgaben, abgesehen von Schwankungen in den Jahren dazwischen, von 5,19% auf 5,27% gestiegen. Erstmals unterlag das Budget 2009 seit 2004 wieder einer generellen 15% Bindung, was sich in einigen Spartenver­gleichen als minus auswirkt. Maga Caroline Konrad, MAS Anteile an den Gesamtausgaben ulturförderung 7,00 6,00 5,00 4,00 3,00 2,00 1,00 0,00 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 VERGLEICHE Bund, Länder und Gemeinden haben jeweils aufgrund un­Kategorie „Bildende Kunst, Foto“ an zweiter Stelle, in der auch terschiedlich zugeordneter Aufgabenbereiche auch unter­das Kunsthaus Graz enthalten ist. Während in Wien die schiedliche Förderschwerpunkte. Kategorie „Kulturinitiativen, Zentren“ an dritter Stelle steht, ist in Graz im Jahr 2009 hier die Kategorie „Bibliothekswesen“ Für Graz bietet sich daher ein Vergleich mit anderen zu finden. Landeshauptstädten Österreichs, mit einem Durchschnitts­wert aller Bundesländer und mit dem Bund an. Vergleiche mit Im Jahr 2009 ist bei den Bundesländern (ohne W, NÖ, anderen Städten und Bundesländern sind auf jene beschränkt, Stmk – Steiermark und Niederösterreich sind nicht enthalten, die ebenfalls einen Kulturbericht publizieren bzw. eine nach­da bei Redaktionsschluss noch keine Kulturberichte 2009 er­vollziehbare LIKUS­Zuordnung aufweisen. schienen sind) wie auch bisher der größte Anteil die LIKUS­ Kategorie „Aus­und Weiterbildung“, die vorwiegend von den Vergleicht man die Kulturausgaben der Stadt Graz mit Musikschulen eingenommen wird. An zweiter Stelle steht Wien, ist primär erkennbar, dass der jeweils größte Anteil an im Jahr 2009 wieder die Kategorie „Museen, Archive, Wis­den Ausgaben durch die LIKUS­Kategorie „Darstellende senschaft“, die zu einem Großteil durch die Landesmuseen Kunst“ eingenommen wird. Hier wird das Engagement der repräsentiert wird. Die Kategorie „Darstellende Kunst“ Hauptstädte für einen Aufgabenbereich deutlich, dessen stellt 2009, wie auch seit 2007, die drittgrößte Kategorie Einzugsgebiet weit über die Stadt hinausreicht. An zweiter dar. Die Kategorie „Großveranstaltungen“ liegt seit dem Stelle steht in Wien im Jahr 2009 die Kategorie „Ausbildung, Vorjahr an der vierten Stellte. Knapp danach an fu¨ nfter Weiterbildung“, die zu einem überwiegenden Teil die Musik­Stelle folgt die Kategorie „Musik“ vor der Kategorie „Bau­schulen und das Konservatorium enthält. In Graz liegt die kulturelles Erbe“. Bundesländer (ohne NÖ, Stmk, W) 2009 Wien 2009 19,57% 1 Museen, Archive, Wissenschaft 10,87% 5,72% 2 Baukulturelles Erbe 2,50% 1,04% 3 Heimat­und Brauchtumspflege 0,58% 0,43% 4 Literatur 0,73% 0,66% 5 Bibliothekswesen 6,26% 0,00% 6 Presse 0,00% 8,73% 7 Musik 6,90% 17,08% 8 Darstellende Kunst 26,04% 1,98% 9 Bildende Kunst, Foto 3,23% 0,39% 10 Film, Kino, Video 4,04% 0,00% 11 Hörfunk, Fernsehen 0,29% 3,56% 12 Kulturinitiativen, Zentren 12,43% 27,81% 13 Ausbildung, Weiterbildung 14,85% 0,90% 14 Erwachsenenbildung 6,56% 0,06% 15 Internationaler Kulturaustausch 0,51% 9,80% 16 Großveranstaltungen 3,50% 2,26% S Sonstige 0,70% 8 VERGLEICHE Für den Bund gibt es für das Berichtsjahr 2009 mit Redaktionsschluss des Grazer Kunst­und Kultur­berichts 2009 (Ende September 2010) zwar schon einen Kulturbericht und einen Kunstbericht des Bun­desministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur (bmukk), jedoch entsprechen die Ausgaben, die in diesen beiden Berichten angeführt sind, nur knapp mehr als der Hälfte der gesamten Kulturausgaben des Bundes, da diese auf sechs weitere Ministerien ver­teilt sind. 2009 wird in beiden Berichten des bmukk zusammen über eine Gesamtsumme von 434,68 Mio. Euro berichtet. Im Jahr 2008 entsprach der Berichts­umfang des Kunstberichts und des Kulturberichts 400,80 Mio. Euro. Statistik Austria wies für das Jahr 2008 Kulturausgaben des Bundes in der Höhe von 766,24 Mio. Euro aus. Der größte Anteil der Kulturausgaben des Bundes floss im Jahr 2008 in die Kategorie „Ausbildung, Weiterbildung“. Hier sind zu einem großen Anteil die Kunst­und Musikuni­versitäten enthalten. An zweiter Stelle steht die Kategorie „Darstellende Kunst“, in der die Bundestheater einen we­sentlichen Teil ausmachen, und der die Kategorie „Museen, Archive, Wissenschaft“ folgt. Diese enthält zu einem über­wiegenden Anteil die Bundesmuseen. Graz im Österreich­Kontext Betrachtet man alle Ebenen der Gebietskörperschaften in Österreich im Jahr 2008, so betrugen die gesamten Kul­turausgaben 2,42 Milliarden Euro. Im Jahr 2007 lagen sie bei 2,29 Milliarden Euro und sind um 126 Mio. Euro gestiegen. Die Kulturausgaben des Bundes sind von 2007 auf 2008 zwar nominal von 743 Mio. auf 766 Mio. Euro gestiegen, Bund 2008 16,07% 1 Museen, Archive, Wissenschaft 13,41% 2 Baukulturelles Erbe 0,07% 3 Heimat­und Brauchtumspflege 1,16% 4 Literatur 2,74% 5 Bibliothekswesen 2,03% 6 Presse 1,26% 7 Musik 23,38% 8 Darstellende Kunst 1,18% 9 Bildende Kunst, Foto 3,03% 10 Film, Kino, Video 0,00% 11 Hörfunk, Fernsehen 0,82% 12 Kulturinitiativen, Zentren 28,10% 13 Ausbildung, Weiterbildung 0,01% 14 Erwachsenenbildung 3,77% 15 Internationaler Kulturaustausch 1,67% 16 Großveranstaltungen 1,29% S Sonstige jedoch ist ihr Anteil an den gesamten Kulturausgaben von 32,40% auf 31,68% gesunken. Der Anteil der Kulturausgaben der Bundesländer (ohne Wien) ist im Jahr 2008 von 612 Mio. Euro auf 653 Mio. Euro gestiegen, wobei der Anteil von 26,71% auf 27,00% ge­stiegen ist. Öffentliche Kulturausgaben 2008: 2.419 Mio. Euro 723 Mio. EUR Gemeinden (29,88%) 277 Mio. EUR Wien (11,43%) 653 Mio. EUR Bundesländer (27,00%) 766 Mio. EUR Bund (31,68%) VERGLEICHE Die Kulturausgaben Wiens werden gesondert darge­stellt,daWiengleichzeitigBundeslandundGemeindeist.Die AusgabenWiensfürKultursindimgleichenZeitraumvon265 Mio. auf 277 Mio. Euro gestiegen und nehmen damit einen Anteil von 11,43% aller Kulturausgaben Österreichs ein. Im Jahr 2007 waren es noch 11,57%. Der Stellenwert der Stadt Graz für Österreich und des­sen Kunst­und Kulturszene wird deutlich, wenn man den Anteil der Grazer Kulturausgaben an den gesamten Kulturausgaben Österreichs im Jahr 2008 betrachtet: er beträgt 1,82%. Dieser Anteil ist im Vergleich zu 1,94% im Jahr 2007 zwar leicht zurückgegangen, doch liegt dieser Rückgang in der massiven Steigerung der Kulturausgaben der Bundesländer begründet, denn nominal sind die Aus­gabenfürKulturvon2007auf2008inGrazgestiegen.DerAn­teil der Grazer Kulturausgaben an den Kulturausgaben aller Gemeinden (ohne Wien) betrug im Jahr 2008 6,36% (2007 6,61%). Zusammenfassend kann gesagt werden, dass aus Sicht der Kulturausgaben in nominalen Beträgen der Stellenwert Steigerung von 2007 auf 2008 in % +7,50% +4,27% +6,64% +3,15% von Bund, Ländern und Gemeinden heute in etwa gleich groß ist. BetrachtetmandieSteigerungsratenderKulturausgaben von 2008 im Vergleich zu 2007, sind die Kulturausgaben der Gemeinden mit 7,50% am stärksten gestiegen. Die Kultur­ausgaben derBundesländersindmitdurchschnittlich 6,64% gestiegen,diederStadtWienum4,27%unddiedesBundes um 3,15%. VERGLEICHE Einen anderen Blickwinkel auf die Ausgaben für Kunst undKulturermöglichtdieBetrachtungdesAnteilsderKultur­ausgaben an den Gesamtausgaben der jeweiligen Gebiets­körperschaften bzw. Gebietskörperschaftsebenen. Im Jahr 2008 gab der Bund 0,63% seiner gesamten Ausgaben für Kultur aus. 2007 waren es noch 0,57% Anteil der Kulturausgaben an Gesamtausgaben 2008 Bund 0,63% Bundesländer 2,40% Wien 2,50% Gemeinden 4,30% Österreich gesamt 1,36% Graz 5,04% Die Bundesländer (ohne Wien) wendeten im gleichen Zeitraum2,40%ihrerGesamtausgabenfürKulturauf.ImUn­terschied zum Bund sind sie jedoch gesunken, denn im Jahr 2007 lagen sie noch bei 2,63%. Die österreichischen Gemeinden stellten 2008 4,30% ihrer Ausgaben für Kultur zur Verfügung. Der Anteil ist dabei im Vergleich zum Vorjahr, als der Anteil bei 4,18% lag, weiter angestiegen. Wien wendete im Jahr 2008 2,50% für Kultur auf. 2007 waren es 1,93%. Die Stadt Graz gab 2008 einenAnteilvon5,04%ihrerGesamtausgabenfürKulturaus. Dieser Anteil lag 2007 bei 5,84%. Betrachtet man also den Stellenwert der Gebiets­körperschaftsebenenfür Kultur,leistendie Gemeindeneinen wesentlichen Beitrag zur Kulturförderung in Österreich. Innerhalb der Gemeinden nehmen die Landeshauptstädte wiederum eine besonders wichtige Stelle ein. Maga Caroline Konrad, MAS Quellen: Bundesländer: Kulturberichte 2009: Burgenland, Kärnten, Salz­ burg, Tirol, Vorarlberg; OÖ: Direktion Kultur; Konrad, Caroline, Kultur und Geld – eine Analyse der Kulturausgaben der Stadt Wien, Wien 2010; Statistik Austria, Kulturstatistik 2008. Tabellenwerk, Wien 2010. WISSENSCHAFTSFÖRDERUNG Wer nicht gelegentlich auch einmal kausal­ widrige Dinge zu denken vermag, wird seine Wissenschaft nie um eine neue Idee be­ reichern können. (Max Planck) Die vier Universitäten der Stadt Graz haben eine große Auswirkung auf das gesamte städtische Leben. Nicht nur die große Anzahl von jungen Menschen aus ganz Österreich und der ganzen Welt prägen das Stadtbild und die Geschehnisse, auch die internationale Vernetzung der Forschung macht ein eigenes Ambiente. Nicht zuletzt aus diesen Gründen ist Graz eine „Kongressstadt“ mit einer auch wirtschaftlich starken Dynamik, was der Grazer Gemeinderat mit der Vergabe eines „Congress Award“ als Würdigung von Konferenzveranstal­terInnen hervorhebt. Für das Jahr 2009 sind exemplarisch genannt: Erstmals im Jahr 2009 kann der Plan „mehrjähriger Pro­jektförderungen für die Universitäten“ in Angriff genom­men werden. Die zusätzlichen Mittel werden von den Univer­sitäten in unterschiedlicher Form genutzt: Die Medizinische Universität Graz setzt ein flexibles Kinderbetreuungssystem für ihre MitarbeiterInnen um, die Technische Universität Graz kann ihre Bibliothek behindertengerecht ausbauen und so auch der Öffentlichkeit zugänglich machen, die Karl­Fran­zens­Universität Graz macht sich an die Umsetzung des über­fakultären Leistungsbereichs „Universitätsmuseum“, alles Pro­jekte, die stadtübergreifend gefördert werden. Das Projekt der Kunstuniversität ist in der LIKUS­Kategorie „Museen, Archi­ve, Wissenschaft“ zu finden. Das Forschungs­und Technologiehaus der Tech­nischen Universität (TU Graz) mit Fokus auf professionel­ler Patentverwertung steht auch im Jahr 2009 für einen akti­ven Wissens­und Technologietransfer (WTT) zwischen Unternehmen, Universitäten und Forschungseinrichtungen, wobei der WTT ständig optimiert wird. Neben staatlicher Grundfinanzierung, Studiengebühren und Fundraising ist 2009 die Erschließung einer vierten Quelle durch Patentverwer­tung, Drittmittelforschung und postgraduale Lehrangebote ein Schwerpunkt. Seit der Entlassung der Universitäten in die Selbstständigkeit 2004 ist die Verwertung von Forschungsergebnissen als Aufgabe definiert und durch das Aufgriffsrecht von Diensterfindungen ermöglicht worden. Mit uni:invent haben das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur und das Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend eine degressive Anschubfinanzierung für Personal, die ersten Patentanmeldungen sowie ergänzende Leistungen der AWS als Förderbank des Bundes eingebracht. Das Center of Excellence der Medizinischen Uni­versität Graz (MUG) sieht die Positionierung der Grazer Universität im Zusammenhang mit dem Wissenschaftsstan­dort Graz auf der Landkarte der europäischen Forschung wie auch im außereuropäischen Kontakt als ein zentrales Anlie­gen. Die Unterstützung und der Ausbau der internationalen Beziehungen in Lehre und Forschung sind als Aufgabenbereich in zwei Organisationseinheiten angesiedelt: internationales und postgraduales Zentrum und Bereich Forschungsmanage­ment. Die Aktivitäten der MUG zur Erhöhung der Mobilität von ForscherInnen werden im Kontext der forschungspolitischen Ziele der EU vorbereitet und sind z. T. bereits in darauf aus­gerichtete internationale Progamme eingebunden. Inter­nationalität ist in diesem Kontext kein „Nebenprodukt“ 12 WISSENSCHAFTSFÖRDERUNG akademischer Arbeit, sondern ein zunehmend relevantes Selektionskriterium im Wettbewerb um europäische und internationale Forschungsförderungsmittel. Die als Untersuchungsgebiete des Wegener Zentrums für Klima und Globalen Wandel gewählten steirischen Re­gionen inkludieren primär Graz und die Südoststeiermark, wo es einerseits um die natürlichen und vom Menschen beeinflussten Klima­und Umweltveränderungen und die Auswirkungen auf die natürliche Lebensumwelt des Menschen geht (Luft, Wasser, Boden, Pflanzen), andererseits um die Rol­le der Menschen als MitverursacherInnen, Mitbetroffene und MitgestalterInnen des Klima­und Umweltwandels, vor allem der sozio­ökonomischen Dimensionen dieses Wandels. Die Forschungsergebnisse sind in besonderem Maß für Graz und die Steiermark wirtschafts­und gesellschaftsrelevant. Konkrete Themen für 2009 (bzw. auch 2010) sind „Regionale & Lokale Klimamodellierung“, „Auswirkungen von Klimaände­rungen“, „WegenerNet Klimastationsnetz“, „Integrierte Wet­ter­Klima­Hydrologie­Luftgüte­Modellierung“. Die Forschung ist grundsätzlich mehrjährig angelegt. Das IFZ – Interdisziplinäres Forschungszentrum für Technik, Arbeit und Kultur widmet sich seit nunmehr 22 Jahren dem Projekt „partizipative Technikgestaltung“, wobei immer wieder eine vermehrte „Teilhabe“ von jungen Frauen an Technikbildung und –gestaltung im Zentrum steht, so etwa im Rahmen des SchülerInnen­Informationsprogramms „FIT – Frauen in die Technik“, das bereits 1992 ins Leben gerufen wurde. Ein weiterer Schwerpunkt, der im Jahr 2009 fortgeführt wurde, ist „Jugend und Technik“, mit dem Ziel, verstärkt Jugendliche unterschiedlichster Herkunft und Bildung in die Technikbildung und ­gestaltung einzu­beziehen, um so Diversität und NutzerInnenbeteiligung als Nachhaltigkeitskriterium in Richtung sozial­und umwelt­verträglicher, menschengerechter Technikgestaltung zu definieren. Das IFF – Interdisziplinäres Kolleg für Wissen­schafts­und Technikforschung hat sich in den letzten Jahren zu einer Forschungsstätte von hohem Renommee entwickelt. Es ermöglicht einem Dutzend internationaler WissenschafterInnen aus Europa (Schwerpunkt Südost­und Zentraleuropa) und den USA, bis zu einem Jahr in Graz an ihrer Dissertation oder Habilitation zu arbeiten. Eine Vielzahl von Visiting Scholars trägt durch Vorträge, Seminare und Workshops, die nicht nur von Studierenden und Lehrenden der Grazer Universitäten, sondern darüber hinaus auch von einer interessierten Öffentlichkeit wahrgenommen werden, zum akademischen Leben in Graz bei. Der kulturelle Beitrag der Fellows für Graz ist in dem Zusammenhang beachtenswert, da Graz für die Zeit ihres Aufenthaltes (oft mit Familie) zum Lebensmittelpunkt wird. Umgekehrt profitieren die Fellows vom Angebot der Grazer Universitäten. Ein beträchtlicher Teil der mittlerweile mehr als 120 „Alumni“ am IAS­STS in Graz hat – international oder in ihrem Heimatland – eine beachtliche akademische Karriere gemacht. Mit ihnen besteht weiterhin ein reger Kontakt und Austausch, wozu u. a. die jährlich in Graz stattfindende Alumni­Conference Gelegenheit gibt. Der Steirische Astronomenverein wird anlässlich des UNO­Jahresschwerpunktes „Astronomie“ bei der An­schaffung eines hochwertigen Refraktors zur Durchführung von Mond­und Planetenbeobachtungen unterstützt. WISSENSCHAFTSFÖRDERUNG Wie bereits in der Einleitung erwähnt, ist die Stadt Graz eine der führenden Kongressstädte Österreichs. Aus diesem Grund initiiert die Stadt Graz 2009 erstmals den „Congress Award“ zur Würdigung außergewöhnlicher Veranstal­tungen. Fünf Awards in verschiedenen Kategorien werden mit Unterstützung einer prominent besetzten Jury (Vertre­terInnen der Universitäten, der Fachhochschulen, der Pädago­gischen Akademien, von Forschungsinstitutionen, der Öster­reichischen Akademie der Wissenschaften, des Landes Stei­ermark sowie der Stadt Graz) 2009 für das Jahr 2008 erstmals vergeben, in Zukunft wird der Congress Award jährlich für im Vorjahr stattgefundene Kongresse vergeben. Die PreisträgerInnen des Jahres 2009 sind: ESPID­26th Annual Meeting of the European Society for Paediatric Infectious Diseases, von 13. bis 16. Mai 2008 an der Universitätsklinik für Kinder­und Jugendheilkunde Graz mit Univ.­Prof. Dr. Werner Zenz. Haupt­themen dieses Kongresses sind Infektionskrankheiten bei Kindern sowie Schutzimpfungen, wobei mehr als 400 wissenschaftliche Beiträge geliefert und seitens der Industrie mehrere neue Impfstoffe vorgestellt werden. Als besondere Gäste sind unter anderem Prof. Stanley Plotkin, der be­deutendste lebende Impfspezialist, und Prof. Malik Peiris, der Entdecker von SARS (Severe Acute Respiratory Syndrome), gekommen. Für die Jury spiegelt diese Großtagung des Jahres 2008 mit 2.354 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, wobei 73% aus an­deren europäischen Ländern sowie 19% aus Ländern außerhalb Europas kommen, im besonderen Maße internationale Strahl­kraft wider. ESPID hat sich mit einem Kernthema unserer Zeit, dem „Leben in der Zukunft“, auseinandergesetzt und wirkt in einem Höchstmaß im internationalen Kontext. Mitteleuropäische Biomassekonferenz 2008, Central European Biomass Conference 2008 von 16. bis 19. Jänner 2008. VeranstalterInnen sind der Österreichische Biomasse­Verband und die Landeskammer für Land­und Forst­wirtschaft mit Prof. Dkfm. Ernst Scheiber und Dr. Horst Jauschnegg. Von den rund 300 TeilnehmerInnen stammt die Hälfte aus Ländern außerhalb Österreichs. Mit der Mitteleuropäischen Biomassekonferenz wird Graz alle drei Jahre zu einem Treffpunkt von Expertinnen und Experten der Bioenergie. In der Jurybegründung finden sich die in den Richtlinien besonders eingeforderten, berücksich­tigten ökologischen und nachhaltigen Faktoren wieder. Die Biomassekonferenz 2008 hat einen wesentlichen Beitrag zur Positionierung der Kongress­und Umweltstadt Graz geleis­tet. Gerade diese Konferenz wendet sich einem ökologisch be­gründeten Thema zu, das von entscheidender Bedeutung für die Lebensqualität von Bewohnerinnen und Bewohnern auch städtischer Ballungszentren ist. I­KNOW – International Conference Knowledge Management and Knowledge Technologies von 3. bis 5. September 2008 in Graz, veranstaltet von der Know Center GmbH und dem Institut für Wissensmanagement der TU Graz mit Univ.­Prof. Dr. Klaus Tochtermann und Anita Griesser mit 470 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, davon 68% aus Österreich. In der Veranstaltung dieser Tagung sieht die Jury die Möglichkeit, die steirische Landeshauptstadt als Wissens­ WISSENSCHAFTSFÖRDERUNG stadt zu profilieren. Die Thematik weist einen besonderen in­novativen Ansatz auf, da sich Wissen in unserer Zeit explo­sionsartig vermehrt und damit die Notwendigkeit von Wis­sensmanagement auf breitester Ebene besteht. 61st Annual Assembly and International Con­ference of the International Institute of Welding, von 6. bis 11. Juli 2008, Technische Universität Graz, Institut für Werkstoffkunde und Schweißtechnik mit Univ.­Prof. Dr. Horst Cerjak, mit 590 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, lediglich 6% der TeilnehmerInnen kommen aus Österreich. Bei dieser jährlich stattfindenden Tagung reiht sich Graz in die Liste der VeranstalterInnenstädte wie Prag, Quebec, Du­brovnik und Singapur. Die Generalversammlung des Interna­tional Institute of Welding (IIW) mit anschließender zweitä­giger internationaler Tagung vereinigt die führenden Ingeni­eur­Innen und WissenschafterInnen der Schweiß­& Füge­technik der Welt. Bei dieser Veranstaltung ist es laut Jury be­stens gelungen, die wissenschaftliche Kompetenz der Stadt mit der Präsentation der Kulturstadt und der steirischen Regionen zu vereinen. The 8th International Symposium on Functional Pi­Electron Systems, TU Graz mit dem Institut für Fest­körperphysik und Univ.­Prof. Dr. Emil J. W. List. Von den 350 TeilnehmerInnen kommen 49% aus Ländern außerhalb Öster­reichs und 35% von Ländern außerhalb Europas. Auch dabei hebt die Jury das besondere Standing im internationalen BewerberInnenfeld hervor, ist die alle zwei Jahre stattfindende Tagung doch unter anderem bereits in Osaka (Japan), Ithaca (USA), Ulm und wird für 2010 in Atlanta geplant. Die Jury hebt insbesondere hervor, dass der Forschungsbereich Funktionale Elektronensysteme von be­sonderer Bedeutung und Wirkung ist und, eingebettet in das derzeit größte Wissenschaftsprojekt österreichweit, vor allem auch durch Kooperationen zwischen den Universitäten her­vorragt. Dass diese Tagung noch dazu an der TU Graz selbst durchgeführt wird, unterstreicht Spektrum und Vielfalt der Veranstaltungsorte in Graz. Die städtischen Aufwendungen im Jahr 2009 für Wissenschaft ohne Kulturbezug betragen 1.070.611 Euro. Im Jahr 2008 waren die städtischen Aufwendungen für Wissenschaftsförderung 590.262 Euro. Dies entspricht einem Anstieg um 81,38% im Vergleich zum Vorjahr. Wissenschaft (nicht kulturbezogen) 3.627.867 +15,18% 3.149.824 +52,53% 2.078.640 1.135.817 1.070.611 –68,69% +81,38% 633.483 590.262 –44,23% –6,82% WISSENSCHAFTSFÖRDERUNG Stadtübergreifende Wissenschaftsausgaben Darlehensrückzahlung Urban Projekte 109.153 Darlehensrückzahlung Kompetenzzentren 35.261 Studentenheime 116.131 TU Bibliothek (a.o. Geb.) 292.674 Urban II Fachhochschul Campus 4.916 Urban II FH Standort Graz GmbH 250.000 Urban II Wissensstadt 5.666 Förderungen Wissenschaftsressort über € 1.500 IFF – Institut für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung; Jahresprogrammförderung 7.500 IFZ – Interdisziplinäres Forschungszentrum für Technik, Arbeit und Kultur; Jahresprogrammförderung 10.000 Know Center; Congress Award 2009 2.000 Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung; Jahresprogrammförderung 5.000 MedUni Graz – Abteilung für allgemeine Neurologie; „Schlaganfallrisikofaktoren in der Grazer Bevölkerung: Was bewirkt eine wiederholte Vorsorgeuntersuchung?“ 5.000 MedUni Graz – Bio­Bank 25.500 MedUni Graz – Center of Excellence 25.250 MedUni Graz – Institut für Pathophysiologie; „Hochdurch­ satz­Genexpressionsanalyse im Gehirn verhaltensdi­ vergenter Rattenstämme in Abhängigkeit von Stress­ Exposition und Geschlechtszugehörigkeit“ 5.000 MedUni Graz – Kinderklinik; „Laserakupunktur als unter­ stützende Therapie beim Neugeborenen mit Entzugs­ syndrom aufgrund mütterlicher Substitutionstherapie“ 3.000 MedUni Graz – Klinische Abteilung für Onkologie; „Unter­ suchung von genetischen Keimbandpolymorphismen bei neoadjuvanter Chemotherapie bei Brustkrebs“ 5.000 MedUni Graz – Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe; „Die Rolle des Endothelinsystems bei Schwangerschaftspathologien“‚ 3.000 MedUni Graz – Universitätsklinik für Innere Medizin, Klinische Abteilung für Onkologie; „Charakterisierung des Phänotyps und der Funktion von Th17 Zellen bei Patientinnen mit metastasierendem Brustkrebs“ 3.500 MedUni Graz – Zentrum für Physiologische Medizin, Institut für Physiologie; „Von 1 bis 13: Kinder erzählen, Kinder lesen. Interdisziplinäre interuniversitäre For­ schung zum Spracherwerb und Schriftspracherwerb: Zusammenhänge, Dependenzen und Störungen“ 5.000 MedUni Graz – Zentrum für Medizinische Grundlagen­ forschung; „Identifikation eines neuen Genlokus in drei steirischen Familien mit distaler hereditärer motorischer Neuropathie“ 5.860 MedUni Graz – Universitätsklinik für Medizinische Psychologie und Psychotherapie; „Auswirkungen von Stressoren bei Kindern und Jugendlichen“ 6.000 Österreichischer Biomasse Verband; Congress Award 2009 2.000 Spezialforschungsbereich Lipotox; Jahresprogrammförderung 39.400 Spezialforschungsbereich Mathematical Optimization; Jahresprogrammförderung 18.500 Steirischer Astronomen Verein; Anschaffung eines hochwertigen Refraktors 5.000 TU Graz – Forschungs­und Technologiehaus; Jahresprogrammförderung 25.250 TU Graz – ICPS – International Conference of Physics Students 2010; Studierendenkongress 2010 3.000 TU Graz – Institut für Festkörperphysik; Congress Award 2009 2.000 TU Graz – Institut für Werkstoffkunde und Schweiß­ technik; Congress Award 2009 2.000 TU und MedUni Graz – IAP/Institut für Adaptive und Raumfahrtsphysiologie; Jahresprogrammförderung, Stärkung des F&E­Standortes Graz 7.000 Wegener Zentrum für Klima und Globalen Wandel; Jahresprogrammförderung 25.500 Zenz, Werner, Dr.; Congress Award 2009 2.000 Förderungen Wissenschaftsressort bis . 1.500 Brandtner, Doris; Publikation „Paare im Milieuvergleich“ 400 Club Alpbach Steiermark; Stipendienprogramm 2009 1.000 Grössler, Manfred, Dipl. Phyth.; Symposion „Gentechnikfrei genießen in Graz“ 400 joanneum racing graz; Formula Student 2009 1.500 Naturwissenschaftlicher Verein für Steiermark; Jahresprogrammförderung 750 Österreichische HochschülerInnenschaft; NGO­Messe 300 Pollinger, Andreas; Space Research Institute 700 Schoditsch, Thomas, Dr. iur.; Publikation „Einseitig erklärter Eigentumsvorbehalt im ABGB“ 700 Tragatschnig, Ulrich, Dr.; Forschungsprojekt EKZ Annenstraße 1.000 TU Graz Racing Team; Formula Student 2009 1.500 Verein zur Förderung der Universitätenkonferenz; Jahresprogrammförderung 300 Gesamtausgaben „Wissenschaft“ (nicht kulturbezogen) 1.070.611 LIKUS 1 Das Erworbene zu wahren wissen. (Ovid) Neben der universitären Forschung und Lehre zeigt sich in Graz auch ein breites außeruniversitäres Feld mit zahl­reichen bereits renommierten, aber auch „neuen“ aufstre­benden Institutionen und Einrichtungen. Der Universitäts­standort Graz bietet vielen ForscherInnen Möglichkeiten der vernetzten Zusammenarbeit, der gemeinsamen Entwicklung und der komplementären Ergebnisorientierung. Für das Jahr 2009 sind exemplarisch genannt: „Im Jahr 1811 von Erzherzog Johann mit dem Auftrag ge­gründet, „das Lernen [zu] erleichtern“ und „die Wißbegierde [zu] reitzen“, ist das Universalmuseum Joanneum heute der äl­teste und – neben dem Kunsthistorischen Museum in Wien – der zweitgrößte Museumskomplex in Österreich. Zu den Auf­gaben des Universalmuseums mit seinen 21 Abteilungen zählt die Präsentation eines umfassenden Bildes der Entwicklung von Natur, Geschichte und Kultur der Steiermark. Mit über 4,5 Mil­lionen Schauobjekten und einem MitarbeiterInnenstand von rund 500 Personen wird dies eindrucksvoll an den zahlreichen Standorten in Graz sowie in der gesamten Steiermark umge­setzt. Mehr als eine halbe Million BesucherInnen jährlich be­legen die Qualität der Arbeit. Das Universalmuseum Joanne­um wird größtenteils vom Land Steiermark finanziert, die Stadt Graz hält Anteile an der GmbH. Das integrierte Kunsthaus wird von der Stadt Graz signifikant unterstützt. Die entsprechenden stadtübergreifenden Ausgaben sind der Kategorie Bildende Kunst, Foto zugeordnet. Das stadtmuseumgraz zählt mit rund 1.200 Quadrat­meter Gesamtausstellungsfläche und ca. 25 Mitarbeitenden zu den Museen mittlerer Größe. Inhaltlich setzt sich das von Otto Hochreiter wissenschaftlich und von Sibylle Dienesch kaufmännisch geleitete stadtmuseumgraz mit den Schwer­punkten Geschichte der Stadt Graz, Urbanistik und Kunst mit Grazbezug auseinander. Im Jahr 2009 werden neben Graz­spezifischen Ausstellungen auch mehrere Ausstellungen ge­zeigt, welche über die Grenzen lokaler Themen und regiona­ler Bedeutung hinausgingen. Erstmals in der Geschichte des Museums gibt es eine feierliche Eröffnung durch ein Staats­oberhaupt. Bundespräsident Dr. Heinz Fischer eröffnet im Juni 2009 die Jubiläums­Ausstellung „BEING NIKOLAUS HARNONCOURT“ zum 80. Geburtstag des Grazer Jahrhun­dertdirigenten und Hauptkünstlers des styriarte­Festivals, das auch Mitveranstalter war. Zuvor ist „ISLANDS & GHETTOS. GRENZEN, TERRITORIEN, STÄDTE“, eine Ausstellung des Heidelberger Kunstvereins, eröffnet worden, in der sich in­ternational renommierte Künstler und Künstlerinnen mit welt­weiten urbanistischen Entwicklungen auseinandersetzen. Das lokale Thema „WIRKLICHKEITEN. GRAZ UM 1900“ mit ca. 120 Glas­Diapositiven aus dem Kulturamt­Stadtar­chiv wurde jenseits von Jahrhundertwende­Nostalgie in einen großen geschichtlichen Rahmen gestellt, in dem Graz als Stadt erscheint, in der die „große Welt ihre Probe hält“. Die Grazer Wirklichkeiten um 1900 wurden durch in situ platzierte, großformatige Bilder auch in den Stadtraum erweitert. Zur überregionalen Resonanz des stadtmuseumgraz trägt 2009 das im renommierten Brandstätter­Verlag zu dieser Ausstellung erschienene Katalogbuch ebenso bei wie zuvor das im Styria­Verlag erschienene Begleitbuch „Being Nikolaus Harnoncourt“. Die in Kooperation mit der Akademie Graz konzipierte Reihe „INNENANSICHTEN“, welche es sich zum Ziel gesetzt hat, Kunst junger Künstlerinnen und Künstler mit einem bio­ MUSEEN , ARCHIVE , WISSENSCHAFT grafischen Bezug zu Graz zu präsentieren, wird 2009 erfolg­reich fortgesetzt. So können drei neue Ausstellungen dieser Reihe eröffnet werden. Die Schritte hin zu einem modernen und den verstärkten Ansprüchen der KundInnen entsprechenden Stadtarchiv werden 2009 fortgesetzt. Eine der vordergründigen Aufgaben des Stadtarchivs im Jahr 2009 ist, wie in den Vorjahren, das Einordnen der Faszikel des historischen Bauaktenarchivs in moderne, speziell gefertigte säurefreie Archivboxen. Wesentlich und ein wichtiger Schritt zu einem modernen Archiv ist 2009 der Umbau eines Depotraumes zu einem modernen Planarchiv sowie die gleichzeitige Erfassung der Pläne und die Vorbereitung für deren Übertragung in das neue Archivprogramm Archivis Pro. Die Inventarisierung und Katalogisierung der wissenschaftlichen Präsenzbibliothek schreitet auch im Jahr 2009 weiter voran. Im Jahr 2009 er­scheint unter der Schriftleitung von Landeskonservator a.D. Hofrat DI Dr. Friedrich Bouvier und ao. Univ.­Prof. Mag. Dr. Nikolaus Reisinger der Doppelband 38/39 des „Historischen Jahrbuchs der Stadt Graz“ mit dem Schwerpunkt „Achter­Jahre“. Im Bereich der Dienstleistungen (Aushebung von Bau­akten, historisch­wissenschaftliche Anfragen) kann eine Frequenzsteigerung von rund 25% verzeichnet werden. Die Universität für Musik und darstellende Kunst Graz (KUG) startet ein Dr. Artium­Programm, ein Stipendi­umprogramm für DissertantInnen in der Abschlussphase ihres Studiums. Der Internationale Schubert Wettbewerb der KUG – seinem Charakter nach ein Kammermusikwettbewerb – findet im Februar 2009 in Graz statt. Es handelt sich um einen Drei­Sparten­Wettbewerb, der im Drei­Jahres­Rhythmus abge­halten wird. Im Vorjahr waren die Sparten „Duo für Gesang und Klavier (Lied)“, „Duo für Violine und Klavier“ und „Streich­quartett“ vertreten. Dieser nunmehr 7. Internationale Wett­bewerb, erstmals vor 20 Jahren durchgeführt, ist mittlerwei­le ein fixer Bestandteil im Grazer Kulturleben geworden. Er ist darüber hinaus auch international anerkannt. 246 Teilneh­merInnen aus 36 Nationen sind angemeldet, davon 60 Lied­Duos, 37 Duos für Violine und Klavier und 13 Streichquartet­te. Der Wettbewerb ist Teil der „World Federation of Inter­national Music Competitions“ (Genf). Zu jedem Bewerb er­scheint eine schriftliche Dokumentation, die die Veranstaltung hinterfragt, mit Interviews der JurorInnen sowie der Wettbe­werbsgewinnerInnen und einer Untersuchung zum von den TeilnehmerInnen gewählten Repertoire. Die Karl­Franzens­Universität Graz hat im Jahr 2009, gemeinsam mit der TU Graz, ein Forschungsprojekt zur Annenstraße entwickelt, das sowohl die Geschichte der Annenstraße in den letzten drei Jahrzehnten als auch ihre ak­tuellen Problematiken analysiert. Kooperationen mit mehreren städtischen Abteilungen, Kunstinitiativen und der Wirt­schaftskammer Steiermark werden hergestellt. Die zentralen Fragestellungen umfassen folgende Schwerpunkte: urbane Diversitätskriterien im Wandel der Zeit, urbane Funktionen der Annenstraße und deren Bedeutungsverlust, regionale Funk­tionen der Annenstraße und deren Bedeutungsverlust, Ent­wicklung von Projekten in Vergangenheit und Gegenwart und deren Auswirkung auf die Bedeutung der Annenstraße, Ver­gleich eines gedachten „EKZ Annenstraße“ mit einem tatsächlichen Einkaufszentrum im Umland. Ein Teil der For­schungsarbeit wird der Wahrnehmung der Straße durch Kund­Innen und Geschäftstreibende in der Annenstraße und in einem Shopping Center gewidmet. Neben dem Forschungsprojekt gibt es auch eine Reihe von Lehrveranstaltungen mit Studie­renden der Technischen Universität Graz, die 2010 noch fort­gesetzt werden. Das Jahr 2009 wird von der UNO als Jahr der Astro­nomie festgelegt, weshalb es auch im Wissenschaftsbe­reich mehrere Schwerpunkte gibt: MUSEEN , ARCHIVE , WISSENSCHAFT Das Keplergymnasium sieht sich als Namensträger des berühmten Astronomen auch als Stätte wissenschaft­licher Auseinandersetzung mit der Heimstätte der Grazer Astronomischen Gesellschaft, als Museums­und Ausstel­lungsraum („Keplerraum“) und durch die Keplersternwarte als Ort astronomischer Beobachtung. Der Schwerpunkt im Jahr 2009 liegt auf der Gestaltung eines „astronomischen Pfades“ in der Schule, der Öffnung des „Keplerraumes“ und der Sternwarte für die Öffentlichkeit und einer Theaterauf­führung, all dies unter wissenschaftlicher Begleitung. Das Haus der Wissenschaft/Zeitgeschichtelabor setzt einen entsprechenden Jahresschwerpunkt: Das Projekt der AstrophysikerInnen der Karl­Franzens­Universität Graz „Astro­Welt/Kosmische Strahlung und Sonnenbeobachtun­gen“ gibt eine allgemein verständliche Einführung in die Quel­len der kosmischen Strahlung und die solare kosmische Strah­lung. Weiters wird im Jahr 2009 die Reihe „Interactive Scien­ce“ mit „Abenteuer Wissenschaft, part 2“ fortgesetzt: eine Multi­Media­Ausstellung mit zahlreichen Stationen, u. a. mit Anwendung der Grazer Erfindung MRI (Mixed Reality Inter­face), einer haptischen Schnittstelle zum Computer, an der jeweils acht bis zehn Personen gleichzeitig vor Bildschirmen bzw. Leinwänden interagieren können. Im Haus der Wissenschaft findet auch die interaktive Science Center Wanderausstellung „Erlebnis Netz(werk)e“ statt. Netze und Netzwerke stehen im Mit­telpunkt der Ausstellung. Zehn interaktive Science Center Stationen – eindrucksvolle, spannende Exhibits, Spiele und Experimente – bilden die Knoten im Ausstellungsnetz und laden aus unterschiedlichsten Perspektiven zur Ausein­andersetzung mit Netz(werk)en ein. Thematisch reichen die Stationen von Netzen in Zellen über Spinnennetze, physika­lische Netzstrukturen bis hin zu Kommunikationsnetzen und sozialen Netzwerken. In den einzelnen Stationen wie auch durch ihre Verknüpfungen in der Ausstellung selbst wird erlebbar, wie Netze und Netzwerke gebildet werden, woraus sie bestehen und was sie leisten können. Im Jänner 2009 wird als Abschluss des Projektes „NS­Herrschaft in der Steiermark“, das in den Jahren 2007 und 2008 gemeinsam vom Institut für Geschichte (Zeitge­schichte), dem Centrum für Jüdische Studien, dem Verein CLIO und dem Ludwig­Boltzmann­Institut für Gesellschafts­und Kulturgeschichte durchgeführt wird, die dreitägige Tagung „NS­Herrschaft in der Steiermark“ veranstaltet. Im Rahmen dieser Tagung werden die Projektergebnisse mit den For­schungen von einer Anzahl namhafter ExpertInnen verglichen und gemeinsam diskutiert. Auf diese Art und Weise kann rund 20 Jahre nach dem Erscheinen des Buches von Stefan Karner „Die Steiermark im Dritten Reich“ erstmals eine um­fassende Zusammenschau über die Forschungen zur NS­Zeit in der Steiermark unter Berücksichtigung neuer wissen­schaftlicher Fragestellungen und der Miteinbeziehung neuer Quellen und Erkenntnisse umgesetzt werden. Das Projekt „Aufarbeiten und Erinnern. Die Zeit des Nationalsozialismus in der Steiermark“ führt im Jahr 2009 die Arbeit von Clio – Verein für Geschichts­und Bildungs­arbeit weiter. Publikationen, Veranstaltungen sowie eine Fachtagung bestimmen das Jahresprogramm. Die bereits im Jahr 2008 eröffnete Ausstellung „NS­Herrschaft: Widerstand und Verfolgung in der Steiermark“ im Stadtmuseum hat die höchsten Besuchszahlen und wird daher bis April 2009 verlängert. Die Zeitschrift „Falter“ kürt die Ausstellung zur zweitbesten Ausstellung Österreichs. Das Internationale Textilkunst­Symposium feiert im Jahr 2009 sein 25­jähriges Bestehen. In einer zehntägigen Aus­stellung werden textile Kunstwerke und Kompositionen inter­nationaler KünstlerInnen präsentiert. Zusätzlich gibt es wieder Workshops und internationale Fachvorträge, die sich den wis­senschaftlichen Aspekten widmen. Textilkunst wird in ihren re­ MUSEEN , ARCHIVE , WISSENSCHAFT duzierten Formen und Farben und ihrer eigenen Ästhetik in der Hofgalerie des Bildungszentrums Raiffeisenhof gezeigt. Ziele und Strategien des inzwischen zur Institution gewordenen Pro­jektes sind Entwicklung und Förderung der internationalen Tex­tilkunst und die Erforschung neuer Sichtweisen, wobei Graz sich als Zentrum der internationalen Textilkunst positioniert. Die städtischen Aufwendungen in der LIKUS­Kategorie „Museen, Archive, Wissenschaft“ im Jahr 2009 betragen 2.466.170 Euro, das entspricht einem Anteil von 5,37% an den städtischen Kulturausgaben. Der größte Anteil entfällt dabei mit 57,28% auf das Stadtmuseum, gefolgt vom Stadtarchiv mit 17,53%. Im Ver­gleich zu 2008 sind die Ausgaben in der Kategorie „Museen, Archive, Wissenschaft“ um 16,97% gestiegen. Museen, Archive, Wissenschaft 2.466.170 +16,97% 2.111.935 2.108.301 2.202.898 +19,99% 1.897.738 +11,10% 20 MUSEEN , ARCHIVE , WISSENSCHAFT KF Uni Graz – Haus der Wissenschaft/Zeitgeschichte­ labor; „Interactive Science – Abenteuer Wissenschaft 2“ 7.000 KF Uni Graz; Haus der Wissenschaft/Zeitgeschichte­ labor; „Interactive Science – Abenteuer Wissenschaft 2“ 25.000 KF Uni Graz – Presse + Kommunikation; Handbuch Tagungs­& Eventmanagement 2.500 Österreichisch­Französische Gesellschaft; Jahresprogrammförderung 5.950 Österreichische Gesellschaft für Kinderphilosophie; Jahresprogrammförderung 3.000 Science Center Netzwerk; Wanderausstellung „Erlebnis Netz(werk)e“ 5.000 science2public; FameLab 2009 4.000 Universität für Musik und darstellende Kunst Graz – Dr. artium­Programm 2009/2010 53.000 KUG – Oststipendien 17.000 KUG – Internationaler Schubert Wettbewerb 25.250 Verein Projekt Schwab; „Werner Schwab Werke – Königskomödien I“ 3.000 Förderungen Kultur­und Wissenschaftsressort bis € 1.500 Bildungszentrum Raiffeisenhof; 25. Inter­ nationales Textilkunst­Symposium 1.500 BRG Kepler; Jahr der Astronomie 700 Burgverein Gösting; Jahresprogrammförderung 1.500 Felbinger, Andrea, Maga Drin; Publikation „Kohärenzorientierte Lernkultur. Ein Modell für die Erwachsenenbildung“ 700 Friedrich, Claudia, Maga Drin; Publikation „Große Reklameschau in Graz: Die Anfänge der modernen Reklame in Graz um 1900“ 700 Gottscheer Landsmannschaft in Graz; Festver­ anstaltung zum 90­jährigen Bestandsjubiläum 1.000 Grazer Philosophische Studien; Jahresprogrammförderung 700 Historischer Verein für Steiermark; Jahresprogrammförderung 700 Homann, Michael, DI Dr.; Publikation „Der Körper und das Spezifische in der Architektur der globalisierten Welt“ 700 Kernmayer, Hildegard, Drin; Publikation „Schreibweisen.Poetologien. Band 2: Tendenzen in der zeitgenössischen österreichischen Literatur“ 700 KF Uni Graz – Institut für Archäologie; Ausstellung „Unter dem Feigenblatt“ 700 Koch, Alexandra, MMaga; Publikation „Weltab­ geschieden, erzkonservativ, strohtrocken? Mormo­ nische Lebenswelten im Spannungsfeld zwischen Selbstwahrnehmung und medialer Darstellung“ 700 KUG – Institut Schauspiel; Operette „MIKADO“, Graz und Yokohama 500 Lessjak, Vanessa, Maga; Monographie anläßlich des 50. Geburtstages von Richard Dünser 500 Liftenegger, Mario, Mag.; Publikation „Zaun oder Mauer“ 700 Marchl, Sandra, Drin; Publikation „Alma Mahler Werfel in der Biographik. Die Dekonstruktion einer Legende“ 700 Österreichische Karl­Jaspers­Gesellschaft; Jahresprogrammförderung 1.000 Perner, Maria; Publikation „Soziale Ungleichheiten im städtischen Raum“ 500 Salmhofer, Gundrun, Maga Drin; Publikation „Lenka Reinerovà“ 700 SOWI Absolventenverein; Jahresprogrammförderung 363 TU Graz – Institut für Gebäudelehre; Instituts­ schwerpunkt Europäische Kulturhaupt­ stadt 2007 Sibiu – Hermannstadt 1.000 Verein elevate; „elevate“ Festival 2009: Workshops 1.500 Verein FreundInnen der Frauenuniversität Graz; FrauenFrühlingsUni Graz 2009 1.000 Verein Interkultureller Mehrsprachiger Kindergarten; Publikation „Der Kindergarten ist erwachsen“ 700 Gesamtausgaben in der Kategorie „Museen, Archive, Wissenschaft“ 2.466.170 LIKUS 2 Schreib alle Unbill in den Staub, alle Wohlta­ ten in den Marmor. (Benjamin Franklin) Auch wenn nicht die gesamte Geschichte der Stadt Graz „in Marmor“ geschrieben ist, ist das baukulturelle Erbe ein be­deutender Faktor. Der Weltkulturerbe­Titel, den die Grazer Altstadt seit 1999 tragen darf, bedeutet nicht nur Anerken­nung für den nahezu lückenlos erhaltenen historischen Alt­stadtteil, sondern auch Verpflichtung, das historische Erbe mit seinem vielschichtigen Bauensemble von der Gotik bis zum 21. Jahrhundert zu erhalten, neue Architektur harmonisch einzu­fügen und auf hohem Niveau zu fördern. Eine wichtige Rolle dieses spannenden Miteinanders der Zeitalter spielt dabei natürlich die Altstadtsachverständigenkommission, die fach­lich prägend beigezogen wird. Dem Kulturressort der Stadt Graz obliegt im historischen Bereich die Denkmalpflege. Im Jahr 2009 werden, neben den routinemäßig wiederkehrenden Reinigungen und Restau­rierungen verschiedener Denkmäler und Skulpturen nach Beschmierungen und Vandalenakten sowie der Erneuerung bei Inschriften von Ehrengräbern – folgende Schwerpunkte gesetzt: Eine Gorbach­Büste kann auf Grund der Neugestaltung des Karmeliterplatzes nicht mehr dort verbleiben und wird im Jahr 2009 zu ihrem ursprünglichen Ort am Marburgerkai versetzt. „Monument‘s Time Sharing” nennt sich ein vom slo­wenischen Künstlerkollektiv IRWIN initiierter Kulturaustausch der etwas anderen Art. Dabei werden Statuen ausgetauscht, in Graz betrifft es die „Styria“ im Stadtpark, deren „Schwert“ nach der Rückkehr aus Ljubljana restauriert und neu ange­bracht wird. Das Internationale Mahnmal am Zentralfriedhof wird mit Unterstützung der Wirtschaftsbetriebe der Stadt Graz neu bepflanzt. Die Dachsanierung der Anna­Kapelle wird Ende 2009 beauftragt, die Durchführung wird 2010 erfolgen. Eine Gedenktafel wird beim ehemaligen Palais Schrottenbach, das 1346 erstmals urkundlich erwähnt wurde, angebracht. 1346 wurde in diesem Haus, in dem sich heute eine Bäckerei befindet, erstmals Brot gebacken. Damit befindet sich am Dietrichsteinplatz nachweislich eine der ältesten Bäckereien von Graz. Die Fassade des Hauses wur­de um 1760 von Josef Huber barockisiert. Am ehemaligen Wohnhaus von Landesrabbiner Dr. Da­vid Herzog in der Radetzkystraße wird im November 2009 eine Gedenktafel errichtet. In diesem Haus lebte und arbeitete 22 BAUKULTURELLES ERBE Landesrabbiner a.o. Universitätsprofessor Dr. David Herzog von 1926 bis zu seiner gewaltsamen Vertreibung durch Grazer Na­tionalsozialisten im Dezember 1938. Als Rabbiner der jüdischen Gemeinde, Lehrer an Grazer Schulen sowie der Karl­Franzens­Universität und als verdienstvoller Historiker der steirisch­jü­dischen Geschichte wirkte er für und inmitten der Grazer Ge­sellschaft. Er war steter Kämpfer für soziale Gerechtigkeit und gegen den grassierenden Antisemitismus, Mitglied des Stadt­und Landesschulrates, Bürger von Graz und Träger des Golde­nen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich. Das Großprojekt des Jahres 2009 ist aber sicherlich die Reinigung und Restaurierung des Erzherzog Johann Brunnens am Hauptplatz mit finanzieller Unterstützung der Österreichischen Gesellschaft der Denkmalfreunde, aber auch großer Finanzmittel der Stadt. Im Jubiläumsjahr wird die rd. drei Meter hohe und 1,5 Tonnen schwere Statue runderneuert. Auch die die Statue umgebende Brunnenanlage wird saniert. Im Jahr 2009 wendete die Stadt Graz für die LIKUS­Ka­tegorie „Baukulturelles Erbe“ 1.149.835 Euro auf. Das ent­spricht einem Anteil von 2,50% aller städtischen Kulturaus­gaben. Im Vergleich zu 2008 sind die Ausgaben dieser LIKUS­Kategorie um 4,47% gestiegen. Baukulturelles Erbe 2.505.982 Gesamtausgaben in der Kategorie „Baukulturelles Erbe“ 1.149.835 LIKUS 3 Bevor man daran denkt, einen eingeführten Brauch zu zerstören, muss man ihn wohl ab­ wägen gegen die Bräuche, die an seine Stelle treten werden. (Jean­Jacques Rousseau) Das Bewahren von Bräuchen, das Aufrechterhalten traditioneller Kunst­und Kulturformen und das sensible Weiterentwickeln des Alten stehen gerade im städtischen Bereich in dieser LIKUS­Kategorie im Vordergrund. Auch wenn traditioneller Weise die Heimat­und Brauchtumspflege im ländlichen Bereich stärker verankert ist, finden sich demnach zahlreiche Aktivitäten auch in der Stadt. Das einmal jährlich stattfindende große Volkskulturstadtfest „Aufsteirern“ gehört mittlerweile schon zum „Stadtbild“. Exemplarisch für das Jahr 2009 sind genannt: Auch die ARGE Volkstanz Steiermark zeigt in Graz im Jahr 2009 zahlreiche Aktivitäten: ein Sommertanzfest in Schloss St. Martin, das Kathreintanzfest, Kurse für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, Aus­und Weiterbildung mit sozialen und stadtbezogenen Schwerpunkten, Einbringung von Beratungstätigkeit und Hilfestellung für Fest­und Feier­tagsgestaltung im Jahreslauf. Auch hier wird das Angebot sehr gut angenommen. Der Bund der Heimat­und Trachtenvereine Steier­marks als Dachorganisation unterstützt die Arbeit in den einzelnen Verbänden und Vereinen. Diese umfassen 37 Tanz­gruppen, 33 Plattlergruppen, 31 Kinder­und Jugendtanz­gruppen, acht Musikgruppen, acht Gesangsgruppen, acht Schnalzergruppen, sechs Laienspielgruppen, zwei Schützen­gruppen und eine Rittergruppe. Aktivitäten zur „Erhaltung und Pflege des steirischen Brauchtums“ für 2009 sind u. a. ein Bundesball, die Beteiligung beim „Aufsteirern“, die Mit­wirkung beim „Tag der Steirer“ und der steirischer Früh­schoppen im Vordergrund. Es finden aber auch wieder Schulungen für VortänzerInnen, spezielle Seminare sowie aktive Jugendarbeit statt. Der Bund Steirischer Heimatdichter ist als eingetra­gener Verein seit Jahrzehnten steiermarkweit tätig und feier­te 2007 sein 50­jähriges Bestehen. Pflege und Weitergabe von heimatlichem Schrifttum in Mundart und Schriftsprache sowie die Herausgabe neuer Texte und Förderung steirischer Auto­rInnen sind Ziel der Vereinsarbeit. Seit dem Jahr 2005 veran­staltet der Bund Steirischer Heimatdichter Lesungen, die in den 24 HEIMAT ­UND BRAUCHTUMSPFLEGE Folgejahren ausgebaut wurden. Sehr erfolgreich laufen Ver­anstaltungen in steirischen Gasthöfen und Almhütten. Kon­takte zu anderen Literaturkreisen in der Steiermark, Burgenland und Oberösterreich konnten weiter ausgebaut werden, und es gibt das bereits zweite steirisch­slowenische AutorInnen­’ treffen in der Südsteiermark, das in beiden Sprachen moderiert wird. Aufgrund des großen Erfolges der ersten beiden Antho­logien „Gedichte und Geschichten aus der Steiermark“ wird im Jahr 2009 Band 3 auf den Markt gebracht. 2009 steht weiters die Neugestaltung der Internetseiten im Vordergrund. Jeden dritten Mittwoch werden steirische AutorInnen im Festsaal der Mineralogie in Graz präsentiert, zahlreiche Buchpräsenta­tionen runden das Jahresprogramm ab. Das Steirische Volksliedwerk, gegründet 1805, sorgt für eine rege Tätigkeit in den Bereichen Sammlung und Verlebendigung von Volksmusik, dazu kommt das Führen des Steirischen Volksliedarchivs sowie einer Fachbibliothek. Ver­öffentlichungen, Beratungstätigkeit sowie Schulungen gehören ebenfalls zum breiten Spektrum der Tätigkeiten. Besonders das Büro für Weihnachtslieder ist zu einer Servicestelle des Steirischen Volksliedwerks in Graz für alle Fragen rund um Weihnachtslieder und ­texte, Melodien, Geschichten, Gedichte und Bräuche geworden. Seit seiner Gründung im Jahr 1991 ist das „Büro für Weihnachtslieder“ fixer Bestandteil des Advents in der Grazer Innenstadt und Treffpunkt für Familien, die (wieder) gemeinsam singen und musizieren möchten. Das Büro ist in der Weihnachtszeit weltweit tätig. Jährlich machen ca. 10.000 Personen, auch international, von der Servicestelle Gebrauch. Eine umfas­sende Bibliothek mit geschultem Fachpersonal bietet Hilfe. Das Weihnachtslieder­und – geschichtenregister des Steiri­schen Volksliedwerks mit rund 30.000 Eintragungen (von einzelnen Weihnachtsliedern und Instrumentalnoten bis zu Geschichten, Gedichten, Hirten­und Krippenspielen) ist die Basis für Beratungen und Anfragen. Neben alpenländischer Volksmusik sind in der Bibliothek auch fremdsprachige und volkstümliche Lieder, Spirituals, Popsongs und vieles andere enthalten. Der „Interkulturelle Stammtisch“ des Volkslied­werks ist eine beispielgebende Kooperation mit ISOP im Integrationsbereich. Der Steirische Blasmusikverband, mit 21 Bezirks­verbänden allein in Graz, sieht als Ziel, das Blasmusikwesen in der Steiermark fest zu verankern, mit der Musik zwischen den Generationen und Geschlechtern zu verbinden sowie Strukturen für die musikalische Aus­und Weiterbildung zu schaffen, im Besonderen für den Nachwuchs. Zahlreiche Ver­ HEIMAT ­UND BRAUCHTUMSPFLEGE anstaltungen, die erfolgreiche Teilnahme an Wettbewerben sowie das Mitmachen bei vielfältigen Initiativen zeugen vom Einsatz aller. Der Blasmusikverband wird im Jahr 2010 sein 60­jähriges Bestehen feiern, als Beginn der Feierlichkeiten wird im ORF der Film „Mit Pauken und Trompeten“ bereits im November 2009 gezeigt. Der Steirische Sängerbund ist eine Dachorganisation der Chöre, Vokalensembles und ChorsängerInnen der Steiermark und hat sich die Aufgabe gestellt, das Chorwesen in der Stei­ermark zu fördern und die spezifische Gesangskultur unserer Heimat zu bewahren. Ein besonderes Projekt des Sängerbundes ist „Styria Cantat“, das im Jahr 2009 zum zweiten Mal durch­geführt wird. 20 KomponistInnen aus ganz Österreich schreiben jeweils ein neues Stück für 20 Chöre, die im Februar 2009 ur­aufgeführt werden. Die A Capella Kompetition „vocal total“ findet 2009 bereits zum neunten Mal mit großem Erfolg statt. Im Jahr 2009 wendete die Stadt Graz für die LIKUS­Ka­tegorie „Heimat­und Brauchtumspflege“ 97.645 Euro auf. Förderungen Kulturressort über . 1.500 Blasmusikverband; Konzerte und Jahresprogrammförderung 10.200 Bund der Heimat­und Trachtenvereine; Jahresprogrammförderung 3.825 Bund Steirischer Heimatdichter; Jahresprogrammförderung 1.700 Harmonikazentrum; Basisförderung 2.550 Steirischer Sängerbund vocal.total; Jahresprogrammförderung 64.300 Steirisches Volksliedwerk; Büro für Weihnachts­ lieder und Interkultureller Stammtisch 4.080 Trachtenverband Graz; Jahresprogrammförderung 2.890 Das entspricht einem Anteil von 0,21% aller städtischen Kul­turausgaben. Der größte Anteil entfällt dabei mit 65,65% auf den Steirischen Sängerbund, gefolgt vom Steirischen Blasmusik­verband mit 10,45% und dem Bund der Heimat­und Trach­tenvereine mit 3,92%. Im Vergleich zum Jahr 2008 sind die Ausgaben in dieser LIKUS­Kategorie um 7,71% gesunken. Heimat­und Brauchtumspflege 114.580 +11,28% 111.400 105.800 –2,78% –5,03% 97.645 –7,71% 102.970 +3,90% 99.105 +0,70% 98.415 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Förderungen Kulturressort bis . 1.500 „Die Mariatroster Männervokalwirtschaft“; 90 Jahr­Jubiläum 700 ARGE Volkstanz Steiermark; Jahresprogrammförderung 1.500 DOKU Graz; Frauenleben an der Mur 1.000 Edition Strahalm; „Erzherzog Johanns Reise in Obersteiermark“ 1.000 Gottscheer Landsmannschaft; 90 Jahre­Jubiläum 700 Grazer Zitherverein; Jahresprogrammförderung 500 Spanner, Prof. MMag.; Steir. Hirten­und Krippenlieder 500 Trachtenkapelle Graz Wetzelsdorf; Blasmusikworkshop 300 Trachtenverein „D’Steirerherz’n z’Graz“; Jahresprogrammförderung 1.500 Volksliedchor des österreichischen Alpenvereins; Jahresprogrammförderung 400 Gesamtausgaben in der Kategorie „Heimat­und Brauchtumspflege“ 97.645 LIKUS 4 Das Ziel des Schreibens ist es, andere sehen zu machen. (Joseph Conrad) Ein breites Spektrum von Literaturzeitschriften und Ver­lagen schafft in Graz seit langem einen fruchtbaren Boden für Literatur. Über die Landes­und Staatsgrenzen hinaus be­kannte AutorInnen haben in ihrer Anfangszeit Akzente gesetzt und Graz damit zu einer Literaturstadt heranwachsen lassen. Diese Entwicklung setzt sich bis heute fort und bildet die Basis für qualitativ hochwertig tätige jüngere AutorInnen. Für 2009 sind exemplarisch genannt: Die Grazer Wandzeitung ausreißer wird an 16 Stand­orten großformatig präsentiert. Im Jahr 2009 wird die Ver­teilung der gefalteten Best­of­Ausgaben, die nun nicht nur an zahlreichen Standorten im öffentlichen Raum aufliegen, sondern auch bei insgesamt 200 Institutionen, Organisationen, Lokalen, Bildungs­und Sozialeinrichtungen in Graz und der Steiermark kostenlos erhältlich sind, erweitert. Neben dem permanenten Bemühen um künstlerisch, literarisch und jour­nalistisch hochwerte Beiträge in Text und Bild wird auch eine neue Reihe mit dem Titel „art_ist/s“ ins Leben gerufen. Das seit 1998 publizierende Feuilletonmagazin „schreibkraft“ veröffentlicht in seinen themengebundenen Heften eine Mischung aus Werken von Grazer sowie öster­reichischen/deutschen Schreibenden und arrivierten Autor­Innen. Jedes Heft besteht aus den Bereichen „Feuilletons und Essays zum vorgegebenen Thema“, „Rezensionen vor­nehmlich zur österreichischen Gegenwartsliteratur“ und „aus­gewählte literarische Texte“. Die Themen 2009 sind „Im Ernst?“ und „Genug“. Aus Anlass des 30­jährigen Bestehens der Literatur­zeitschrift Lichtungen gibt es im Jahr 2009 eine Präsenta­tion der Zeitschrift auf der Messe „Buch Wien“ und Lesungen mit Grazer AutorInnen. Das Jubiläum wird abgerundet mit einer Sonderausgabe mit dem Titel „Ferne und Nähe“, wo­bei der Schwerpunkt einerseits auf der literarischen Vorstellung Islands liegt, andererseits dem literarischen Schaffen steirischer und Grazer AutorInnen ein breiter Platz eingeräumt wird. Die Grazer Autorenversammlung setzt im Berichtsjahr die Literaturwanderungen fort. Nach dem Schloßberg, dem Burggarten und dem Hilmteich wird 2009 der Kaiser­Josef­Platz als Ort gewählt. Unter dem Titel „Marktdichten – literarische und musikalische Kostproben“ wird der Samstag als Tag der höchsten Frequenz an MarktbesucherInnen ge­wählt, um dem Ereignis die größtmögliche Aufmerksamkeit zu ermöglichen. 17 AutorInnen halten kurze Lesungen aus ihren Werken unter der Regie von Wilhelm Hengstler und un­ter der Moderation von Günter Eichberger. Der international bekannte Musiker, Gründer des legendären Jazz­Trios „The Neighbours“ und ehemalige Leiter der NDR­Bigband Dieter Glawischnig, begleitet die Lesungen musikalisch. Anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Literaturplattform wird die Textsammlung „schreibräume“ präsentiert. Das Haus der Architektur Graz (HDA) ist ein ge­meinnütziger Verein zur Architekturvermittlung und Förde­rung zeitgenössischer Baukultur und wurde 1988 als erstes Haus dieser Art in Österreich gegründet. Das Spektrum der Aktivitäten des HDA umfasst Ausstellungen, Vorträge, Works­hops, Wettbewerbspräsentationen, Architekturvermittlung und Organisation von Exkursionen ebenso wie einen eigenen Verlag, der zahlreiche international vertriebene Architektur­publikationen betreut und herausgibt. Das Jahrbuch „Von LITERATUR Menschen und Häusern. Architektur aus der Steiermark“ mit Fotografien von Livia Corona wird im Jahr 2009 als eines der „schönsten Bücher Österreichs“ ausgezeichnet. Der Franz­Nabl­Literaturpreis der Stadt Graz in Höhe von 14.500 Euro geht im Jahr 2009 an Prof. Alfred Kolleritsch. Alfred Kolleritsch, im südsteirischen Ort Brunn­see geboren, in Graz aufgewachsen und wohnend, stellt den exemplarischen Fall eines Künstlers dar, der seiner Her­kunftsregion lebenslang verbunden bleibt, diese Bindung aber nicht als Fessel, sondern als produktive Herausforderung begreift. Die Grenze wird zur bestimmenden Erfahrung, zum Synonym für jegliche Art von Einschränkung und Grenz­ziehung, während Schreiben – wie es Alfred Kolleritsch ver­steht und betreibt – das genaue Gegenteil bezeichnet: die Ent­grenzung, die Öffnung, die Weitung. In diesem Sinn formiert sich sein Werk, das Gedichte, Romane, Erzählungen und Essays umfasst, über Jahrzehnte hinweg als unermüdliche An­strengung, Begriffe wie „Heimat“, „Identität“ oder „Wahrheit“ zu hinterfragen und letztlich auch Sprache als normative Kraft in Frage zu stellen. Zu sprechen, ohne vorschnell Bedeu­tungen zu stiften, ist das Grundanliegen, das Kolleritsch mit seinem Schreiben verfolgt. Dabei weiß er die notwendige Reflektiertheit solchen Schreibens mit Anschaulichkeit und Sinnlichkeit zu verbinden: Das Denken und Nachdenken be­hindern das Sehen und Fühlen nicht, sondern verschaffen dem Wahrgenommenen Glaubwürdigkeit jenseits von Klischees und falschen Gewissheiten. Dass Kolleritsch nicht nur ein bedeutendes literarisches Werk hervorgebracht hat, sondern fünf Jahrzehnte lang als Herausgeber der „manus­kripte“ literarisch vermittelnd und fördernd war und ist, ergibt in Summe eine Lebensleistung, die mit dem Franz­Nabl­Preis, dem wichtigsten Literaturpreis der Stadt, eine angemessene und längst fällige Würdigung erfährt. Die Literaturstipendien der Stadt Graz in Höhe von je 10.000 Euro gehen im Jahr 2009 an Gabriel Loidolt, Mike Markart und Martin G. Wanko. Gabriel Loidolt, ein stiller, doch über viele Jahre mit großer Stetigkeit und hohen Qualitätsansprüchen arbeitender Grazer Autor, dessen bisherige Veröffentlichungen immer wieder auch international bemerkenswertes Echo und Aner­kennung erhielten, hat mit „Der Nachtportier“ ein Arbeits­projekt eingereicht, mit dem er sein Werk um einen viel ver­sprechenden Roman erweitern will. Mike Markart ist kein Unbekannter in der steirischen Literaturszene, gehört aber auch zu den „Leisen“ des Landes. Sein Œuvre ist breit angelegt, so schreibt er Lyrik, Romane, Hörspiele und Theater. Gerade sein letzter Roman, erschienen 2008 in der Edition Kürbis, mit dem Titel „Dillingers Fluchtplan oder Karajan umzubringen war mir ein Bedürfnis“ hat Auf­sehen erregt. In den Rezensionen wird das Romankonzept von „Dillingers Fluchtplan“ als genial hervorgehoben, das Konzept des Romans wird in der Folge erzählerisch mit großem Können umgesetzt. Es gelingt dem Autor, die Denk­bewegungen des Protagonisten – „Schlafes Bruder“ einmal anders, so eine andere Rezension – mit großer Spannung dem Leser/der Leserin zu vermitteln. Martin G. Wanko ist seit mehr als einem Jahrzehnt als Dramatiker, Prosa­Autor, Journalist und Literatur­funktionär der Grazer AutorInnenversammlung (GAV) in der literarischen Öffentlichkeit von Graz und darüber hinaus sehr umtriebig. Mit seinem kalkuliert zur Schau gestellten „unakademischen“ Habitus bemüht sich der Autor in letzter Zeit verstärkt um eine gesellschaftskri­tische Neu­Akzentuierung des „Boulevards“ als eines Bereichs, der gemeinhin von „affirmativer“ Kunstübung in Beschlag genommen ist. In Wankos Konzept spielen natur­gemäß wirkungsästhetische Überlegungen eine eminent wichtige Rolle. Die Literaturförderungspreise der Stadt Graz in Höhe von je 2.200 Euro gehen an Christoph Szalay und Max Höfler. LITERATUR Christoph Szalay macht als Autor von mehreren Publikationen in Literaturzeitschriften schon seit einiger Zeit auf sich aufmerksam. In seiner letzten umfangreichen Arbeit „stadt/land/fluss“ sind drei Gedichtzyklen vereinigt. Der Autor zieht mit den geografischen Wörtern „Stadt“, „Land“ und „Fluss“, die zugleich auch alte lyrische Worte sind, frische, oftmals überraschende Spuren, gleichsam Routen, in assoziations­und bilderreichen Versen. Im Zyklus „land“ kommt jedoch keine liebliche Naturlyrik auf, an der erfahr­baren Bruchlinie von innen und außen erscheint die Sprache gebrochen, kurzatmig und doch rhythmisch – z. B. im Metrum anstrengender Schritte über Schnee, Eis und Fels. Größer könnte die Distanz zur Idylle kaum sein als in diesen Natur­gedichten zeitgenössischen Zuschnitts. Einen jähen ‚Sprach­wechsel’ vollzieht der Autor in seiner Lyrik z. B. im Ge­dichtzyklus „stadt“, er setzt sich der flirrenden, mitunter ver­störenden Mehrfachbelichtung des urbanen Umfeldes aus – ablesbar in fortgesetzten Verwerfungen des Sprachmaterials. Der Autor ‚übersetzt’ damit zeitnah die Fragmentierung der modernen Gesellschaft am Beispiel der Stadt – mit ihrer Viel­sprachigkeit, den Auflösungstendenzen und der Beschleuni­gung der Lebensformen. All diese Elemente sind in der Lyrik des Autors abzulesen in den popkulturellen Versatzstücken, in den Splittern englischsprachiger Songtexte und graffitiähn­lichen Kritzeleien. Mit seinen literarischen Arbeiten gelingt dem Autor eine bemerkenswerte Verknüpfung einerseits zwischen einer bekannten Traditionslinie feinsinnig reflek­tierter Lyrik und andererseits mit seiner Methode der fort­gesetzten, verspielt ironischen Sprachverwerfung eine An­näherung an eine vielleicht neue literarische Avantgarde. Christoph Szalay bringt bereits in sehr jungen Jahren eine unverwechselbare lyrische Handschrift ein. Vor allem LeserInnen der Zeitschrift perspektive ist Max Höfler [d. i. Markus Höfler] seit mehreren Jahren als Autor höchst origineller Beiträge bekannt. In augenzwinkernder Em­phase nimmt Höfler immer wieder Bezug auf den Dadaismus und macht in seinen alles andere als gattungsreinen Texten (Prosamontage, Manifest, Polemik) allen Formen konventio­neller Literatur den Garaus. Dass Höflers Sprach­und Form­spiele nicht selbstzweckhaft ins Leere laufen, ist seinem ana­lytischen Blick auf die gesellschaftlichen Bedingungen der eigenen künstlerischen Betätigung zu danken. Bei aller Neigung zum Fabulieren und bei aller Lust an der stilistischen Kapriole und am Kalauer sind seine Arbeiten stets auch als gewitzte Sa­tiren auf einen Literaturbetrieb zu lesen, der – nicht nur Höflers Auffassung nach – von zunehmend sich verschärfenden ökonomischen und sozialen Asymmetrien zwischen AutorInnen als ProduzentInnen und VermittlerInnen geprägt ist. In ironi­scher Wendung richtet der Autor die grotesk­komische Revolutionsrhetorik der von ihm initiierten virtuellen terrori­stischen Gruppierung R.A.P1.2 (Rotes Armee Partizip eins hoch zwei) vorderhand auf die Durchsetzung eines neuen Sprachstils, in dem jede Verbalhandlung durch das Partizip ausgedrückt werden soll (was freilich auf eine Verballhornung der Partizi­pationsbemühungen einer politisch wirkungslosen AutorIn­nenschaft hinausläuft). Mit der Revolutionsthematik und damit verbundenen Sprachformen beschäftigt sich Höfler auch in seinem bislang umfangreichsten Text, dem in der Zeitschrift „perspektive“ in Fortsetzung publizierten „texas als texttitel. ein rabiatkomödienroman“, in dem historisches Material u. a. aus den Kontexten eines misslungenen Lincoln­Attentats und der philippinischen Revolution mit skurrilen Erzählungen zu einem vielstim­migen, durch mehrere Ebenen der Kommentierung ge­brochenen Pastiche verquickt wird. Im Gegensatz zum unver­bindlichen narrativen Exotismus der Postmoderne geht es Höfler in „texas als texttitel“ vor allem um das Vorführen der Konstruiertheit jeglicher Erzählung: Mittels der Montage von Fakt und Fiktion, Dokument und Comic sowie mittels einer ra­schen Abfolge unterschiedlicher Codes – vom barocken Ma­nierismus, zeitgenössischer Wissenschaftssprache über Laut­poesie bis hin zum gegenwärtigen Jugendjargon – stellt Höfler eine turbulente, mit skurrilen erotischen und brachialen Handlungen vollgestopfte Textwelt her, die den tendenziell chauvinistischen Geschichts­und Identitätsbegriff herkömm­licher Erzählweisen aufs Korn nimmt. LITERATUR Für seine überaus reflektierten und humorvollen Texte wird dem 1978 geborenen Autor, Musiker, Performer und Netzkünstler Max Höfler, der sich auch in seiner Funktion als Veranstalter als Aktivposten im literarischen Leben der Stadt erweist (Gründer der Eigenheimgalerie GG44, Gründungs­mitglied der Aktions­, Theorie­und Terrorgruppe R.A.P1.2 = Rotes Armee Partizip 1 hoch 2, Literaturbeauftragter des FORUM STADTPARK), der Literaturförderungspreis der Stadt Graz im Jahr 2009 zugesprochen. Der „Manuskripte“­Literaturförderungspreis in Höhe von 2.200 Euro geht im Jahr 2009 an Sophie Anna Reyer. Sophie Reyer schreibt eine eigene Sprache einer eigenen Welt, schreibt sich in einen Sog hinein, dem man nicht entkommt als Leserin oder Leser, man muss sich ihm hingeben und verzweifeln. Die Wut an der Welt und der Kläglichkeit des eigenen Körpers in immer neuen Kreisel­tänzen bringt Sophie Reyer in bemerkenswerter Gewandt­heit und unbeirrbarer Eigenheit zu Papier. Im Jahr 2009 wendete die Stadt Graz für die LIKUS­Ka­tegorie „Literatur“ 1.134.159 Euro auf. Das entspricht einem Anteil von 2,47% der städtischen Kulturausgaben. Der größte Anteil entfällt dabei mit 81,19% auf das Literaturhaus (Jahresförderung und Infrastruktur) gefolgt von der Zeitschrift„Manuskripte“ mit 3,37%und der Kinder­und Jugendbuchmesse bookolino mit 1,82%. Im Vergleich zu 2008 sind die Ausgaben dieser LIKUS­Kategorie um 8,04% gesunken. Literatur 1.233.376 1.173.179 1.161.758 1.180.302 1.111.203 +4,50% +5,58% –0,97% +1,60% 1.134.159 –8,04% +14,26% 972.526 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 LITERATUR Gesamtausgaben in der Kategorie „Literatur“ 1.134.159 LIKUS 5 Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten. (Aldous Huxley) „Bildung, Wissen und Kultur sind das Kapital für unsere ZukunftundSchlüsselfaktorenfüreinepositiveEntwicklungder Gesellschaft. Öffentliche Bibliotheken garantieren allen Bür­gerInnenunabhängigvonBildung,HerkunftundAlterdenfrei­enZugangzuWissen,zukulturellenAktivitätenundkreativem Denken.“ Diese zwei Leitsätze, zitiert aus dem Entwicklungs­konzept für die Öffentlichen Bibliotheken Österreichs, „Die Zukunftgestalten.ChanceBibliothek“,dasderBüchereiverband Österreichs unter der Bundesvorsitzenden und Grazer Biblio­theksleiterin Maga Roswitha Schipfer im Februar 2009 publizierte, betonen den Wert von Bibliotheken als essentiel­le InformationsdienstleisterInnen der Kommune. Das Kul­turamt­Stadtbibliothek legt 2009 besonderes Augenmerk auf die Optimierung der vorhandenen Angebote, um die Stadt­bibliothekennochmehralsbisherzueinladendenöffentlichen Räumen, sogenannten „Dritten Orten“, zu machen, die neben dem Zuhause und dem Arbeitsplatz als persönlicher Lebens­raum wahrgenommen werden, die als Orte für Medien leichten,unbürokratischenZugangzulokalgespeichertemwie auch globalem und vernetztem Wissen bieten und die ebenso alsOrtefürVeranstaltungensowiealsOasenimAlltagsstress fungieren und gelebte Stadt(teil)kultur vermitteln. ORTE FÜR MENSCHEN Die Sorge, dass die digitalen Wissensquellen die reale Bi­bliothek ersetzen, hat sich bisher als unberechtigt erwiesen. ImGegenteil:381.619BesucherInnennutzen2009dieStadt­bibliothekenGraz,immerhinum10.000Personenmehralsim Jahr zuvor. Die Bibliotheksgäste sehen die Bibliothek als öf­fentlichen Raum, in dem sie gerne freie Zeit verbringen, um Medien auszusuchen, in Zeitungen und Zeitschriften zu schmökern, die 38 PC­Arbeitsplätze als Wissensportale zum Arbeiten zu nutzen. LABUKA – Leseanimation ohne Ende Die Kinderbibliothek LABUKA, ein Kooperationsprojekt mit demLesezentrumSteiermark,kannimzweitenJahrihresBe­stehensTausendevonKindernfürdasLesensowiefürBücher und Literatur begeistern. Das regelmäßige Veranstaltungs­programm mit Lesungen, Workshops zu verschiedenen Büchern und Themen, Bilderbuchkinos, Schreibwerkstätten, theaterpädagogischen Einheiten, zwei Lesefesten und einer neu geschaffenen Lesefrühförderung für Zweijährige unter dem Titel „Labukini­Treff“ erweisen sich als erfolgreiches Angebot mit großer Nachfrage: 327 Veranstaltungen (96% Steigerung zu 2008) werden von 7.162 Kindern und Er­wachsenen (68% Steigerung zu 2008) besucht. Zahlreiche Schulklassen besuchen Labuka­Workshops, diezumTeilgezieltalsErgänzungzudenjeweilsaktuellenUn­terrichtsthemen gestaltetwaren. Als besonders nachgefragt 32 BIBLIOTHEKSWESEN erweisen sich zweiteilige Workshops zu Gewaltprävention und Stärkung der Sozialkompetenz, in denen sich Kinder spielerisch, altersgemäß und reflektierend mit dem Thema „Konflikte sind zum Lösen da“ auseinandersetzen können und gewaltfreie Lösungen erarbeitet werden. 100 unterschiedliche Themenpakete für Kindergärten, Schulen und Horte stehen zur Bereicherung des Unterrichts sowie der Betreuungszeiten bereit. Zusätzlich besuchen 455 Schulklassen mit 9.243 SchülerInnen die Stadtbiblio­theken, ebenfalls ein Rekord, der die gute Vernetzung der Stadtbibliotheken mit den Schulen verdeutlicht. Veranstaltungen – literarisch, interkulturell und zielgruppenorientiert Die Unterstützung des kulturellen Dialogs, die Förderung der sprachlichen Vielfalt und die Stärkung des kulturellen Plura­lismus als zentraler Wert unserer heterogenen Gesellschaft sind der Stadtbibliothek ein Anliegen. Die im Aufbau befind­liche Fremdsprachenbibliothek erzielt mit 16.950 Entlehnun­gen von fremdsprachiger bzw. zweisprachiger Literatur und Medien zum Sprachenerwerb einen Umsatzzuwachs von 18,8% zum Vorjahr. 2.921 Angehörige der Generation 50 Plus nutzen mit 158.839 Entlehnungen (19% der gesamten Entlehnungen) mehr denn je die Medienangebote der Stadtbibliothek eben­so wie die regelmäßigen PC­Beratungsstunden von Senior­Innen für SeniorInnen. Lesungen, Literaturrunden und Ver­nissagen locken zusätzlich 556 BesucherInnen in die Stadt­bibliotheken. ORTE FÜR MEDIEN Mit dem vielseitigen und aktuellen Medienbestand von 187.011 Exemplaren, der nicht nur Bücher, Zeitschriften, Zeitungen, Hörbücher, DVDs, Videos, CD­ROMs, Musik­CDs und Spiele umfasst, sondern seit April 2009 auch durch eMedien zum Herunterladen erweitert wurde, kann mit 851.291 Entleh­nungen ein neuer Rekord erzielt werden. Das Medienangebot überzeugt durch seine Aktualität, wie die Erneuerungsquote von 16% im Jahr 2009 unterstreicht. Dass jedes Medium durch­schnittlich 4,6 Mal pro Jahr entlehnt wurde, zeigt die sehr gute Akzeptanz. Einen Spitzenwert erreichen mit durch­schnittlich 17,9 jährlichen Entlehnungen die DVDs. Das 2006 eingeführte Postservice, das die Onlinebestel­lung aller verfügbaren Medien und deren Zustellung an alle 24 Grazer Postfilialen sowie auch die Hauszusendung anbietet, er­reicht 2009 eine erneute Frequenzsteigerung: Mit 46.985 ent­lehnten Medien, verschickt in 12.383 Paketen, wird ein neues Plus von 29,7% im Vergleich zum Vorjahr erzielt. Mediathek in neuem Glanz Seit ihrer Eröffnung im Jahr 2000 wird die Mediathek in der Vor­beckgasse von Film­und MusikfreundInnen gestürmt, immer­hin 856.065 BesucherInnen in 10 Jahren. 2009 sind es 97.330 BIBLIOTHEKSWESEN Bibliothekswesen Personen, die 203.607 Entlehnungen von Filmen und Musik­CDs tätigen. 3.089.067 2.959.324 +23,14% 2.844.296 Im Jahr 2009 wendete die Stadt Graz für die LIKUS­Ka­ +4,04% –7,92% tegorie „Bibliothekswesen“ 2.959.324Euroauf. Das entspricht 2.206.203 +13,70% 2.508.547 2.085.375 2.266.497 +5,79% –7,99% einem Anteil von 6,44% aller städtischen Kulturausgaben. Dieser Betrag entfällt dabei zur Gänze auf die Stadtbibliothek. Im Vergleich zu 2008 sind die Ausgaben dieser LIKUS­Kategorie um 4,04% gestiegen. Gesamtausgaben in der Kategorie „Bibliothekswesen“ 2.959.324 34 LIKUS 6 Die Sehnsucht ist es, die unsere Seele nährt, und nicht die Erfüllung. (Arthur Schnitzler) Literatur hat einen hohen Stellenwert in Graz, was sich auch an der Existenz zahlreicher Literaturzeitschriften ablesen lässt. Neben den Literaturzeitschriften „Manuskripte“, „Sterz“, „Lichtungen“ und „perspektive“, die seit 2005 der LIKUS­Kate­gorie 4 „Literatur“ zugeordnet sind, besteht auch ein breites Spektrum von alternativen Zeitschriftenmodellen, die den „Literaturstandort Graz“ forcieren. Die Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Graz ist die zentrale Ansprechpartnerin für Medien, BürgerInnen und Anfragen aus aller Welt. Sie betreut und aktualisiert die rund 10.000 Seiten der offiziellen Homepage www.graz.at und veröffentlicht täglich aktuelle Online­News aus der Stadt. Weiters zeichnet sie verantwortlich für die Herausgabe der periodisch erscheinenden Zeitung „BIG – Bürger­Information Graz“, begleitet Pressetermine und städtische Veranstaltun­gen medial und ist im Rahmen der internen Kommunikation zuständig für den Online­Newsletter, der in regelmäßigen Abständen an alle Magistratsbediensteten versandt wird. Darüber hinaus ist sie zuständig für die Begutachtung und Genehmigung aller öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen (z. B. Folder, Broschüren, Plakate, Inserate, Video­bzw. TV­Spots, Radiospots) nach den Richtlinien für die städtische Öffentlich­keitsarbeit (Gemeinderatsbeschluss) und dem Corporate Design der Stadt Graz sowie für Beratung, Support, Controlling und Weiterentwicklung des Corporate Designs. In der LIKUS­Kategorie „Presse“ finden sich daher sei­tens des Kulturamtes keine FördernehmerInnen. LIKUS 7 Musik ist die gemeinsame Sprache der Menschheit. (Henry Wadsworth Longfellow) Musik ist das verbindende Element, das über alle Grenzen Menschen zusammenführt, sie gemeinsam tun lässt und/oder gemeinsam genießen lässt. Egal welche Stilrichtung, welche Umgebung, welche Größenordnung: die „gemeinsame Sprache“ schafft etwas Neues, etwas Be­wegendes, Kritisches, Erfreuliches und Verbindendes. Für das Jahr 2009 sind exemplarisch genannt: Seit 2006 stellte der Verein Four Elements eindeutig unter Beweis, dass Hip Hop mehr ist als nur eine Musikrich­tung. Die „Convention“ wuchs in den letzten Jahren zu einem über die Grenzen Österreichs hinaus bekannten Szene­Treff­punkt für AktivistInnen und Fans. Ob Rap, DJ­ing, Graffiti oder Breakdance, auch im Jahr 2009 werden mit einem anspruchsvollen, unterhaltsamen und informativen Programm das Ineinandergreifen und Zusammenspiel der vier ur­sprünglichen Elemente der HipHop­Kultur veranschaulicht. Zusätzlich zur Vielzahl heimischer KünstlerInnen und Diskus­sionsteilnehmerInnen sind es internationale Größen, die der „Convention“ eine besondere Note verleihen. Als Mehrspar­ten­Kulturfestival wird wieder ein engagiertes Gesamtkonzept präsentiert, das neben HipHop weitere Ausprägungen der Jugendkultur wie Street Art und Urban Culture unter einem Dach vereint. STUDIO PERCUSSION graz wurde 1979 von Günter Meinhart gegründet und zählt zu den renommiertesten En­sembles für zeitgenössische Musik. Neben dem klassischen Repertoire der Schlagzeugwerke des 20. Jahrhunderts liegt ein Schwerpunkt in spartenübergreifenden Projekten sowie – schon seit der Gründung – in der Zusammenarbeit mit jungen nationalen und internationalen KomponistInnen, die speziell für STUDIO PERCUSSION graz neue Werke schreiben. Die Standardbesetzung von sechs SchlagzeugerInnen wird manch­mal auf bis zu zehn SchlagzeugerInnen erweitert oder mit anderen Instrumenten kombiniert. Die Veranstaltungsreihe „WUMM!“, die im Jahr 2006 uraufgeführt wurde und noch bis 2011 auf Tour sein wird, führt ein Zusammenspiel von Bild und Ton vor, bei dem aus Instrumenten Bühnenbild wird und MusikerInnen sich in Skulpturen verwandeln. Musik, Bühne, Video, Schattentheater vereinen sich zu einem Gesamt­kunstwerk, das lustvoll große Töne spuckt. Sieben Grazer und andere steirische Veranstalter­Innen/Clubs bilden die Arbeitgemeinschaft Jazzkartell, die mit gemeinsamen Werbeaktivitäten, dem Jazzportal www.grazjazz.at, einer gemeinsamen Festivalwoche im Herbst und diversen anderen Aktivitäten im Namen des Jazz in und um Graz herum agieren: Die Veranstaltungsreihe Fat Tuesday, die im Frühjahr 2005 gegründet wurde und vor allem dem Nachwuchs eine Bühne bilden soll, umfasst im Jahr 2009 bereits 47 Konzerte. Die Konzertreihe open music, die Anfang der 1990er Jahre in Graz gegründet wurde, konzentriert sich auf die Ver­mittlung zeitgenössischer Musik im Sinne von gegenwarts­relevanter Musikkunst/­kultur. 13 Konzertabende und eine Meister­klasse an der KUG Graz, 15 Formationen, 50 Inter­pretInnen, 20 KomponistInnen sowie zahlreiche weitere Mu­sikerInnen, die sich zwischen Komposition und Improvisation bewegen, zeigen das mittlerweile breite Spektrum der Kon­zertreihe. Auch im Jahr 2009 lotet das Programm von open music Grenzbereiche zwischen Komposition und Improvisati­on aus und thematisiert speziell mit seinem Oktoberschwer­punkt das weite Feld des Begriffs Komposition, präsentiert Projekte der Neuen Musik mit Rückblenden auf Alte Musik, 36 MUSIK der Elektronik ebenso wie rein akustische Musik, konfrontiert zeitge­nössische Neue Musik mit experimentellem Jazz, Im­pro bis hin zu Independant Music/ Pop und sucht Verbindun­gen zu anderen Kunstbereichen. Die Erhaltung und Durchführung der seit 17 Jahren be­stehenden Generalihof­Konzerte und die Präsentation der – vornehmlich jungen – Grazer Jazz­Szene bei freiem Eintritt sind die erklärten Ziele der ARGE JAZZKONZERTE im Generalihof in engster Kulturamtskooperation. Der Reigen der zehn Konzerte wird am 1. Juli 2009 eröffnet, ein breites Publikum besucht die mittlerweile arrivierte Veranstaltungs­reihe. WIST steht nicht nur für Kultur, sondern auch für Kultur im Bereich des Wohnens durch die bestehenden neun Stu­dierendenwohnhäuser. WIST­Jazz ist ein elementarer Be­standteil dieser „Kultur“. Für die dritte Ausgabe des Festivals „Herbstzeitlose“ im WIST werden 2009 wieder zahl­reiche MusikerInnen und Bands eingeladen und bieten ein abwechslungsreiches Programm, u. a. feiern Dieter Glawischnig und Ewald Oberleitner ihre 40jährige Zusammenarbeit, und die Gruppe New Shoes gastiert das erste Mal in Graz. Der bereits Anfang der 1970er Jahre gegründete Grazer Concertchor ist ein nicht mehr wegzudenkender Faktor im kulturellen Leben von Graz und der Steiermark. In einer langjährigen Tätigkeit hat der Chor ein treues Konzert­publikum gewinnen können. Im Jahr 2009 gelingt u. a. eine beeindruckende Aufführung von Joseph Haydns Oratorium „Die Jahreszeiten“. Die außergewöhnliche Begeisterungsfähigkeit seiner Mitglieder gibt den Projekten des Austrian Art Ensembles jenes besondere Profil, das mit Begriffen wie Humor, Sinn­lichkeit, Intelligenz, aber auch Virtuosität bzw. Leichtigkeit be­schrieben werden kann. Das Austrian Art Ensemble bringt bis 2009 die beiden Oratorien „Schöpfung“ und „Jahreszeiten“ von Joseph Haydn sowie „Die Entführung aus dem Serail“ von Wolfgang Amadeus Mozart in der Bearbeitung für Harmo­niemusik zur Aufführung. Die „Musikalischen Übungen“ entwickelten sich zum Musikverein für Steiermark, der nach dem Wiener Musikverein der zweitälteste Musikverein der Welt ist und seit seiner Gründung 1815 ohne Unterbrechung arbeitet. Im Orchesterkonzertzyklus gibt es – neben Klassischem wie Haydns Trompetenkonzert oder Beethovens Tripelkonzert mit den Brüdern Capuçon – Neues zu entdecken: Als bedeuten­de Erstaufführung wird Alexander Zemlinskys Lyrische Sym­phonie, basierend auf Texten des bengalischen Literatur­nobelpreisträgers Rabindranath Tagore, ausgewählt. Das mit dem „Classical Crossover Award“ ausgezeich­nete multikulturelle Projekt Scurdia des Grazer Pianisten Markus Schirmer bietet im Jahr 2009 erneut Gelegenheit, Musik pur zu erleben, Einflüsse vielerlei Art aufzuspüren und wegweisende, neue Perspektiven im Miteinandermusizieren zu entdecken. Eine Gruppe von MusikerInnen aus allen Teilen der Erde versammelt sich, alle gestalteten mit, jeweils mit ihren individuellen „Handschriften“. Seit dem Jahre 1969 ist die steirische Landeshauptstadt Graz zunehmend Blickpunkt der internationalen Opern­und Konzertwelt. Als das American Institute of Musical Studies (AIMS) hier seine Zelte aufschlug, wusste niemand, ob sich die visionäre Idee eines intensiven Opernkurses für AmerikanerInnen fern der Heimat würde behaupten können. 40 Jahre später ist der Traum der AIMS­GründerInnen Irma Cooper, Maestro Cornelius Eberhardt, Richard Owens und Nora Sands nicht nur in Erfüllung gegangen, sondern MUSIK gleichsam zur Legende geworden. Hunderte KünstlerInnen aus allen Erdteilen kommen im Sommer für sechs Wochen nach Graz, um ein intensives Ausbildungsprogramm unter der Leitung von renommierten PädagogInnen zu absolvieren. Die meisten der TeilnehmerInnen sind in der Schlussphase ihrer Ausbildung bzw. stehen nach einem abgeschlossenen Studi­um bereits am Anfang ihrer Karriere. Auch wenn sie schon Bühnenerfahrung haben, in Graz sollen sie den letzten Schliff erhalten. Die Einzigartigkeit von AIMS im Vergleich zu ande­ren Musik­Sommerakademien ist das eigene AIMS Festival Orchester („AIMS Festival Orchestra in Graz“). Der spannen­de Höhepunkt des AIMS­Sommers ist jedes Jahr das „Mei­stersinger­Konzert“. Durch eine fachkundige Jury werden in den Vorrunden aus den am Anfang 60 bis 70 Sängerinnen und Sängern die besten bestimmt, die dann in einem fest­lichen Wettbewerb ihre Lieblingsarien dem Publikum und einer Jury präsentieren. In mehr als 30 Veranstaltungen in Graz und der Steiermark haben die AIMS­SängerInnen, PianistInnen und MusikerInnen des berühmten „AIMS Festi­val Orchestra in Graz“ Gelegenheit, dem Publikum ihr Können zu beweisen. Gefördert wird aber auch im speziellen Projektbereich der Medienprojektverein mit Radio Soundportal, das seit dem Jahr 2000 ein 24­Stunden­Vollprogramm für die Kern­zielgruppe der 14­bis 35­Jährigen in der Steiermark sendet, das Jubiläum wird im Jahr 2009 mit einer großen Geburts­tagsparty gefeiert. Soundportal ist nicht nur Radio, sondern unabhängiges cross­media Projekt für eine junge Zielgruppe, sichtbar auch an der Ausbildungsschiene, bei der junge medieninteressierte Menschen Praktikumsplätze erhalten. Der Band­Wettbewerb „Local Heroes“ zeigt das Engagement von Radio Soundportal im Bereich der Nachwuchsförderung. Die Musikförderungspreise für Komposition und Interpretation werden auf Vorschlag der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz durch den Stadtsenat ver­geben. Erstmals wurde dieser Förderungspreis 1974 dotiert, die derzeitige Preishöhe beträgt 2.200 Euro. Im Jahr 2009 gehen die Musikförderungspreise an Hannes Kersch­baumer und Martin J. Pichler. Hannes Kerschbaumer ist einer der begabtesten jun­gen Komponisten: Kreativität und Genauigkeit im Denken der Klänge haben seine jüngsten Werke – unter anderem „Buio“ für die Oper Graz – ausgezeichnet. Die Jury war überzeugt, dass er auch immer mehr in der internationalen „Szene“ Fuß fassen wird, dass dieser viel versprechende Anfang sich zu einem fruchtbaren kompositorischen Schaffen entfalten wird. Hannes Kerschbaumer wurde 1981 in Brixen geboren, sein erster Kompositionsunterricht erfolgte am Konservatorium „C. Monteverdi“ in Bozen. Seit 2004 studiert er Komposition an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz bei Gerd Kühr, Pierluigi Billone und Beat Furrer. Im Herbst 2009 schloss er das Masterstudium Komposition mit Aus­zeichnung ab. Zahlreiche Aufführungen, u. a. beim „musik­protokoll“ im „steirischen herbst“, Eröffnungsmusik für das MUMUTH, Klangtheater „Buio“ bei „Opern der Zukunft“, Live–Konzerte in der Ö1 Sendung „Zeit­Ton“, erfolgten bereits. Seit 2009 hat er einen Lehrauftrag für Harmonielehre am Konservatorium Bozen. Martin J. Pichler studierte an der Kunstuniversität Graz Komposition, zuerst bei Beat Furrer, danach bei Richard Dünser und machte 2009 sein Magister­Diplom. Er gehört zu jenen jungen KomponistInnen, die Anlass zu größten Hoff­nungen geben. Seine Ernsthaftigkeit und sein Bewusstsein von der Verantwortung schöpferischen Tuns, sein profundes Befassen mit allen Facetten seiner Musikausübung und seine kritische Hinterfragung eigener und fremder Standorte und ­punkte sowie sein Fleiß sind beeindruckend und her­ausragend. Er kann bereits auf zahlreiche Uraufführungen im Rahmen der Kunstuniversität Graz und auch auf verschiede­ne Auftragswerke verweisen, z. B. sein Chorwerk >>>alle ach­tung<<< für Frauenchor (S, Mezzo, A), geschrieben für den Steirischen Sängerbund, das am 15. Februar 2007 in der Hel­ MUSIK mut­List­Halle uraufgeführt wurde. Das Werk wurde in einem Sammelband des Grazer ERGEO Verlages bereits gedruckt und steht in dieser Ausgabe in Gesellschaft prominenter Ver­treterInnen der Komponierkunst. Sein Auftragswerk „Illusion“ für Fagott und Orgel wurde am 16. Dezember 2007 im Radio­Kulturhaus in Wien uraufgeführt. Dieses Konzert wurde live in Ö1 übertragen, das ist wohl nicht alltäglich für einen jun­gen Komponisten. Sein Werk „Konfrontationen 2“ wurde im Rahmen eines Konzertes des Ensembles Plus am 12. Dezem­ber 2009 im Theater am Kornmarkt in Bregenz aufgeführt und für Ö1 produziert. Sein Werkverzeichnis umfasst weiters eine Kammeroper „Die Unterrichtsstunde“ nach Ionesco, mehre­re Solowerke, Kammermusik, Werke für Instrumental­und Vokalensembles, für sein Werk „INCIPIT“ erhielt er 2007 den Grazer Dombrowski – Preis. Auch im künstlerisch – wissen­schaftlichen Bereich arbeitet er auf höchstem Niveau. Im Jahr 2009 wendete die Stadt Graz für die LIKUS­Ka­tegorie „Musik“ 554.923Euroauf. Das entspricht einem An­teil von 1,21% der städtischen Kulturausgaben. Der größte Anteil der Förderungen des Kulturessorts entfällt dabei mit 9,19% auf den Verein GamsbART, gefolgt von der Jazz Big Band Graz mit 8,07% und dem Musikverein für die Steiermark mit 7,10%. Im Vergleich zu 2008 sind die Ausgaben in der LIKUS­Kategorie „Musik“ um 1,68% gestiegen. Musik 695.452 609.171 +14,16% MUSIK Medienprojektverein Radio Soundportal; Bandwettbewerb und Nachförderung „Local Heroes“ 5.750 MME – Mobile Musikalische Eingreiftruppe; Projekt „scooter“ 3.400 Musica Sacra – Pfarre Herz­Jesu; Konzerttätigkeit 2.125 Musikalische Jugend Österreichs; Jahresprogrammförderung 20.600 Musikverein für Steiermark; Jahresprogramm­ förderung und „AMABILE – Junge Musiktalente“ 39.400 open music; Jahresprogrammförderung 8.500 Pfarre Mariahilf; Abendmusiken 3.570 Pichler, Martin J.; Musikförderungspreis 2.200 Rip it Up Entertainment; Konzertveranstaltungen 2.125 Royal Garden Jazz Club; Jahresprogrammförderung 7.225 Schirmer, Markus, o. Univ.­Prof.; Musikprojekt „SKURDIA“ 5.525 Schmidt, Christian, MMag.; Musikabende Graz 2.975 Songwriterplattform PLATOO; platooAutumnLeaves 09 4.250 Steirischer Tonkünstlerbund; Jahresprogrammförderung 5.100 Stockwerkjazz; Konzerttätigkeit und „Jazz for Kids“ 8.500 Studio Percussion; Jahresprogrammförderung 9.010 szene instrumental; Jahresprogrammförderung 11.200 Verein Blue Sheet Music; Bandwettbewerb „Star of the Bar“, Projekte „Jagd auf Rocktober“ und „BSM Round two“ 3.000 Verein Fat Tuesday; Jazzwerkstatt­Graz 2.550 Verein Four Elements; Convention 09 und CD­Produktion 10.000 Verein GamsbART; Jahresprogrammförderung 51.000 Verein Grazer Sommerkonzerte; Kammermusikreihe „Grazer Frühling“ 4.250 Verein KIM – Verein zur Förderung der Popkultur; Jahresprogrammförderung 6.375 Verein Wide Open Eyes Shut; Jahresprogrammförderung 4.250 Verein Zeiger; Jahresprogrammförderung und „styrian stylez“ 09 12.625 Vojo Concerts; Jahresprogrammförderung 14.400 Förderungen Kulturressort bis . 1.500 Accordeana – Erster Grazer Harmonikaclub; Jahresprogrammförderung 1.000 ALEA­Ensemble; Konzerttätigkeit 1.500 Atelier Avant Austria; Jahresprogrammförderung 1.500 Baek, Jeong­Hyun, MMag.; Oratorium „Im Anfang war das Wort“ Lorenz Maierhofer 1.000 Bajic’, Eva; Konzert mit Werken von Joseph Marx 700 Band Rooster; Konzerttätigkeit 300 Chor der österreichischen Urania für Steiermark; Jubiläumskonzert 300 Chor der Stadtpfarrkirche; Konzerttätigkeit 1.500 Cibulka, Franz, Prof.Mag.; Konzert anlässlich 40 Jahre Kompositionstätigkeit 1.500 Droschl­Pieringer, Karoline, Maga; CD­Produktion der Band „Killamarilla“ 500 enterprise z; Filmmusik zu Stummfilm von G.W.Pabst 1.500 Fiedler, Stefan; Plattform für NachwuchsmusikerInnen 1.000 Forum politische Bildung Steiermark; Gesellschaftliche Rolle der Musik durch die Jahrhunderte 500 Frauenchor MissTöne; Chortätigkeit 700 Gerhard Rieder Promotions; „Musik gegen die Schwerkraft“ 1.000 Gesellschaft der Domchorfreunde; Kongressteilnahme „Pueri Cantores“ 1.000 Gitarren Ensemble Graz; Konzertprogramm 09 700 graz gospel chor; Konzerttätigkeit 1.000 Grazer BläserVielharmonie; Projekt „Rhapsody in Blue“ 300 Grazer Keplerspatzen; Oratorium „Die Jahreszeiten“ Joseph Haydn 1.000 Grazer Universitätsorchester; Sommerkonzert am 21. 6. 09 400 Jakupovic, Maja/Maja Jaku; CD­Produktion 1.000 Kantorei Franziskus & Mariahilf; Jahresprogrammförderung 1.000 Kirchenmusikverein Graz­St.Peter; Aufführung „Messiah“ 700 Klammer, Josef; Hörspiel „…der Radio­Oper“ 1.000 KV Schießstattgasse KVSSG 40; Musiklabor II mit Workshops 1.500 Ky Gripp music productions; „20 Jahre Souly Nights“ 1.500 like elliot GbR; Debutalbum „light“ 1.500 Mauerhofer, Thomas, Mag.; CD mit Video „fikus“ 1.500 Mozartgemeinde Graz; Meerschein­Matineen 1.500 Musik der Jugend – Österreichische Jugendmusik­ wettbewerbe „Prima la Musica“ 09 400 Musyl, Paul, Prof.; CD „singing blue planet – eine steirische Symphonie“ 1.500 Naftz, Ingrid; „Mariagründer Serenaden“ 09 500 Pfarre Graz­Kalvarienberg; Konzerttätigkeit 850 Pfleger, Alexander; Konzertreihe „Didge & Bass“ 500 Redi, Ivan, DI; Musikreihe „Balkanica extra gut“ 1.000 Reicho, Christoph; CD „Diskofieber & Tanzschnupfen“ 500 Rieber, Ingo, Mag.; CD­Projekt „ReeJay“ 700 Schiller, Christian F., Mag.; Klangperformance „Rrrr“ 1.000 Seelsorgezentrum Graz­Süd; 7 Konzerte Graz­Süd 1.500 Seniorenorchester des Steirischen Seniorenbundes; Konzerttätigkeit 500 Tröndle, Ángela; CD­Produktion 1.000 Verein alive@miles; Jahresprogrammförderung 1.500 Verein Amigos do Brasil; „Lange Nacht der brasilianischen Musik“ 700 Verein Feinkost Royal Graz; „Wilhelmine show me the Microphone“ 700 Verein Murgalerie; „Murszene 09“ 1.500 Verein Sakrale Musik Mariatrost; Jahresprogrammförderung 1.500 Verein Wire Globe; Jahresprogrammförderung 1.500 Verein zur Förderung junger Musikschaffender; „Bastien und Bastienne“ 500 Vocal Forum Graz; Konzerttätigkeit 1.000 Wagner Forum Graz; Jahresprogrammförderung 1.500 Gesamtausgaben in der Kategorie „Musik“ 554.923 LIKUS 08 Glück spielt sich in Sekunden ab. (Bernd Eichinger) Tanz ist ein Telegramm an die Erde mit der Bitte um Aufhebung der Schwerkraft. (Fred Astaire) „Auf den Brettern, die die Welt bedeuten“ (Friedrich Schiller), zu stehen, ist wohl Ziel aller darstellenden Künst­lerInnen, die mit der Verwirklichung ihrer Träume dem Publi­kum Reisen in andere (Gedanken­) Welten und das Erleben neuerErfahrungenundEindrückeermöglichen.DieTanz­und Theaterlandschaft in Graz ist maßgeblich geprägt vom brei­ten Spektrum der Freien Szene, die ganzjährig ein qualitäts­volles und facettenreiches Programm anbieten. Exemplarisch für 2009 sind genannt: Im zeitgenössisch interpretierenden Ballettbereich ist dasEnsemblederOpernhaushausGmbHderTheaterholding Graz/Steiermark GmbH, seit 1. September 2004 für die Konzernleitung der Bühnen Graz verantwortlich, anzuführen. GesellschafterInnender Theaterholding sindzu jeweils50% das Land Steiermark und die Stadt Graz. Das @tendance­Tanztheater wurde Ende 2006 gegründet, um eine Plattform für professionellen zeitgenös­sischenTanzinGrazzubieten.DasZieleinerEtablierungvon zeitgenössischem Tanz in Graz auf einem professionellen Niveauwirddurchintensivefünf­bisachtwöchigeProbenmit ausgebildetenTänzerInnenundAufführungen(lokal,national, international)erreicht.ProfessionelleTrainingsmöglichkeiten stärken die freie Tanzszene, mittelfristig wird die nationale und internationale Vernetzung ausgebaut. Das Tanzprojekt Backstage Pass ist ein interaktives Programm in Zusam­menarbeitmitdemTheateramLend,dasdurcheinenMixaus zeitgenössischenTanzsequenzenundKurzstückenEinblickin die choreografische Arbeit gewährt. Es spielt mit elemen­taren technischen Komponenten wie Licht, Sound und Kom­position und gibt dem Publikum die Möglichkeit, in die Rolle des/r Choreografen/in zu schlüpfen und diese Elemente zu etwas Neuem zusammenzubauen. DieInternationale Bühnenwerkstatt widmetsichder Förderung des zeitgenössischen Tanzes und des Tanzthea­tersimSinnederInteraktionKörper,Stimme,Tanz.Einenicht trennbare Verbindung von Produktion, Fortbildung und Festi­val bildet den Rahmen. Die Internationale Bühnenwerkstatt und das internationale Tanztheaterfestival finden im Jahr 2009 bereits zum 18. Mal statt und sind ein nicht trennbares Konstrukt mit einem Ganzjahres­Programm von jedenfalls zwei Produktionen pro Jahr, internationalem Fortbildungs­programm und Tanztheater­Festival. DasTanz & Theater Zentrum TTZ Graz stellteinenOrt des künstlerischen Schaffens für die Freie Szene in Graz dar. Für mehr als 30 freie Tanz­und Theatergruppen gibt es mit dem TTZ – Graz einen akzeptierten zentralen Ort für die Dar­stellende Kunst, der allen offen steht. Die KünstlerInnen der Freien Szene schaffen unter großem persönlichem Einsatz und mit geringen Mitteln teils wunderbare, teils bedrücken­de – kleine oder große –, aber immer sehenswerte Produk­tionen, die einem immer größer werdenden Publikum prä­sentiert werden. Dabei gelingt es an internationales Niveau anzuschließenunddem/rBetrachter/indasGefühlzugeben, für einige Stunden eine Reise an einen der Schauplätze der großen, internationalen Städte wie London, Barcelona, BerlinoderParisunternommenzuhaben.Unteranderemver­ankertdieKonzentrationmehrererAufführungenaneinemOrt im Bewusstsein der BesucherInnen, dass Graz eine inter­essante und reichhaltige Szene auf internationalem Niveau zu bieten hat. „Sprungbrett Tanz“ bietet im zweiten Jahr seines Bestehens jungen TänzerInnen und ChoreografInnen die Möglichkeit, während der Sommermonate eine Produk­tion zu erarbeiten. Fünf Gruppen können so ihre Eigen­produktionen präsentieren. DARSTELLENDE KUNST Der spezifische Beitrag des Kulturzentrums bei den Minoriten für den zeitgenössischen Tanz ist der Raum – der barocke Minoritensaal, der durch den Kontrast von Barock und zeitgenössischer Körperkunst dieser Ausdrucksform zusätzlich Spannung verleiht. Kuratorin Drin Eveline Koberg entwickel­te in den letzten Jahren „tanz­schritt­weise“ – eine Serie über die zeitgenössische Tanzszene aus Ost­Südosteuropa in Konfrontation mit der Szene vor Ort. Das Gastland 2009 ist ein Land, dessen Tanz­und Performanceszene zu den spannenden in Europa zählt: Neben dem Basisprogramm „BUKAREST – GRAZ im Szenenwechsel“ liegt der Fokus auf der Präsen­tation kleinerer, vordringlich regionaler Arbeiten – von Künst­lerInnen mit biografischem Graz­Bezug, die neue Schiene trägt den Titel „FREIRAUM“. Überall beherrscht die Krise den Diskurs und innerlich stellt sich die Frage, worauf man verzichten wird, wo man sich beschneidet und was ein unerlässlicher Bestandteil des eigenen Lebens ist. Das andere Theater will solche Fragen auch in größeren Zusammenhängen stellen. Es herrscht die landläufige Meinung, dass Kunst und Kultur keine über­lebensnotwendigen Dinge sind. Diese Ansicht teilt „Das andere Theater“ nicht und bezieht daher die Position, dass Kunst und Kultur Lebensmittel für eine aufgeklärte Gesell­schaft sind. Dies gilt es zu sich zu nehmen, zu genießen und zu reflektieren. Daher nimmt „Das andere Theater“ sein zehnjähriges Be­stehen zum Anlass, einen Diskurs über die gesellschaftliche Relevanz des freien Theaters zu führen: In wirtschaftlich und politisch unübersichtlichen Zeiten wird es immer wichtiger, die soziale, gesellschaftliche und politische Relevanz freier Thea­ter sichtbar und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das freie Theater bietet auf unterschiedlichsten Ebenen Mög­lichkeiten zur Kommunikation und Partizipation – nicht nur für die am Produktionsprozess Beteiligten, sondern auch für das Publikum bzw. am gesellschaftlichen Prozess interessierte Personen. „Das andere Theater“ lädt 2009 daher „alle am System Beteiligten“ ein, dieses Jubiläumsjahr für eine brei­te Diskussion zum Thema zu nutzen, um gemeinsam aufzu­zeigen, inwiefern das freie Theater zu einer demokratischen Gesellschaft beiträgt. Die Publikation zu 10 Jahre „Das andere Theater“ wirft einen Blick auf die Anfänge des Vereins und auf die Veranstaltungen des Jubiläumsjahres. Neben Beiträgen von Tasos Zembylas und Florian Malzacher kommen vor allem die Theater selbst zu Wort und stellen ihre Arbeitsweisen und Schwerpunkte vor. Abgerundet wird das Bild durch die Er­gebnisse einer Studie zu den Strukturen freier Theaterarbeit in der Steiermark und durch Beiträge der Kooperationspart­nerInnen IGFT, LAUT! und theaterland steiermark. InterACT ist eine Theater­und Kulturinitiative, die Thea­ter und szenisches Spiel für eine Kultur des Dialogs und des Zusammenlebens, für Empowerment und Partizipation sowie für persönliche und soziale Veränderungsprozesse nutzbar macht. Neben zahlreichen Workshops, Projekten und Gast­spielen, die wie immer das breite Spektrum von interACT zeigten, muss für das Jahr 2009 das WeltForumTheater­Festival erwähnt werden. In memoriam des im Realisie­rungsjahr verstorbenen Augusto Boals, der das „Theater der Unterdrückten“ und das „Forumtheater“ entwickelt hat, finden in Graz mehr als 70 Veranstaltungen mit mehr als 3.000 BesucherInnen statt. Rund 200 Forumtheater­Schaf­fende aus aller Welt präsentieren in ihren Stücken vielfäl­tige, hochbrisante soziale und politische Themen sowie Probleme des gesellschaftlichen Zusammenlebens und stel­len diese damit zur Diskussion. Ein weiterer Schwerpunkt des WeltForumTheaters 2009 ist „Women’s Power“, dem Sichtbar­Werden von Frauen mit dem Arbeitstitel „Aufbau von transkulturellen Allianzen“, gewidmet. DARSTELLENDE KUNST Das Theater am Lend ist ein künstlerisches und orga­nisatorisches Zusammenspiel von SchauspielerInnen, Musi­kerInnen, RegisseurInnen, BühnenbildnerInnen, AutorInnen, bildenden KünstlerInnen, TheoretikerInnen, Filmschaffenden und VideokünstlerInnen, denen es darum geht, über ihre Wirk­lichkeit nachzudenken, diese widerzuspiegeln und sie erfin­dend neu zu entdecken. Eigene Produktionen, Kooperationen mit regionalen, nationalen und internationalen PartnerInnen sowie Gastspiele bilden den Rahmen der gemeinsamen Arbeit. „Geriatrischer Cocktail“, ein Stück der Grazer Autorin Constanze Dennig, wird im Jahr 2009 uraufgeführt. Das Stück thematisiert das Thema Pflege und Altsein in der heutigen Zeit, nicht nur im Kontext der institutionellen, sondern auch der privaten Pflege. Das Mezzanintheater ist ein experimentelles Kinder­, Jugend­und Erwachsenentheater mit dem Schwerpunkt der künstlerischen Auseinandersetzung von gesellschaftlich re­levanten Themen, wie Anderssein, Fremdsein, Behindertsein, Frausein usw. Das Mezzanintheater beteiligt sich auch fe­derführend an spleen graz, einem internationalen Theaterfe­stival für Kinder und Jugendliche. Mit der Produktion „Tarte au Chocolat“ gewinnt das Mezzanintheater im Jahr 2009 auch den Stella – Darstellender.Kunst.Preis in der Kategorie „Herausragende Produktionen für Kinder“. Die Produktion „Moby Dick“ gewinnt den „Spektrum Award“ im Rahmen des Best ofF Austria Theaterfestivals. Das TaO! Theater am Ortweinplatz wurde 1992 von Manfred Weissensteiner gegründet und arbeitet als Theater für ein junges Publikum ab 10 und als Theaterpädagogisches Zentrum in Graz. Im Jahr 2009 geht der steirische Kinder­rechtepreis „TrauDI“ an das TaO! für „brick in the wall“, einer gemeinsamen Produktion mit dem BORG Dreierschüt­zengasse. Im Rahmen der zweiten Saison der österreich­weiten Theaterinitiative „macht | schule | theater“ wird das Stück „Das Blaue vom Himmel“ produziert. Im Jahr 2009 wendete die Stadt Graz für die LIKUS­Ka­tegorie „Theater, Musiktheater, Tanz“ 22.568.161 Euro auf. Das entspricht einem Anteil von 49,14% der städtischen Kulturausgaben und ist damit die größte LIKUS­Kategorie in Graz. Der größte Betrag entfällt dabei auf die Theaterholding Graz/Stmk GmbH. Von den aus dem Kulturbudget finanzier­ten Freien Theatern entfallen auf das Theater im Bahnhof 13,68%, auf InterACT – Werkstatt für Theater und Soziokul­tur 7,25%, auf den THEATERmëRZ 6,23% und auf Drama Graz 5,73%. Im Vergleich zu 2008 sind die stadtübergreifenden Aus­gaben dieser LIKUS­Kategorie um 3,14% gestiegen. Darstellende Kunst 22.568.161 21.584.626 21.880.996 21.328.761 +3,14% 21.044.374 +1,20% +1,37% +1,35% 20.534.942 +2,48% +11,60% 18.390.861 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 DARSTELLENDE KUNST Stadtübergreifende Kulturausgaben Freilichtbühne Schloßberg 16.592 Orpheum 87.472 Sonstige Einrichtungen und Maßnahmen, Probenhaus 55.192 Theaterholding Graz/Stmk GmbH 21.461.279 Förderungen Kulturressort über . 1.500 Theater­und Kulturverein drahtseilakt; Theaterprojekte 1.700 @tendance; Jahresprogrammförderung 36.000 Theatergruppe Komödianten St.Leonhard; ARGE La Strada; La Strada­Grazkooperationen 35.000 Jahresprogrammförderung 1.700 ARGE Tanz & Performance; Theatergruppe Steinbauer&Dobrowsky; Choreografieplattform 25.500 Jahresprogrammförderung 8.500 Assitej Austria; Stella 09 17.000 theaterland steiermark; Festival „bestoffStyria“ 1.700 Das andere Theater; Jahresprogrammförderung THEATERmeRZ; Jahresprogrammförderung 59.900 und 10­Jahres­Jubiläum 24.200 uniT­Verein für Kultur an der KFU; Die Rabtaldirndln; Projekte „Aufplatzen“ und Jahresprogrammförderung 51.200 „Soviel ich weiss…“ 4.475 Verein Freiräume; Drama Graz; Jahresprogrammförderung 54.300 Internationale Sommerakademie 7.000 DYNAMEaeT – Verein für Tanz Verein IG Tanz; Tanzsommer 6.800 Jahresprogrammförderung 2.000 Verein oFFsZene Graz, TTZ; Jahresprogrammförderung 36.000 Grazer Schauspielhaus; Schauspiel Aktiv 8.500 Verein Theater Impuls; Festival Tingel Tangel 09 2.550 Grazer Straßentheater; Jahresprogrammförderung 1.700 Verein zur Förderung der Kleinkunst, Hin&Wider; InterACT – Werkstatt für Theater und Soziokultur; Jahresprogrammförderung 37.700 Jahresprogrammförderung und Weltforumtheater­WERKRAUMtheater; Jahresprogrammförderung 18.500 festival09 68.700 zweite liga f. kunst und kultur; Jahresprogrammförderung 4.250 Intern. Bühnenwerkstatt; Jahresprogrammförderung und Projekt „Lebensraum“ 19.400 Förderungen Kulturressort bis . 1.500 Kleine Komödie/Kammerspiele; Cartellieri, Elisabeth, Maga; Tanzperformance 1.500 Jahresprogrammförderung 8.500 Dworak, Ewald, Prof.; Kabarettprogramm Mezzanin­Theater; Kulturzentrum Straßgang 500 Jahresprogrammförderung 43.200 Grazer Kapsperltheater; Jahresprogrammförderung 1.000 Musicalakademie Graz; Stipendien 3.000 Kleinkunstverein Graz; Jahresprogrammförderung 1.500 Performanceinitiative22; Krammer, Gregor; Projekt mit Bühnenwerkstatt 370 Projekt „my heart is bleeding…“ 14.450 Kulturverein Tango GRAZioso; Jubiläum 2009 700 Podium – Das Märchentheater; Kulturwerkstatt GbR; Jahresprogrammförderung 1.000 Jahresprogrammförderung 2.125 Kunstverein BAODO; Projekt „da.HEIMAT.los“ 1.500 Quasi­Quasar­Theater; Jahresprogrammförderung 7.905 Luschin, Annika; Projekt Ètoiles 2009 1.000 Quempas acting­a­capella; Projekt „Esoterik 09“ 3.400 Mandak, Michael, Dr.; Kabarettprogramm Schaubühne Graz; Jahresprogrammförderung 3.400 Kulturzentrum Straßgang 500 t'eig: Theater; Projekt „Remember tser0“ 5.100 MKT – Mariagrüner Kindertheater; „Das Dschungelbuch“ 1.500 Tanztheater Minoriten; Projekt „Tanz Schritt Weise MoveArt; Circus Kids 850 Bukarest­Graz“ 7.000 Musiktheater Graz; Projekt „Ein Weihnachtsmärchen“ 1.000 teatro­tanztheater Ferrer Pec.nik Schneider, Thomas, Mag.; Musical Produktion Projekte „Das Café“ und „Tango“ 2009 1.800 Bischöfl.Gymnasium 1.000 Theater am Lend; Jahresprogrammförderung 5.100 Schwarzbauer, Julia; Theaterprojekt „Irgendwie anders“ 1.500 Theater am Ortweinplatz; Jahresprogrammförderung 47.900 TAG theateragenda; SeniorInnentheater 1.500 Theater ASOU; Jahresprogrammförderung 33.400 teatro caprile; Projekt „Prometeus & Farrago“ 900 Theater im Bahnhof; Jahresprogrammförderung 129.600 Theater­u. Kulturverein Bagger inda Mur; Theater im Keller; Jahresprogrammförderung und Projekt „Schleudergang“ 1.500 Projekt „Kellerkinder“ 50.000 Theaterverein Freiwerk; Projekt „Mensch“ 1.000 Theater Kaendace; Jahresprogrammförderung 5.100 Verein KlangSpielM; Projekt „Ritter Eisenfraß“ 1.500 Theater Lechthaler­Belic; Jahresprogrammförderung 9.000 Willnauer, Jörg­Martin; Kabarettprogramm Theater Mundwerk; Jahresprogrammförderung 11.050 Kulturzentrum Straßgang 500 Gesamtausgaben in der Kategorie „Darstellende Kunst“ 22.568.161 LIKUS 09 Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren? (Vincent Willem van Gogh) Auch in der LIKUS­Kategorie Bildende Kunst zeigt sich, wie veränderbar Zuordnungen sein können. Die bildende Kunst sprengt oftmals die Sparten, bleibt aber in der Essenz doch klar. Vielfältige Erscheinungsformen, thematische Schwerpunkte und vor allem auch interkulturelle Verbindun­gen zeigen ein spannungsreiches, umfassendes und berei­cherndes Spektrum. Exemplarisch für die Vielfalt sind für 2009 genannt: Seit 1986 agiert der Grazer Kunstverein als Verein zur Produktion, Ausstellung bzw. Vermittlung von nationaler und internationaler aktueller Kunst. Die Herausgabe von thema­tischen Katalogen und Schriften, KuratorInnenstipendien, Ver­mittlungsveranstaltungen wie Diskussionen, Symposien, Führungen und Kunstreisen zählen zu den Aktivitäten. Es gibt regelmäßige Ausstellungstreffen mit StudentInnen mehrerer Universitäten. Der Titel der Ausstellung „Provisorisches Yoga“, die im Rahmen des steirischen herbstes gezeigt wird, ist Re­sultat des Versuchs, zwei widersprüchliche moderne Denkfi­guren miteinander zu kombinieren, und stellt sich die Frage nach den Spielräumen innerhalb eines definierten Sets von Bewegungen, Formen und ihren Versprechen. Im Mittelpunkt dieser Thematik stehen auch Körper und Bewegung in den ge­bauten Umgebungen und ihren Programmen. Seit mehr als 20 Jahren bietet die ARGE WERKSTADT GRAZ KünstlerInnen, ForscherInnen, JournalistInnen, MusikerInnen Studios, Gastateliers, Wohnräume, Büros und Präsentationsräume. Die Vielschichtigkeit der realisierten Konzepte gilt als Bestätigung für die offene Haltung der WERKSTADT GRAZ gegenüber gesellschaftlichen Verände­rungen und ist als konstruktive Mitarbeit an einem neu zu schaffenden Kulturbegriff zu werten. Die langjährige Arbeit zeigt aber auch die konsequente Beharrlichkeit, die für Pro­blemlösungen im schwierigen Bereich der Kultur erforderlich und scheinbar notwendig ist. next – Verein für bildende Kunst hat mit seinen interdisziplinären „artists in residence“­Projekten ein inter­nationales Netzwerk geschaffen, mehr als 190 KünstlerIn­nen aus 23 Ländern zeigen die Spannbreite der Projekte. Der Verein feiert im Dezember 2009 sein 15­jähriges Bestehen. Die Fortführung des Vorjahresprojektes „Heimat“ läuft unter dem Titel AS_TIDE NETWORKS, das ein europäisches Netzwerk von KünstlerInnen und WissenschafterInnen im interkul­turellen Dialog verbindet. Die TeilnehmerInnen aus Italien, den Niederlanden, Spanien, Malta, Schweden, Finnland, Kroatien und Österreich werden somit zu „MediatorInnen“ eines neuen interkulturellen Dialogs. Assembly (zu deutsch: ,,Montage”) fasst in Festival­form aktuelle ,,Design”­Tendenzen zusammen. Eine Nicht­Nur­Produktmesse, eine Art ,,temporäre autonome Zone” (Hakim Bey) ist angestrebt, ein zielgerichtetes Bündnis aus Kreativität und Alltag. Upcoming­Brands und ökologische Notwendigkeiten, Novitäten aus der Welt des Designs, Lebenswelten und Abgrenzungsmodi aus der Bildenden Kunst, architektonische Entwürfe und Gimmicks stehen im Mittel­punkt. Assembly ist eine mehrtägige Reise zu einer Lebens­haltung, einem Lebensgefühl: die Welt der Objekte hinter sich lassend. Zu den Höhepunkten des im Jahr 2009 zum sechsten Mal stattfindenden Festivals zählt eine Installation der deutschen Künstlerin Ursula Neugebauer. Die Vernissa­ge findet am 14. Mai im assembly­Festivalzentrum, dem Haus der Architektur, statt, gleich im Anschluss die Eröffnungsmo­denschau, bei der 12 nationale und internationale Designe­rinnen und Designer ihre aktuellen Kollektionen zeigten. Für die ModedesignerInnen selbst ist der 2009 erstmals ver­ BILDENDE KUNST, FOTO gebene Kastner & Öhler Fashion Award ein Highlight. Eine fünfköpfige Jury kürte einstimmig Baiba Ripa zur Siegerin. Ausschlaggebend sind die innovative Materialverarbeitung und die professionelle Präsentation der Kollektion. Gemeinsam mit Camera Austria, die sich international mit der gleichnamigen Publikation profiliert, vergibt das Kul­turressort alle zwei Jahre den Camera­Austria Preis in Höhe von 14.500 Euro. Der CAMERA­AUSTRIA­PREIS DER STADT GRAZ FÜR ZEITGENÖSSISCHE FOTOGRAFIE 2009 geht an Sanja Ivekovic’ (Kroatien). Sie ist eine der bedeutendsten KünstlerInnen des vormaligen Jugoslawiens wie auch Kroa­tiens, das Medium Fotografie bildet einen integralen Teil ihres kritischen konzeptuellen Ansatzes. Sie zeigt, wie sich die in den Bildmedien, in Werbung, Zeitungsreportagen, im Fern­sehen wie in der politischen Propaganda produzierten und standardisierten Codes in das kollektive soziale Verhalten einschreiben. Sanja Ivekovic’ trifft damit jeweils differenzier­te Aussagen zum Verhältnis zwischen Bild­und Körperpolitik. Ivekovic’ führt die Fotografie auf einfache Materialien zurück, um dadurch – stets auch genderspezifische – Machtstruktu­ren sichtbar zu machen, welche die Praxis des alltäglichen Le­bens in den sich ständig verschiebenden Bereichen zwischen „öffentlich“ und „privat“ bestimmen. Ivekovic’ entwickelt ihre Arbeit konsequent seit den 1970er Jahren. Die internationa­le Rezeption ihres Werks und vor allem dessen Aktualität und Bedeutung für die jüngere Generation belegen nachhal­tig ihre Position. Neben ihren konzeptuellen Foto­und Text­arbeiten entstanden Filme, Videoinstallationen, Aktionen und Performances. Auch hier wird ihr explizit gesellschaftspoliti­sches Engagement sichtbar: Das soziale und politische Feld, das Ivekovic’ bearbeitet, adressiert die Rolle der Frau im gesellschaftlichen Zusammenhang. So gelingt es in ihren Gemeinschaftsarbeiten „Women’s House“, mit betroffenen Frauen auf überzeugende Weise künstlerische Intervention an konkrete Lebenssituationen zurück zu binden. Der Fotoförderungspreis der Stadt Graz in Höhe von 2.200 Euro geht im Jahr 2009 an den Grazer Künstler Clemens Hollerer. In der Arbeit des Künstlers bildet das Medium Fotografie einen Schwerpunkt. Thematisch gilt sein Interesse sich verändernden, durch Bebauung gestalteten und durch soziale Nutzung geprägten urbanen Räumen, vor allem aber auch der Stellung des Menschen in diesen Räumen. In der Frage nach der Veränderbarkeit von Gege­benheiten und den Bedingungen, unter denen sozialer Aus­tausch stattfinden kann, treffen sich seine beiden Arbeits­richtungen: Fotografie und Installation. Gegenstand seiner Fotografien sind etwa Baustellen als Orte konstruktiver individueller und kollektiver Arbeit oder städtische Zonen, öffentliche Räume, die durch konstante Bearbeitung zur Nut­zung bereit gehalten werden. Ein interessanter Aspekt dieser fotografischen Arbeit ist, dass Hollerer zwar die Themen dokumentarischer Fotografie wählt – z. B. den Blick auf die Arbeitswelt – seine Vorgangsweise formal jedoch eine vor­rangig faktische Beschreibung seines Gegenstands außer Acht lässt. Das Ergebnis sind großformatig ausgearbeitete Einzelbilder, die durch ihre Farbigkeit und kompositorische Sorgfalt wirken. Diese Bilder stehen in Serien, deren Zusam­mengehörigkeit thematisch ist, deren Gemeinsamkeit jedoch erst durch die ästhetischen Entscheidungen des Künstlers erfahren wird. Die Kunstförderungspreise der Stadt Graz in Höhe von je 2.200 Euro für 2009 werden den beiden Grazer Künst­lern Wendelin Pressl und Manuel Gorkiewicz zuge­sprochen. Der 1971 in Graz geborene Künstler Wendelin Pressl gehört zu den vielseitigsten und experimentierfreudigsten Vertretern der jungen heimischen Generation in der bildenden Kunst. Der Absolvent der Akademie der bildenden Künste in Wien (Professoren: Rainer, Graf, Zens und Köb) verwendet in seiner Arbeit unter anderem die Medien Grafik, Malerei, Fotografie, Video, Skulptur und Installation. Es ist ein unkon­ventioneller, oft spielerischer, stets von Leichtigkeit ge­tragener Umgang, mit dem Pressl auf seine Umwelt reagiert. Im Spannungsfeld zwischen Realität und Illusion formuliert der Künstler über Transformation von Bestehendem eigenständi­ge Botschaften, die zu einer Befragung der Alltagswelt moti­ BILDENDE KUNST, FOTO vieren. Der zum Zeitpunkt der Übergabe in Wien lebende Künstler verändert etwa mit Permanentmarker Pizzakartons zu reizvollen „Winged Altarpieces“, kreiert ein anarchistisches „Zebrastreifenwirrwarr“, offeriert die Mikado­Spaghetti­nudeln „Panem&Circenses“, lässt beschnittene und ver­formte Traktorreifen zu Objekten mutieren oder dokumentiert via Fotografie die von ihm in urbane Flussgewässer ausge­setzten Haiflossen, die für Schmunzeln und Irritation sorgen. Aus in Streifen geschnittenen Postkarten wird ein Globus, ebenso aus Bildern von Kondensstreifen am Firmament. In früheren Arbeiten reflektierte Wendelin Pressl auch über das Betriebssystem Kunst, etwa wenn er jene roten Punkte, die üblicherweise den Verkauf eines Kunstwerkes signalisieren, vergrößert auf Leinwand aufmalt und diese Gemälde abseits des Bildgevierts wiederum mit einem roten Punkt versieht. Wenn Pressl die Rotation eines Windrades via Video zum Stillstand bringt, den Souvenirteller eines Radioteleskops in ähnliche Bewegung wie das große Vorbild bringt, betreibt Pressl „analoge Feldforschung“, wie es Eva Pichler beschreibt. Pressl hantiert mit aus dem Alltag entnommenen Bildern und Phänomenen und gelangt über Veränderungen derselben zu Kunstwerken mit Geist, Charme und Witz: Kunstwerke, die den Schein ebenso wie das Sein abklopfen, die ob ihrer Ein­fachheit verblüffen und zur Schärfung der Sinne einladen. Manuel Gorkiewicz wurde 1976 in Graz geboren, studierte Computer­und Videokunst an der Akademie der bildenden Künste bei Peter Kogler, lebt und arbeitet in Wien und besticht mit seinen präzis kalkulierten Zeichensetzungen schon deshalb, weil er in ihnen eine künstlerische Formen­sprache und nicht­künstlerisch konnotierte Materialien pointiert amalgamiert. Er versteht es, Alltagskultur, Kunst­szenerie und die sie betreffenden Ästhetiken miteinander in Beziehung zu bringen. Mit Girlanden spannt er Skulpturen, die nicht nur den Raum als solchen, sondern auch kulturelle Kon­texte überspannen, greift Formen auf, die für gewöhnlich Ernst von Feierlaune trennen, balanciert somit auf halbhohem Seil zwischen Jahrmarkt und Kunstbetrieb. Die künstlerische Arbeit Manuel Gorkiewiczs unterhält einige kunsthistorische Bezüge, ohne aber ganz in Zitaten aufzugehen oder gar rück­wärts gewandte Utopien predigen zu wollen, selbst dann nicht, wenn er Goethes oder Ittens Farbkreise in Schokolade übersetzt. Seine Beschäftigung mit den Idealen der kon­struktivistischen Moderne, der Pop­Art oder dem Minimalis­mus führt ihn vielmehr zu Synthesen, die über ein sehr selbst­sicheres Formvokabular verfügen. Aus unterschiedlich kon­textierten Anleihen schafft Gorkiewicz eigenständige Objek­te, die über die Qualitäten des in ihnen Implizierten weit an­schaulicher und zwangloser unterrichten, als es eine rein theoretisch argumentierende Kunstgeschichte je tun könnte. Wenn Manuel Gorkiewicz etwa die „shaped canvases“ eines Frank Stella mit der modernistischen E­Gitarrenserie „Modernistic“ der Firma Gibson aus den 1950er Jahren synthetisiert, dann nicht, um neuerlich die Illusionslosigkeit selbstreferentieller Kunst zu betonen oder Verwandt­schaften zwischen Hoch­und Popkultur nachzuweisen, son­dern um Kippbilder zu erzeugen, die aus dem Umspringen Mehrwert ziehen und uns dabei bestens unterhalten, ohne selbst platt oder banal zu werden. Im Jahr 1991 wurden im Gedenken an den am 7. Jänner 1943 vom NS­Regime hingerichteten, zum Zeitpunkt seines Todes erst 40­jährigen Grazer Architekten Herbert Eichholzer nach ihm benannte Architekturförderungspreise der Stadt Graz geschaffen. Die Zuerkennung durch den Stadtsenat sieht einen zweijährigen Vergaberythmus vor. 2009 werden die Projekte „Kunstkastl“ von Ulrike Tinnacher und Oliver Wildpanner und „345323“ von Ahmed Ibrahimpašic´,. Boško Marušic´.und Ana Glavaš vorgeschlagen. Aus den Jurybegründungen: Das Projekt „Kunstkastl“ ist ein Großvolumen, welches aus einzelnen Volumen zusammengesetzt ist. Das restliche Volumen bildet Zwischenräume, die eine räumliche Spannung erzeugen und flexibel genutzt werden können. Die Frage der Erschließung könnte sich eventuell als schwierig er­weisen, erscheint aber lösbar. Das Konzept des sich auflö­senden ganzen Volumens in einzelnen Kuben beginnt bereits im Erdgeschoss und zieht sich wie ein roter Faden durch das BILDENDE KUNST, FOTO gesamte Projekt. Das Klappen der Wände ist eine äußerst in­teressante Idee und lässt viele räumliche Möglichkeiten, aber auch Nutzungen zu. Das Projekt erscheint ökonomisch. Es entstehen viele verschiedene Raumatmosphären und vielfäl­tige räumliche Möglichkeiten, Räume zu bespielen bzw. zu nutzen, außerdem entsteht die Möglichkeit, verschiedenste Lichtsituationen herzustellen. Interessant ist auch die Aus­formulierung der Fassade.“ Die Preiszuerkennung an das Projekt „345323“wird fol­gendermaßen begründet: „Das Diagramm des räumlichen Konzeptes macht die Aufteilung in vier Bereiche erkenntlich. Die verschiedenen Bereiche sind den diversen Instituten bzw. Funktionsbereichen zugeteilt. Der entstehende Zwischenbe­reich, der allen Bereichen gleichermaßen zugeordnet ist, läs­st ein Raumkontinuum entstehen und schafft somit eine in­nenräumliche Atmosphäre. Diese Fuge wird als Kommunika­tionsraum verstanden. Es stellt sich allerdings die Frage, was hier passiert und welche Qualität kann dieser Raum haben. Die einzelnen Institute bilden einzelne Bereiche, wenngleich diese als unflexibel angesehen werden könnten. Der entste­hende Zwischenraum weist jedoch großes räumliches Po­tenzial auf. Diese Architektur erzeugt eine räumliche Stärke, welche auch verschiedene Nutzungen, die sich die AutorIn­nen vielleicht gar nicht erhoffen, zulässt. Die Fassade ist nicht ausreichend entwickelt, sie wirkt in diesem Stadium eher formal, aber sehr gewollt.“ Im Jahr 2009 wendete die Stadt Graz für die LIKUS­Ka­tegorie „Bildende Kunst, Foto“ 6.366.063 Euro auf. Das ent­spricht einem Anteil von 13,86% der städtischen Kulturaus­gaben. Der größte Anteil entfällt auf das Kunsthaus Graz, das nicht aus dem Budget des Kulturressorts finanziert wird. Von den aus dem Kulturamt finanzierten Einrichtungen entfallen auf den Verein Camera Austria 33,49%, den Grazer Kunst­verein 25,64% und das Museum der Wahrnehmung 8,64%. Im Vergleich zu 2008 sind die stadtübergreifenden Aus­gaben dieser LIKUS­Kategorie um 11,18% gestiegen. Bildende Kunst, Foto 6.366.063 5.948.262 5.799.969 5.725.797 +11,18% 5.494.833 5.468.612 +2,56% +6,06% –3,74% +88,70% –0,48% 2.912.009 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 48 BILDENDE KUNST, FOTO Grazer Kunstverein; Jahresprogrammförderung und Ausstellungen 132.400 Hollerer, Clemens; Fotoförderungspreis 2.200 Ivekovic, Sanja; Camera Austria Preis 2009 14.500 Katholische Hochschulgemeinde KHG; Jahresprogrammförderung 2.550 Kulturzentrum bei den Minoriten; Projekt Ausstellung und Katalog „Josef Fink“ 3.400 Kunst Abseits vom Netz; Projekt „KAVN“ 1.700 Kunsthalle Gries; Assembly Designfestival 5.100 Künstlergruppe 77; Reisekunstprojekt I, Lichtwechsel – Auf den Spuren der europäischen Kultur und Galerieprojekt „Kon­Temporär“ 3.000 Kunstverein Werkbund; Jahresprogrammförderung und Tag der offenen Tür 2.000 Lackner, Erwin; Gu¨4.000 nter­Waldorf­Katalog Living Rooms; Jahresprogrammförderung 2.125 Museum der Wahrnehmung MUWA; Jahresprogrammförderung 44.600 next Verein für bildende Kunst; Projekt „as_tide“ 5.950 Ortlos architects; Projekt „City Lab/iVAN“ 6.800 plattform parasite net; Jahresprogrammförderung 3.400 Pressl, Wendelin; Kunstförderungspreis 2.200 Tinnacher, Ulrike; Architekturförderungspreis 2.200 Verein für visuelle Gestaltung, Kultur u. Kommunikation; Kurzfilm „No Quick Fix“ 2.125 Wildpanner, Oliver; Architekturförderungspreis 2.200 Förderungen Kulturressort bis . 1.500 Anderwald, Ruth, Maga; Projekt „Eclipse 2009“ 700 Andräkunst/Pfarre St.Andrä; 10 Jahre AndräKunst und Ausstellung 1.000 Atelier Yin Yang – Verein für Bildende Kunst; Jahresprogrammförderung 1.500 Bärnthaler, Christian Egon; Projekt „Hrdlicka in Graz“ 800 Berufsvereinigung bildender Künstler; Jahresprogrammförderung 1.500 Brandstätter, Christine; Atelierförderung 1.000 Domesle, Andrea, Drin; Katalog „Tektonik der Geschichte“ 700 Eberhard, Kerstin; Installation „Himmel auf Erden“ 800 GAT, Steir. Internetportal Architektur; Jahresprogrammförderung 1.500 Gfrerer, Ewald; Ausstellung und Publikation 1.000 Glavaš, Ana; Architekturförderungspreis 733 Grill, Christoph, Mag.; Fotoprojekt „Nachfolgestaaten UdSSR“ 1.000 Großschädl, Christian, Mag.; Atelierförderung 500 Grünling, Karl; Atelierförderung 1.000 Gumhold, Michael; Projekt Ausstellung „SPARTACUS“ 1.500 Hanns Schell Collection; Eisenkunst­Sammlertreffen 700 Hollerer, Clemens; Atelierförderung 700 Höllmüller, Hubert, Mag.Dr.; Kunstprojekt „Claus Schöner“ 500 Ibrahimpasic´, Ahmed; Architekturförderungspreis 733 Jugend am Werk Steiermark; Projekt „Trag meine Wünsche“ 500 Kammerhofer, Christian; Fotoprojekt „Profane Altäre“ 700 Kleinkunstverein Graz; Katalogförderung 700 Knaus, Ingrid, Maga Drin; Atelierförderung 1.000 Knoll, Peter & Anne; Tag der offenen Tür 1.500 Krauss, Clemens; Katalog „Clemens Krauss – Aufwachen“ 700 Kulturverein Fönfrisur; Atelierförderung 700 kunst.wirt.schaft; Jahresprogrammförderung 800 Künstlerbund; Jahresprogrammförderung und homepage­update 1.500 Kunstvereinigung dynamic; Jahresprogrammförderung 1.500 Lenior, John Hendrik, Mag.; Gesamtprojekt und Atelier 500 Leykam Buchverlagsgesellschaft; Kunstbuch Adolf Osterider 700 Maier, Michael; Atelierförderung 600 Marušic. ´, Boško; Architekturförderungspreis 733 Mihatsch, Renate; Publikationsförderung „taking FROM leaving IN moving ON“ 700 Mosettig, Klaus, Mag.; Katalogprojekt Secession 500 Omahna, Manfred, Dr. DI; Publikationsförderung, „Menschen in urbanen Räumen“ 500 Pichler, Eva; Projekt „zweintopf“ und Atelier „bunker“ 1.500 Plocek, August, Prof.; Projekt „Finissage 80“ 1.000 Podesser, Philipp; Projekt „Freischwimmer“ 700 Polansek, Christian; Dokumentation 2006–2010 700 Reinisch, Arnold; Katalogförderung 500 Schimpl, Werner; Wartung U­Boot 500 Schlamadinger, Eftichia; Atelier & regionales Kunstbegegnungszentrum, Atelierförderung 1.000 Schlemmer, Andrea; Projekt „Interfashion Zwischen­ gwand Modul 2“ 1.000 Sezession; Jahresprogrammförderung 1.500 Spitzer, Theresia; Projekt „junge:kultur:fördern“ 200 Stern, Eva Helene; Projekt „formes et forces, ein Antikriegsstück“ 1.500 Stütz, Edith, Maga; Katalogförderung 300 Styrian Art Foundation; Künstlerklausuren in memoriam Josef Fink 1.000 Trenkler, Thomas, Dr.; Kunstprojekt „53 – Eine Behauptung“ 700 Verein für Angewandte Kunst; Atelierförderung 500 Verein für visuelle Gestaltung; the smallest gallery 700 Verein MIAZWOA; Jahresprogrammförderung 700 Vereinigung Bildender Künstler Steiermarks; Jahresprogrammförderung 1.500 Wasserthal­Zuccari, Berenike, Maga; Katalogförderung 700 Welunschek, Karl; Atelierförderung 500 Werbeagentur Morré; AustrianCartoon Award 1.000 Wildbach, Bruno; Katalog Grafisches Werk 850 Wilfling, Markus; Kunstprojekt 1.000 Wolf, Bernhard, Mag.; Atelierförderung 700 Zingerle, Andreas; Projekte „Solargrafika“ und „Der Überflieger“ 700 Gesamtausgaben in der Kategorie „Bildende Kunst, Foto“ 6.366.063 LIKUS 10 Man kann niemanden überholen, wenn man in seine Fußstapfen tritt. (François Truffaut) Bewegte Bilder in ihren unterschiedlichen Aus­prägungsformen entsprechen dem Bedürfnis der Menschen nach Unterhaltung und dem Wunsch nach Befriedigung der Neugier. Bei Filmen können wir in Phantasiewelten eintauchen, dabei träumen, entspannen oder auch Spannung finden. Die vielfältigen technischen Möglichkeiten bringen Endprodukte zum Vorschein, die durch Innovations­freude prägend für Entwicklung sind, damit aber auch durchaus die Grenzen der klassischen Zuordnung sprengen können. Exemplarisch für 2009 sind genannt: Die konstante Förderung der Grazer Programmkinos auf Basis der vom Gemeinderat beschlossenen Qualitätskriterien zeigt auch im Jahr 2009, wie wichtig diese Unterstützung ist. Das vielfältige Programm zieht BesucherInnen an, den In­nenstadtkinos wird spürbar geholfen. Mit dem Geidorfkino, dem Schubertkino, dem Rechbauer und dem Royal English Cinema gibt es Programmförderschwerpunkte eben­so für das KIZ – Kino im Augarten. Hier kommt es mit Hil­fe der Stadt im Jahr 2009 zur Neueröffnung am Standort des Royal English Cinemas als KIZ­Royal. Der Carl­Mayer­Drehbuchwettbewerb wird jähr­lich ausgeschrieben und steht jeweils unter einem film­gerechten Thema, welches der Kreativität und Phantasie ent­sprechenden Spielraum lässt. Der Wettbewerb ist Carl Mayers Werk und dessen filmischer Leidenschaft gewidmet und stellt einen Beitrag zur qualitativen Verbesserung der deutschsprachigen Drehbuchkultur sowie einen Impuls für den heimischen (Kino­)Film dar. Das Thema des Jahres 2009 ist „NEID“. Der Hauptpreis in Höhe von 14.500 Euro geht im Jahr 2009 an das Treatment „Claudia schafft es (Melodram/Thril­ ler)“ von Richard Schuberth (Wien): Die Krankenschwester Claudia ist auf der Intensivstati­on täglich mit Überarbeitung, Leid, Siechtum, Tod, Mob­bing und überheblichen Kollegen konfrontiert. Nach der Arbeit muss sie den bettlägerigen Vater pflegen, den sie insgeheim hasst. Sie schöpft Hoffnung, als ein bekann­ter Opernsänger nach einem Unfall in die Station kommt und ihr seine Zuneigung zeigt. Er lässt sie jedoch bereits bei seiner Entlassung fallen. Aufgefangen wird sie von der exzentrischen und psychopathischen Stationsober­schwester Lina, die aus den Außenseiterinnen der Sta­tion eine Clique rekrutiert und diese geschickt zu mani­pulieren weiß. So weit, dass sie bereit sind, bei der Er­mordung hilfloser, schwacher, nicht mehr rekonvales­zenzfähiger Patienten zu assistieren. Nach einem miss­lungenen Selbstmordversuch zählt auch der Opernsän­ger zu Linas Todeskandidaten und Claudia muss sich entscheiden. Dass jemand gegen Verhältnisse wütet, ohne sich seiner Wut zu überlassen, sondern unerhört raffiniert, geradezu ausgefuchst verfährt, macht das Buch zur Herausforderung. Der Förderungspreis 7.200 Euro geht an „Nur ein Spiel“ (Kinofilm) von Albert Meisl (Wien): 50 FILM , KINO , VIDEO Die asbestverseuchte Schauspielschule hat ihr Aus­weichquartier in einem Einkaufszentrum aufgeschlagen. Hier sieht sich der Schauspielschüler Peter Buchinger mit dem dämonischen Rollenlehrer Tanner konfrontiert, der aus ihm einen großen Schauspieler machen und sich selbst ein Denkmal setzen will. In einer Atmosphäre von Konkurrenz, in der jeder Erfolg von den Kollegen sofort beneidet wird, versucht Peter, sich treu zu bleiben. Eine bodenständige Geschichte, schnörkellos, unprätentiös, und sensibel erzählt. Das Programm von MacGuffin – Verein für visuelle und interaktive Medien umfasst im Jahr 2009 folgende Schwerpunkte: Die Programmreihe EYES ON... bietet z. B. eine Retrospektive des spanischen Regisseurs Pedro Alm­odóvar und des japanischen Filmexzentrikers Takashi Miike, ein tribute an den französischen Schauspieler Lino Ventura, weiters zahlreiche themenbezogene Specials. Mit der Pro­grammreihe „Kinogeschichte(n)“ startet der Medienverein MacGuffin in Kooperation mit dem Filmzentrum im Rech­bauerkino und UNCUT Movies ein Langzeitprojekt, das ab Februar 2009 in regelmäßigen Abständen das Wesen von Film und Kino beleuchtet, also u. a. Hintergründe stilistischer oder technischer Natur, Synergien mit anderen künstlerischen Im Jahr 2009 wendete die Stadt Graz für die LIKUS­Kategorie „Film, Kino, Video“ 532.550 Euro auf. Das ent­spricht einem Anteil von 1,16% der städtischen Kultur­ausgaben. Der größte Anteil der städtischen Film­und Kinoförde­rung entfällt dabei mit 18,58% auf den Mediennetzwerkver­ein mur.at, gefolgt vom Filmzentrum Rechbauerkino mit 13,96%, dem Augartenkino mit 11,00% und dem Kunstver­ein Medienturm mit 10,30%. Im Vergleich zu 2008 sind die Ausgaben dieser LIKUS­Kategorie um 63,59% gestiegen. Film, Kino, Video 532.550 +63,59% FILM , KINO , VIDEO Förderungen Kulturressort über . 1.500 Trenczak, Heinz; Dokumentarfilm „Queen for a Day“ 2.550 Art­Media/Annenhof; Filmprojekt „...begegnungen...“ 3.400 xxkunstkabel; Projekt „Drehorte/ARGE Werkstatt Graz“ 3.400 DIAGONALE; Diagonale­Preis Innovatives Kino 6.000 Film Asia; Projekt Filmfestival filmASIA 2.550 Förderungen Kulturressort bis . 1.500 Filmzentrum im Rechbauerkino; Kinoförderung 32.470 Abbado, Carmen; Dokumentarfilm „G. Aranyi“ 1.500 Jäckl, Lilly; Langzeitvideofilmprojekt „Sign O Time“ 4.250 Hafner, Daniel; Medienkunstprojekt „Carousel“ 1.000 Kaspar Harnisch GmbH; Schubertkino; Kinoförderung 15.895 Kinder­und JugendFILMwerkstatt/Theateragenda; KIZ – Kommunikations­und Informationszentrum; Nachwuchsförderung Film und Medien 1.500 Augartenkino; Kinoförderung 25.585 Klinger, Siegfried; Kurzfilm „Pass auf deine Wünsche auf“ 1.000 Kunstverein Medienturm; Jahresprogrammförderung 23.950 Laggner, Julia, Maga; Dokumentarfilm Lichtspieltheater­Betriebs GmbH – Geidorfkino und „Heim ist nicht Daheim“ 1.000 Royal English Cinema; Kinoförderung 17.000 multimediafilm/Ing. Robert Hammel; MacGuffin; Jahresprogrammförderung 8.500 Dokumentarfilm über Prof. Alexander Silveri 1.000 Meisl, Albert; Carl Mayer Drehbuchpreis 7.200 Passini, Robert; Diplomfilm „Der Wandler“ 1.500 mur.at – Verein zur Förderung der Netzwerkkunst; Schantl, Tanja; Filmprojekt „Falsche Tatsachen“ 700 Jahresprogrammförderung 43.200 SOMM – Selbstorganisation von und für Rath, Nina; Dokumentarfilm „Kasachstan“ 2.550 Migrantinnen und Musliminnen; Kurzfilm Schmeiser, Florian, Mag.; Medienkunstprojekt „Alltagserfahrungen von Mädchen“ 500 „generic sounds“ 1.700 Valentinitsch, Johann; Kurzfilm „Das Kornfeld“ 500 Schmeiser, Jo, Maga; Dokumentarfilm Verein Männerberatung; intersectional map 700 „Liebe Geschichte“ 2.550 Wagnest, Matta; Medienkunstprojekt Schreiber, Lotte, Drin; Dokumentarfilm „Tlatelolco“ 1.700 „Transzendent Space“ 1.200 Schuberth, Richard, Mag.; Zimmer, Fränk; Medienkunstprojekt Carl Mayer Drehbuchpreis 14.500 „information/storage.refresh“ 1.500 Gesamtausgaben in der Kategorie „Film, Kino, Video“ 532.550 52 LIKUS 11 Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern darin, dass er nicht tun muss, was er nicht will. (Jean­Jacques Rousseau) „Der Freiheit folgen“ – vor allem im Medienbereich – verschreiben sich insbesondere die Freien Radios, deren ein­ziges, Helsinki, gerade in Graz ein beeindruckendes Programm präsentiert und unermüdlich an der Weiterentwicklung arbeitet. Radio Helsinki sieht Radio als „öffentlichen Raum, der nicht ausschließlich von Ökonomie bestimmt werden darf“, so ein Zitat der Homepage. Nichtkommerzialität und ein offener Zugang für alle gewährleisten daher die Unabhängigkeit in der Sendungsgestaltung und eine breite Meinungsvielfalt. The­menbereiche im Jahr 2009 sind u. a. das Radio Helsinki „Vier­telradio“ – Stimmen aus dem Annenviertel. Förderungen Kulturressort über . 1.500 Radio Helsinki; Jahresprogrammförderung 18.000 Gesamtausgaben in der Kategorie „Hörfunk, Fernsehen“ 18.000 Im Jahr 2009 wendete die Stadt Graz für die LIKUS­Ka­tegorie „Hörfunk, Fernsehen“ 18.000 Euro auf. Das entspricht einem Anteil von 0,04% der städtischen Kulturausgaben. Der gesamte Anteil entfällt dabei im Jahr 2009 auf Radio Helsinki. Im Vergleich zu 2008 sind die Ausgaben dieser LIKUS­Kategorie um 5,88% gestiegen. Hörfunk, Fernsehen 25.580 22.750 22.750 LIKUS 12 Man muss sich utopische Ziele setzen, um realistische zu erreichen. (Hans Böck) Das breite Spektrum von Kulturinitiativen und Zentren in der Stadt Graz, die seit Jahrzehnten das kulturelle Erschei­nungsbild prägen und gestalten, legt eindrucksvoll dar, wie das Beharren auf durchaus auch „utopischen“ Ideen die Welt verändert. Viele Initiativen sind bereits etabliert und weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt, andere sind dabei, einen ebenso erfolgreichen Weg zu gehen. Gemeinsam ist ihnen, dass sie aus dem Kunst­und Kulturgeschehen der Stadt Graz nicht mehr wegzudenken sind. Exemplarisch für das Jahr 2009 sind genannt: Mit dem Fest der Soziokultur „artcore – ARTconnec­tedReality“ geht der Verein Soku – Netzwerk soziokultu­reller Initiativen Steiermark aktuellen sozialen Fragen in Öster­reich (und Europa) nach, um – basierend auf der Bedeutung von Kunst­und Kultur(arbeit) als „kreatives Instrument – mög­liche Antworten und Lösungsansätze zu finden. Im Gegensatz zu einer ‚Eventisierung’ und der reinen ‚Konsumierbarkeit’ von kulturellen Äußerungen soll „der Blick auf gesellschaft­liche und strukturelle Probleme durch künstlerische Mittel geschärft werden“. Einzelne Projektschritte umfassen u.a. die Vernetzung von und die Kommunikation zwischen den In­itiativen, die Darstellung von unterschiedlicher künstlerischer Methodik und kreativer Ausdrucksmittel in der soziokul­turellen Arbeit, das Aufzeigen und genaue Betrachten von „best­practise“­Beispielen, einen Austausch von Erfah­rungen in diesem „Praxisfeld im Überschneidungsbereich zwischen Kultur, Bildung und Sozialem“. Mitgliedervereine des Netzwerkes sind InterAct, AXE­Körpertheater, culture unlimited, BAODO, Jugendzentrum Explosiv, Megaphon und MUWA­Museum der Wahrnehmung. Der Verein ESC wurde im August 1993 von in Graz ansässigen und tätigen Künstlerinnen und Organisatorinnen gegründet und führt und verwaltet das LABOR als Produkti­ons­und Veranstaltungsstätte, die auch anderen Künstler­Innengruppen und Institutionen zur Präsentation ihrer Akti­vitäten zur Verfügung steht. ESC ist eine Kulturinitiative, initiiert und betreibt Kunst//Projekte im Kontext „neuer“ Kulturtechnologien. Auch im Jahr 2009 stehen zahlreiche Ausstellungsprojekte, Installationen und Performances am Programm. Die Brücke arbeitet seit Jahren als sozio­kulturelles Zentrum im integrativen Bereich, sowohl im Sozialen als auch im Kulturellen. Mit den Veranstaltungen sollen neben der Kulturvermittlung Behinderte und Nichtbehinderte in zwang­loser Atmosphäre miteinander kommunizieren. Das Früh­lings­und Herbstprogramm, das rund 40 Konzerte vor­sieht, kann 2009 in der neu adaptierten Spielstätte statt­finden. Künstler wie Otto Lechner, Karl Hodina oder Richard Österreicher sind fix im Programm, aber auch steirische Nach­wuchskünstlerInnen, Touring Bands und renommierte sowie neue KünstlerInnen der österreichischen Kabarett­Szene sind 54 KULTURINITIATIVEN , ZENTREN zu hören und zu sehen. Schwerpunkte werden unter dem Motto „Hauptsache Gitarre“ oder der monatliche „Bal Folk“ – der sich vor allem auf die heimische Bordun­und Tanzsze­ne konzentriert – gesetzt. Bei den „Sommer­Open­Airs“ können wie in den letzten 17 Jahren national und internatio­nal tätige Künstler­Innen auf der Freiluftbühne auftreten. Auch das 2008 anlässlich des 25­jährigen Bestehens initiierte „Murwärts­Festival“ wird aufgrund von zahlreichen positiven Rückmeldungen 2009 fortgesetzt. RHIZOM – Verein für medienübergreifende Kul­turarbeit versteht sich als KünstlerInnenkollektiv, das in einer nichthierarchischen Struktur organisiert ist. Das Kol­lektiv bietet den infrastrukturellen Hintergrund für individuelle und kollektive künstlerische Entscheidungsautonomie. „Die künstlerische Vorgehensweise folgt einer prozessorientier­ten offenen Konzeption, in der mediale Möglichkeiten aus­getestet und auf die Gegebenheiten vor Ort reagiert werden kann. Den Inhalt bestimmt letztlich das Medium.“ (Eigenzitat). Jahresprojekte 2009 umfassen INFRAKULTUR (Projekte im urbanen und ländlichen Kontext unter dem Titel „geöffnet! – räume und geschichte(n)“), AUSTAUSCH­Projekte und re­gionale und überregionale Kooperationen, unter dem Titel „mark & pein – aktuelle kunst aus weitem land“, PRODUK­TIONEN „des umherschweifenden Rhizom­Bewusstseins“ mit dem Titel „lebend.geschichte.rhizom“, Internationale CROSS­CULTÙREAL Projekte (Rumänien, Mexico, Nica­ragua) mit dem Titel Ciudad Real (en obra) – Real City (under construction) und REFLEXION ZONE über Bedingungen nicht­kommerzieller Kunstarbeit mit dem Titel „material arts“. Das Schaumbad – Freies Atelierhaus Graz hat seit seiner Eröffnung schon zahlreiche erfolgreiche Veranstaltun­gen durchgeführt, die Resonanz der Medien ist sehr positiv. Alle Atelierräume sind an 22 KünstlerInnen aus allen Sparten vergeben, durch die große Nachfrage nach Arbeitsräumen muss bereits eine Warteliste angelegt werden. Wichtig ist die Interaktion mit der interessierten „Außenwelt“. Daher wer­den regelmäßig Präsentationen der entstandenen Arbeiten aus Workshops, Lesungen, Konzerte und Performances durch­geführt. Im Vordergrund steht auch die interdisziplinäre Zu­sammenarbeit mit AteliernutzerInnen, die in den Bereichen Neue Medien, bildende Kunst, Film, Video, Musik, Literatur, Fotografie, Kunsttherapie und Wissenschaft arbeiten. Für das Jahr 2009 sind zu nennen: „Prekäre (T)Räume“ (Sommer­camp mit VertreterInnen ähnlicher Initiativen im Ausland) und „Meeting/Reunion“, ein Vernetzungsprojekt von DJ­und VJ­Künstlerinnen, sowie Schaumbad WorkOut, LILI POPP, Projekt Fassadengestaltung „Schaumbad“ und Schaumbad Warmup. Für die Interaktion zwischen sozialen Randgruppen haben sich 2007 durch die Fusion von MEGAPHON mit dem interkulturellen Begegnungszentrum „Auschlössl“ neue Synergien und Handlungsmöglichkeiten ergeben. Das Interkulturelle Café und Begegnungszentrum „Auschlössl“ ermöglicht auch abseits des gastronomischen Alltagsbetrie­bes Begegnungen zwischen Menschen unterschiedlichster Herkunft und Kultur. 2009 bietet das bewährte Veranstal­tungsprogramm acht Leseabende, 18 Filmabende, acht Diskussionen, sechs Konzerte, acht Ausstellungen und sechs­ KULTURINITIATIVEN , ZENTREN mal afrikanischen Sonntagsbrunch mit Musik. Das „Au­schlössl“ hat sich weiter zu einem niederschwelligen Forum für Kulturschaffende und Kulturinteressierte unterschiedli­cher sozialer wie auch geografischer Herkunft entwickelt. Der Verein FreeFutureForces sieht seine Aktivitäten im Jugendkulturbereich als offenes und organisch wachsen­des Projekt, das sich kontinuierlich weiter entwickelt. Die Angebote sind niederschwellig angelegt, sodass die Jugendlichen ermutigt werden, Neues auszuprobieren und sich kreativ sowie persönlich weiter zu entwickeln. Viele durch Erziehung und Sozialisation geprägte Begriffe bedürfen nach Ansicht des Vereins einer Neudefinition – die Ange­bote im Rahmen von „spektral“ sollen zu diesem Prozess einen Beitrag leisten. Die Kreativangebote für 2009 um­fassen z. B. eine neue Kreativwerkstätte, WERKstattWARE, The Big Challenge Yourself mit „koolkamerakompetition“, IG­Filmen und dem Medienkunstlabor. Das AfrikaZentrum Chiala’Afriqas sieht seine Kultur­arbeit als wesentlichen Beitrag zur Partizipation von Migrant­Innen und zur Vermittlung der afrikanischen Kultur. Das Zen­trum bietet Gelegenheit zum interkulturellen Austausch und damit die Möglichkeit einer Annäherung zwischen Migran­tInnen und der österreichischen bzw. Grazer Bevölkerung. Die kulturellen Veranstaltungen reichen von Filmvorführungen, Lesungen, Symposien über Vorträge und Diskussionen bis zum AfrikaFestival, welches seit 2008 auch ein Sympo­sium („Soziale und wirtschaftliche Partizipation von Afrika­nerInnen in Östereich“), Schulworkshops und eine Bundes­tagung zum Thema „Zur afrikanischen Community in Öster­reich – Wer ist sie?“ geboten hat. Das im Jahr 2009 zum sechsten Mal durchgeführte Afrika Festival ermöglicht im Rahmen von kultureller Bildung wieder Trommelworkshops, Afrika­Info­sowie Kochworkshops und einen Stadtrundgang durch das afrikanische Graz. Weiters werden ein Skulpturen­workshop und verschiedene Projekte wie „African Youth Culture – die Lebenswelt von Jugendlichen in Afrika“ oder „Right to be – Junge Flüchtlinge berichten von ihrer Heimat und ihrem jetzigen Leben in Graz“ durchgeführt. Die interkul­turelle Netzwerkarbeit wird weitergeführt. Seit dem Gründungsjahr 1989 tritt die Intro­Graz­Spec­tion – Künstlervereinigung und Kunstinitiative alljährlich mit mehreren interdisziplinären Projekten an die Öffentlich­keit. Künstlerische „Unorte“ wie z. B. ein Fussballstadion, eine Sternwarte, Straßenbahnen, Straßen und Plätze werden zu Orten pulsierender, vernetzter Kunsthandlungen umfunktio­niert. Gleichzeitig als Sprungbrett für noch unbekannte junge KünstlerInnen dienend, steht die IGS in einem ständigen Aus­tausch mit dem Ausland. Arbeiten in zehn Ländern der Welt för­dern die Erforschung und Erweiterung der künstlerischen Stand­punkte. Die Einbeziehung des künstlerischen Outputs auf scheinbar unüberbrückbaren divergierenden Ebenen, von installativen Anordnungen über die Musik bis zu multimedia­len Theaterinszenierungen zählen ebenso zur Praxis wie die un­mittelbar vorgeführte Definition des Begriffes Medialität. Pro­jekte des Jahres 2009 sind z. B. „Im Auto“, ein steirischer Epi­sodenfilm, das spartenübergreifende Musik­Literatur­projekt „Grilj – Argus – Grilj“ sowie eine multimediale Aus­stellung des Künstlers Werner Schimpl „Like a Rolling Stone“. Das Jahr 2009 ist für das Kulturzentrum bei den Minoriten ein ganz entscheidendes Jahr. Unabhängig von der "normal" weiterlaufenden Programmdichte wurden die Vor­bereitungen für den Umzug des Kulturzentrums getroffen, der KULTURINITIATIVEN , ZENTREN mit Ende des Jahres durchgeführt wird. Nach 34 Jahren einer äußerst fruchtbaren Arbeit im Bereich der zeitge­nössischen Künste, der Gegenwartskultur und der Religion wird der Präsenz im „Kulturstock II“ ein würdiger Schluss­punkt gesetzt: „beendet“. Anlässlich des zehnten Todestages des Gründers Josef Fink wird dieser mit der Publikation „Wie eine helle Brandung“ geehrt. Zum steirischen herbst wird mit der Ausstellung LIGHT TOWER des kroatischen Künstlers Zlatko Kopljar ein präziser Beitrag zum Leitmotiv des steirischen herbst „ALL THE SAME – Was gilt, wenn alles gleichgültig gültig ist?“ ge­liefert. Es erscheint ein dreisprachiger Katalog, gemeinsam mit dem Museum of Contemporary Art, Zagreb. Das Projekt spinnt damit den Bogen zum Programmbeginn des Jahres 2009: Das Mehrspartenprojekt LICHTMESZ (u.a. mit Friede­rike Mayröcker, Sibylle Lewitscharoff, Tobias Trutwin, Wilhelm Scherübl, Alois Neuhold u.a.) thematisiert das archaische „Wendefest für heller werdende Tage“. Die Realität des „Umbaus“ wird auch in einer vielglie­drigen Veranstaltungsschiene dargelegt. Die Wissenschafts­schiene lautet „Schubumkehr! Rückbau, aber als Vision“: Das war, angesichts der aktuellen Wirtschafts­und Finanzkrise, das Thema der heurigen Wissenschaftsgespräche bei den Minoriten. Zwischen diesen Leitprojekten liegen Highlights wie „Fleisch“, das Lesefest, Konzerte zu Joseph Matthias Hauer, eine neue Konzert­Reihe „mino_Riten“, die sich rituellen Strukturen in der Neuen Musik widmet, die Tanztheatertage „Bukarest­Graz im Szenenwechsel“, die Frühlingsvorlesung über Barmherzigkeit, eine neue Medien­Reihe, Literatur von Ost bis West, Slam, Blattgold und spezielle Formate aus Literatur, Musik und Theater für Jugendliche und natürlich die Veranstaltungen für Kinder, unter denen das „Weihnacht­soratorium für Kinder“ schließlich ein besonderer Höhepunkt ist: Mehr als 3.500 Personen sehen diese szenische Pro­duktion, die auch über Jeunesse/Wien im Wiener Konzerthaus mehrfach zur Aufführung kommt. Im Jahr 2009 wendete die Stadt Graz für die LIKUS­Ka­tegorie „Kulturinitiativen, Zentren“ 2.325.218 Euro auf. Das entspricht einem Anteil von 5,06% der städtischen Kultur­ausgaben. Der größte Anteil entfällt dabei mit 74,02% auf das Kin­dermuseum, gefolgt vom Jugendzentrum Explosiv mit 12,38%, dem Forum Stadtpark mit 6,70% und dem Kultur­zentrum bei den Minoriten mit 3,34%. Im Vergleich zu 2008 sind die Ausgaben der LIKUS­Kategorie „Kulturinitiativen, Zentren“ um 11,20% gestiegen. Kulturinitiativen, Zentren 2.113.878 +15,15% 2.325.218 KULTURINITIATIVEN , ZENTREN Gesamtausgaben in der Kategorie „Kulturinitiativen, Zentren“ 2.325.218 58 LIKUS 13 Ein bisschen Bildung macht die Welt verwandt. (Mark Twain) Im Bereich der Aus­und Weiterbildung liegt der Verant­wortungsbereich des Kulturressorts beim Schwerpunkt „musikalische Bildung“. Die Universität für Musik und darstellende Kunst Graz in der politischen Verantwortung des Wissenschaftsressorts deckt den akademischen Bildungsbereich ab, die internationalen Kontakte und Ver­netzungen, die zahlreichen PreisträgerInnen und Stipen­diatInnen legen beredtes Zeugnis davon ab. Das Johann­Joseph­Fux­Konservatorium des Lan­des Steiermark als Partner des Kulturressorts im städtischen Musikschulmodell bietet mit zwölf Fachbereichen ebenfalls ein umfassendes Angebot für die elementare Musikaus­bildung. Die im Jahr 2008 begonnene Generalsanierung des Gebäudes findet mit der feierlichen Eröffnung am 23. Sep­tember 2009 einen würdigen Abschluss. Als Anerkennung von herausragenden solistischen und kammermusikalischen Leistungen im Musikausbildungsbe­reich vergibt die Stadt Graz alljährlich Begabtenstipendien an einige StudentInnen bzw. SchülerInnen des Johann­Joseph­Fux­Konservatoriums. Die Auswahl erfolgt durch die Direk­tion und die FachvorständInnen des Konservatoriums, die Vergabe an ausgewählte SchülerInnen wird dem Kulturressort vorgeschlagen und vom Stadtsenat beschlossen. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten im Jahr 2009 haben alle einen 1. Preis in den Landes­bzw. Bundeswettbewer­ben von „Prima La Musica“ erhalten: Sebastian Marhold (Klasse: Tuba/Erich Bendl), Eva Maria Fandl (Klasse: Quer­flöte/Profin Maga Reingard Hechtl), Victoria Theisl (Klasse: Oboe/Klaus Mörth), Magdalena Moser (Klasse: Klarinet­te/Adolf Friedrichkeit). Das MAZ – Musikalisches Ausbildungszentrum Graz deckt Bereiche der musikalischen Grundausbildung ab. Eine breite Palette von Instrumental­und Vokalfächern, musi­kalischen Stilrichtungen und Musiziergemeinschaften zeigt an­schaulich die Lust am „musikalischen“ Lernen. 14 Zweigstel­len bezeugen den Bedarf, besonders der Bereich der musika­lischen Früherziehung kann ständig ausgebaut werden. Die Zusammenarbeit mit der Universität für Musik und darstellen­de Kunst Graz weist auf den Qualitätsanspruch des MAZ hin. Im Budget des Wissenschaftsressorts sind alljährlich auch Mittel vorgesehen, die Studierenden an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz zugute kommen. Die ProfessorInnen, die die Vergabe vorberaten, setzen meist Schwerpunkte für Studierende jener Länder, deren Studien­aufenthalte in Graz für sie eine besondere finanzielle Bela­stung darstellen. 2009 erhalten sechs Studierende der KUG Begabtenstipendien in der Gesamthöhe von 3.000 Euro: Anna Ulaieva (Ukraine) ist zum Zeitpunkt der Vergabe Bachelorstudentin Klavier (Klasse Chernyavska) und befindet sich 2009 im ersten Semester ihres Studiums. Sie hat sich durch eine hervorragende Zulassungsprüfung ausgezeichnet und zeigt enormes künstlerisches Potenzial und hohe pianistische Begabung. Sie kann auf mehrere Erfolge bei Klavierwettbewerben in ihrer Heimat verweisen und hat sich auch bei Konzerten an der KUG als sehr sensible Künst­lerin ausgezeichnet. AUSBILDUNG , WEITERBILDUNG Lana Berakovic (Kroatien) absolviert das Master­studium Violoncello und Kammermusik (Klasse Feltz). 2009 hat sie bei diversen Kammermusik­Projekten mitgewirkt (u.a. im Best­off beim Mendelssohn­Quintett), mehrmals auch soli­stisch im Minoriten­Saal bei Programmen von Edo Micic und spielte das Haydn­Cellokonzert. Sie gilt innerhalb der KUG als beste Cellistin. Adam David Gal (Ungarn) absolviert die Bachelor­studien Horn, IGP Horn (Klasse Mc Donald), Komposition und Musiktheorie. Der Studierende hat es in nur zwei Jahren vom Horn als Wahlfach in der Studienrichtung „Komposition“ über die Studienrichtung „IGP“ zum Instrumentalstudium Horn ge­schafft und ist inzwischen einer der Besten in der Klasse. Richard Tamáš (Slowakei) ist im Masterstudium Gesang (Klasse Klietmann). Der Studierende hat seine künst­lerische Bachelorprüfung Gesang im Sommersemester 2009 mit ausgezeichnetem Erfolg absolviert. 2009 ist seine Leistung als Evangelist der Johannespassion im Abokonzert der KUG (Pöppelreiter­Inszenierung) hervorzuheben. Anush Apoyan (Armenien) absolviert das Bachelor­studium Gesang­Jazz (Klasse DeRose). Das Leistungsbild im zentralen künstlerischen Fach zeigt überwiegend „Sehr Gut“. Laut Gutachten des Institutsvorstands ist sie eine Vorzeige­studierende des Jazz­Instituts und trägt viel Positives zum Klima am Jazz­Institut bei, sowohl in musikalischer als auch in sozialer Hinsicht. Linda Sakalosova (Slowakei) ist im Bachelorstudium Flöte (Klasse Klambauer). Die Vorstudien in ihrer Heimat hat die Studierende am Konservatorium in Bratislava (Viktor Vavro) begonnen und am Konservatorium in Prag (Roman Novotny) mit Diplom erfolgreich abgeschlossen. Bei nationa­len und internationalen Wettbewerben wurde sie schon mehr­fach ausgezeichnet, u.a. 2005 in Belgien beim „53. Europees Muzikfestival Voor De Jeugd Neerpelt“ mit dem ersten Preis und zuletzt beim „International Conservatory Flute Com­petition FLAUTIADA“ in Samorin (SK)“ mit dem zweiten Preis (bei Nichtvergabe des ersten Preises). Im 30. Jahr des Bestehens des Dr.­Karl­Böhm­Stipendiums wird das Stipendium in Höhe von 2.200 Euro im Jahr 2009 an David Luidold vergeben. David Luidold (Bakk., BA, MA, Posaune) wurde 1984 in Lassing geboren und ma­turierte am Stiftsgymnasium Admont. Ab 1998 absolviert er erste Posaunenstudien an der Kunstuniversität Graz bei Car­sten Svanberg, 2003 bis 2004 das Studium an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien bei Dietmar Kübl­böck. Ab 2004 Studium an der Kunstuniversität Graz/Institut Oberschützen bei Hans Ströcker, 2009 folgt die Masterprüfung im Konzertfach und Bachelorprüfung in IGP mit „Auszeich­nung“ sowie 2008 ein Erasmusstudium an der UDK Berlin bei Stefan Schulz. Regelmäßiger Privatunterricht in Chicago und New York bei Charles Vernon, Joseph Alessi, Steve Norrell und Michael Mulcahy sowie die Mitwirkung in internationa­len Jugendorchestern (Pazific Music Festival/2004, European Union Youth Orchestra/2005­2006, Gustav Mahler Jugend­ AUSBILDUNG , WEITERBILDUNG orchester/2007–2009). Die Substitutentätigkeit bei den Berliner Philharmonikern, den Wiener Philharmonikern und den Wiener Symphonikern runden seinen Erfahrungshinter­grund ab. Seit 2009 ist Luidold Bass/Tenorposaunist im Grazer Philharmonischen Orchester und seit 2004 Kapellmei­ster der Stadtmusikkapelle Liezen, wo er auch an der Musik­schule unterrichtet. Im Jahr 2009 wendete die Stadt Graz für die LIKUS­Ka­tegorie „Ausbildung, Weiterbildung“ 1.003.250Euroauf. Das entspricht einem Anteil von 2,18% der städtischen Kultur­ausgaben. Der größte Anteil entfällt dabei mit 93,25% auf das Johann­Joseph­Fux­Konservatorium. Im Vergleich zu 2008 sind die Ausgaben der LIKUS­Ka­tegorie „Ausbildung, Weiterbildung“ um 2,85% gestiegen. Ausbildung, Weiterbildung 1.020.316 +5,03% 971.453 969.124 +0,53% –5,02% 946.481 975.442 1.003.250 –2,34% +3,06% +2,85% 966.375 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Gesamtausgaben in der Kategorie „Ausbildung, Weiterbildung“ 1.003.250 LIKUS 14 Bildung ist jenseits aller Standes­ unterschiede. (Konfuzius) Bildung im Erwachsenenalter hat andere Voraussetzun­gen und Rahmenbedingungen als Bildung im ersten Lebens­abschnitt. Freiwilligkeit kann ein Faktor davon sein. Getrieben von persönlichem Interesse, von Neugier und neuen Vor­stellungen zum eigenen Leben wenden sich Menschen neu­en Dingen zu. Erwachsenenbildung kann aber auch einfach notwendig sein, ohne der Freiwilligkeit einen großen Platz einzuräumen. Veränderte Arbeitsverhältnisse, neue Lebens­situationen, jobimmanente Herausforderungen und gesell­schaftspolitische Änderungen führen auch dann zu Bildungs­zwängen, wenn das Individuum die Notwendigkeit dafür (noch) nicht einsieht. Gesellschaftspolitische Herausforde­rungen, technologische Entwicklungen, das Entstehen immer neuer Netzwerke und die Globalisierung unser aller Leben führen letztendlich zum Wunsch und zur Notwendigkeit, den neuen Herausforderungen auch gewachsen zu sein. Exemplarisch für 2009 sind genannt: Die AKADEMIE GRAZ – Verein zur Pflege von Kul­tur und Wissenschaft möchte gemeinsam Lösungen für die vielfältigen Probleme unserer Zeit finden. Die Akademie Graz ist ein Forum für Kommunikation und Austausch über die Dis­ziplinen und Sparten hinweg. Ein gelungener Wissenstrans­fer vermehrt nicht die Fülle der Informationsflut, sondern ermöglicht Aha­Erlebnisse, in denen sich persönliche Erfah­rung und neue Informationen im kommunikativen Austausch nachhaltig verbinden. Die Akademie Graz taucht in immer neuen Kooperationen an unterschiedlichen Orten in Graz und in der Steiermark auf. In der Zusammenarbeit mit vielen Part­nerInnen findet sie Synergien verschiedener Kompetenzen für kreative Fragestellungen und Lösungsansätze. Mit promi­nent besetzten Symposien, Vorträgen und Diskussionen, mit vielen Kunstprojekten, Ausstellungen, Wettbewerben und Workshops hat die Akademie Graz über viele Jahre hinweg kontinuierlich und wirkungsvoll kultur­und gesellschaftspo­litische Aktionen gesetzt, Diskussionen und Projekte initiiert. Ein Themenschwerpunkt 2009 ist „Unglaubliches Indien“, eine Veranstaltungsreihe, die gemeinsam mit dem Afro­Asiatischen Institut, der Siebenten Fakultät und dem Institut für Soziologie der Karl­Franzens­Universität Graz durchgeführt wird. Mit dem Projekt „Istanbul – Metropolis“ soll 2009 das Verbindende zu Graz aus dem Kulturhauptstadtjahr 2003 aufgespürt und das Interesse und die Neugier auf die Kultur­hauptstadt Istanbul 2010 geweckt werden. Die Veranstal­tungsserie versteht sich zum Einen als Versuch, das vielfach einseitige Bild der Türkei in Österreich zu korrigieren, zum An­deren als Angebot an die türkischstämmige Bevölkerung, dem Selbstbild neue, weltoffene Facetten hinzuzufügen. Mitver­anstalterInnen sind u.a. die Akademie Graz, das Literatur­haus Graz, Creative Industries Styria und die Universität für Musik und darstellende Kunst Graz. Die seit Jahren etablierten Stätten der Erwachsenen­bildung in der Stadt Graz – Urania und Volkshochschule – werden über das stadtübergreifende Budget unterstützt. Die Österreichische URANIA für Steiermark ver­steht sich als Zentrum der Weiterbildung mit engem Kontakt zu den steirischen Universitäten und Museen sowie zu wich­ 62 ERWACHSENENBILDUNG tigen Kultureinrichtungen. Sie ist als überparteilicher und ge­meinnütziger Verein Mitglied des Verbandes Österreichischer Volkshochschulen sowie des Bildungsnetzwerks Steiermark. Darüber hinaus möchte die URANIA eine Plattform bilden, auf der aktuelle Ergebnisse wissenschaftlicher, kultureller und künstlerischer Tätigkeit einer breiten Öffentlichkeit präsentiert werden können und zu Auseinandersetzung und Diskussion anregen sollen, so die Darstellung auf der Homepage. Auch in der Volkshochschule Steiermark versteht man unter Bildung einen „lebensbegleitenden Lernprozess, der den kognitiven, affektiven und psycho­motorischen Be­reich – also den ganzen Menschen – umfasst. In diesem Sin­ne ist Bildung der Erwerb, die Verarbeitung, verantwortliche Anwendung und Reflexion von Wissensinhalten, die Heraus­bildung und kritische Überprüfung von Einstellungen und Hal­tungen, die Entfaltung von Fähigkeiten sowie die Aneignung und Weiterentwicklung von Fertigkeiten. Die Volkshochschu­le ist auch eine Plattform für Begegnung, Diskussion und kon­troversielle Auseinandersetzung mit aktuellen und gesell­schaftspolitisch relevanten Fragen. Ziel der Volkshochschule war und ist somit die ganzheitliche Sicht, die ganzheitliche Entwicklung des Menschen. Das Angebot der Volkshoch­schulen muss sich auf dem Bildungsmarkt bewähren, kann aber nicht nur marktorientiert sein. Auftrag der Volkshoch­schule ist es daher, bedarfs­und bedürfnisorientierte ebenso wie bedarfs­und bedürfnisweckende Bildungsprogramme für die Bevölkerung anzubieten, weiterzuentwickeln und zu eva­luieren“, so das Leitbild der Volkshochschule Steiermark. Im Jahr 2009 wendete die Stadt Graz für die LIKUS­Kate­gorie „Erwachsenenbildung“ 188.257Euroauf. Das entspricht einem Anteil von 0,41% der städtischen Kulturausgaben. Der größte Anteil entfällt dabei mit 69,10% an Volks­hochschule und Urania und mit 29,69% an die Akademie Graz. Im Vergleich zu 2008 sind die Ausgaben dieser LIKUS­Kategorie um 6,60% gesunken. Erwachsenenbildung 514.183 481.404 +6,81% +18,63% 405.812 +14,12% 355.594 201.567 –62,79% +5,35% –6,60% 191.338 188.257 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Gesamtausgaben in der Kategorie „Erwachsenenbildung“ 188.257 LIKUS 15 Die Kunst hat kein Vaterland. (Carl Maria Freiherr von Weber) Die zweitgrößte Stadt Österreichs ist nicht nur auf Grund ihrer geografischen Lage zu einem zentralen Punkt gerade für den südosteuropäischen Raum geworden. Konkrete Bemühun­gen der Grazer Universitäten, Anstrengungen der Leitbetrie­be der Region, aber auch städtische Akzente führten letzt­endlich dazu, dass die Stadt Graz die erste und bisher einzi­ge Stadt Europas ist, die den Titel „Menschenrechtsstadt“ trägt. Auch der Kunst­und Kulturbereich setzt im Bereich des interkulturellen und internationalen Austausches besondere Akzente. Neben der Organisation und Durchführung eigener Pro­jekte, unterstützt die Kulturvermittlung Steiermark als enge Partnerin des Kulturamtes verschiedene Initiativen und Institutionen in organisatorischer, technischer und finanziel­ler Hinsicht. Das Programm „KultRent“ mit dem Kulturamt bietet Schulen, Kulturinitiativen und KünstlerInnen die Ge­legenheit, Bilderrahmen, Stellwände etc. kostenlos zu nutzen. Auf diese Weise können von 1989 bis 2009 ca. 1.500 Pro­jekte in Österreich und im benachbarten Ausland unterstützt werden. Von den organisierten Ausstellungen sind exem­plarisch „Connections/Verbindungen“, die Schwarz­Weiß Fotografien von Aniko Robitz sowie die Ausstellung „KaMeN“ (Anton Kajinic, Mirko Maric und Edin Numankadic) zu nennen. Das Internationale Haus der AutorInnen Graz ist ein Projekt der Kulturvermittlung Steiermark und wird ebenfalls mit dem Kulturamt der Stadt Graz abgewickelt. Es basiert auf dem von Walter Grond im forum stadtpark entwickelten und für das Cultural City Network Graz modifizierten Programm Hotel Europa. Das Internationale Haus der AutorInnen Graz beinhaltet ein Fellowship­Programm mit Einladungen an internationale AutorInnen, als Gäste im Cerrini­Schlössel am Grazer Schloßberg zu wohnen und zu ar­beiten. Es organisiert Veranstaltungen, erteilt künstlerische und intellektuelle Aufträge und ediert Texte der AutorInnen im Original und in deutschen Übersetzungen. Die Einladungen zielen auf die Begegnung von AutorInnen unterschiedlicher Kulturen, wobei im Besonderen versucht wird, im Geiste der Aufklärung zu hinterfragen, inwiefern verschiedene Kulturen nach ihrem Verständnis Zeitgenossenschaft entwickeln. Das Internationale Haus der AutorInnen beherbergt im Jahr 2009 Alida Bremer (Split/Münster), Valžyna Mort (Minsk), Eugenijus Ališanka (Vilnius) und Sabit Madaliev (Taschkent). Alida Bremer, geboren 1959 in Split/Kroatien, absol­vierte das Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft, Romanistik, Slavistik und Germanistik in Belgrad, Rom, Saarbrücken und Münster. Sie promovierte im Bereich Vergleichende Literaturwissenschaft und war lange Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Lektorin an den Univer­sitäten in Münster und Gießen tätig. In den Jahren 2004 bis 2007 war sie die künstlerische Programmleiterin der Buch­messe in Pula/Istrien und 2008 die Leiterin des Projektes „Kroatien als Schwerpunktland zur Leipziger Buchmesse 2008“. Neben zahlreichen Übersetzungen aus dem Kroatischen, Serbischen und Bosnischen (Gedichtbände, Romane, Erzählungen, Theaterstücke), gehören zu ihren wich­tigen Publikationen „Kriminalistische Dekonstruktion: Zur Poetik der postmodernen Kriminalromane“, „Jugoslawische 64 INTERNATIONALER KULTURAUSTAUSCH (Sch)Erben: Probleme und Perspektiven“, „Literarischer Reise­führer: Istrien“, „Südliche Luft. 20 Liebeserklärungen an Kroa­tien“, „Kroatische Literatur der Gegenwart in 6 Bänden“ und „Zeitgenössische Literatur aus Kroatien“. Valžyna Mort, 1981 in Minsk in der damaligen Sowjet­union geboren, hat erst als Jugendliche Weißrussisch ge­lernt. Sie, die eigentlich Sängerin werden wollte, entdeckt die politisch umkämpfte Sprache als Instrument des lyrischen Ausdrucks – und macht sie zum Thema ihrer aggressiven Balladen und militanten Litaneien. Von der Kindheit in einem Land voller Angst bis zu den Reisen nach Berlin und New York folgen die Gedichte den Stationen ihres Lebens. Lakonie wechselt mit zornigem Pathos. Mort experimentiert mit den Formen Kinderlied, Oper, Agitprop­Gedicht und erzielt sur­realistische Effekte. Sie ist die stärkste lyrische Stimme aus einem verschlossenen Land. Publikationen sind „Ja tonen 'kaja jak tvae vejki / Ich bin so dünn wie deine Wimpern“, und „Factory of Tears“. 2004 erhält Mort den Kristal­Preis/ Vilenica und 2008 den Hubert­Burda­Preis für junge ost­europäische Lyrik. Eugenijus Ališanka (geb. 1960 in Barnaul, Russland) ist Lyriker, Essayist und Übersetzer. Zum Zeitpunkt des Be­richtes lebt und arbeitet Ališankas in Vilnius. Er hat Mathe­matik an der Universität Vilnius studiert, war wissenschaft­licher Mitarbeiter am Institut für Kultur und Kunst und ist seit 1994 Direktor für internationale Programme beim litauischen Schriftstellerverband. Außerdem ist er Mitglied des PEN­Clubs und Organisator des internationalen Poesie­Festivals „Frühling der Poesie“. Seit 2003 ist Ališanka Chefredakteur der Literaturzeitschrift „Vilnius Revie“. Ališanka hat in Litauen vier Gedichtbände und zwei Bände mit Essays veröffentlicht. Auf Deutsch erscheint 2005 ein Band im Dumont­Verlag. Ališanka ist Herausgeber des kulturologischen Almanachs „Die Städter”, Übersetzer aus dem Englischen, Polnischen, Russischen und Slowenischen. 1992 wird Ališanka mit dem . Zigmas Gele.­Preis für den Lyrikband „Äquinoktium” ausge­zeichnet. Es folgen der Literaturpreis des Kulturministeriums der Republik Litauen für das Essay­Buch „Die Rückkehr des Dionys”, der Preis des Festivals „Frühling der Poesie” für seine Übersetzungen. Die Poesie Ališankas wird u.a. ins Englische, Französische, Polnische, Schwedische, Russische, Finnische und Deutsche übersetzt. Sabit Madaliev, geboren 1949, Schriftsteller und Lyriker, lebt und arbeitet in Tashkent. Bis 1991 studiert er in Moskau, gehört dort einer DissidentInnengruppe an. Während der Perestroika kehrt er nach Usbekistan zurück, arbeitet als Herausgeber der Literaturzeitschrift „Stern des Ostens“ und wird 1995 wegen Veröffentlichung regimekritischer Texte ent­lassen. Seine Gedichte, Essays und analytischen Texte konn­ten und können nur im Ausland erscheinen. Madaliev schreibt auf Russisch. Das Cultural City Network Graz [CCN] wurde im Jahr 1989 von Graz aus gegründet und verfolgt das Ziel, kultu­relle Beziehungen zwischen verschiedensten Städten im zentraleuropäischen Raum zu initiieren und zu intensivieren, wobei insbesondere multilaterale PartnerInnenschaften an­gestrebt werden. Ein deutlicher Schwerpunkt für diese Ko­operationen liegt im südosteuropäischen Raum. 2009 arbei­tet das CCN mit ca. 40 Städten zusammen, wobei Kontakte auf persönlicher Ebene im Mittelpunkt des Interesses stehen. Die Kooperationen erfolgen zwanglos und flexibel sowie ohne finanzielle Verpflichtungen. Die Projekte des CCN werden INTERNATIONALER KULTURAUSTAUSCH in erster Linie durch die Stadt Graz finanziert. Die CCN­StipendiatInnen 2009 sind Anatoliy Byelov (Kiew), Ljilja­na Avirovic (Triest), Anikó Robitz (Budapest), Marko Markovic (Belgrad), Renato Baretic‘ (Split) und Slava So­botovic.ová (Prag). Sihem Bensedrine lebt von 2008 bis 2009 als „Stadt der Zuflucht­Schreiberin“ mit ihrer Tochter in Graz. Die 1950 in Tunis geborene Journalistin, Menschen­und Frauen­rechtsaktivistin und Gründungsmitglied des „Nationalen Rats für Freiheiten“ und Chefredakteurin der in Tunesien verbote­nen Online­Zeitung KALIMA (Wort) gilt als Galionsfigur des Widerstands. Durch ihr Engagement für Pressefreiheit und Einhaltung der Menschenrechte wird Sihem Bendsedrine für das Regime zur Gefahr. Jahrelange Überwachung durch die Geheimpolizei, Konfiszierung des Reisepasses von Sihem Bensedrine für sechs Jahre, Hausarrest für ihren Ehemann, öffentliche Verleumdung und tätliche Überfälle auf Frau Bensedrine, mehrmalige Gefängnisaufenthalte und Verlet­zungen während der Verhöre sind nur einige der Demütigun­gen. Doch die engagierte Aktivistin gibt nicht auf. Nach Rückerhalt des Reisepasses reist Sihem Bensedrine auf Einladung vieler Organisationen ins Ausland und berichtet schonungslos über die Zustände in ihrer Heimat. 2002 folgt sie einer Einladung der Hamburger Stiftung für politisch Ver­folgte, erhält diverse Preise für ihr Engagement und Stipen­dien u.a. des Deutschen P.E.N. Auf Deutsch erscheinen von Sihem Bensedrine „Besiegte Befreite. Eine arabische Journalistin erlebt den besetzten Irak“ und – gemeinsam mit ihrem Mann Omar Mestiri – „Despoten vor Europas Haustür. Warum der Sicherheitswahn den Extremis­mus schürt“. Im September 2009 findet der Wechsel der Stadt­schreiber statt. Auf Péter Zilahy aus Ungarn folgt Fiston Mwanza, der nun bis Ende August 2010 als Stadtschreiber in Graz weilen wird. Der gerade erst 28­jährige, aus der Demokratischen Republik Kongo stammende, in der interna­tionalen Literaturszene noch weitgehend unbekannte Autor, beeindruckt sowohl durch die inhaltliche Brisanz der vorge­legten Textproben als auch durch deren konzeptionelle Stren­ge sowie den an Rap gemahnenden, glasharten Sprach­duktus. Nicht zuletzt stellt sich mit Fiston Mwanza ein Autor vor, der mit Witz und Ironie gängige Zuschreibungsmuster der Fremdwahrnehmung unterschiedlicher Kulturen ebenso wie Schablonen „naiv“­realistischer Schreibweisen aufzu­brechen versteht. Seine Projekte zeugen von einer hohen, ef­fektiven Kooperationsbereitschaft. ist ein von Graz aus wirkender, international positionierter Kunstverein. Die Zielsetzungen umfassen Kooperationen mit KünstlerInnen aus Österreich, aus Süd­osteuropa, die Funktion als Informations­und Diskussionsort für die lokale Szene, den Aufbau und Betrieb des Archivs für zeitgenössischer Kunst aus Südosteuropa und das Abhalten von Diskussionen aktueller Entwicklungen im Kunstbereich. Seit Mitte der 1990er­Jahre hat sich die Arbeit des Leitungsduos des Kunstvereins, Margarethe Makovec und Anton Lederer, in zunehmendem Maß auf die Kunstszenen Mittel­und Südosteuropas konzentriert. Aus dem andauern­den Engagement von association resultiert ein dichtes Netzwerk von Verbindungen zu KünstlerInnen, Kura­torInnen und Institutionen. Es ist ein Netzwerk junger Insti­tutionen, das entstanden ist, und entspricht ganz der Strategie, die darauf abzielt, die aktuellsten Positionen der INTERNATIONALER KULTURAUSTAUSCH Kunst zu zeigen und die enormen Transformationen zu berück­sichtigen, die sich in diesen Teilen Europas ereignen. Beim Projekt „Annenviertel!DieKunstdesurbanen Handelns“ werden über einen Zeitraum von jedenfalls vor­erst zwei Jahren mit künstlerischen und kulturellen Praktiken die Gegenwart und die Veränderungen im „Annenviertel“ in Graz ins Blickfeld gerückt. Im Projekt geht es um jene Men­schen, die bezirksübergreifend das Annenviertel ausmachen – die es frequentieren, hier wohnen, arbeiten und es beleben. Künstlerinnen und Künstler, Stadtforschende und Aktive werden sich mit vielen aktuellen Themen aus dem Viertel befassen. Die Publikation „LandofHumanRights–ArtisticAna­lyses and Visions of the Human Rights Situation in Eu­rope“bringt Beiträge aus künstlerischen Perspektiven zur Dis­kussion rund um Menschenrechte. Auch in Europa stellen sich in vielen Bereichen Menschenrechtsfragen täglich aufs Neue. Es lohnt, Bescheid zu wissen, um verstärkt im Sinne der eige­nen Rechte und der Rechte anderer argumentieren zu können. Die Publikation ist die Zusammenfassung zur Ausstellungsse­rie "Künstlerische Analysen und Visionen zur Situation der Menschenrechte in Europa.", die im Rahmen des Langzeitpro­jekts "Land of Human Rights", im Zeitraum von Ende Novem­ber 2007 bis Ende März 2009 im < rotor > stattfindet. Förderungen Kulturressort über . 1.500 Verein für zeitgenössische Kunst; Jahresprogrammförderung 26.400 Europarat, Projekt „Villes Refuges“; ExilschreiberInnen 27.300 Im Jahr 2009 wendete die Stadt Graz für die LIKUS­Ka­tegorie „Internationaler Kulturaustausch“ 264.600 Euro auf. Das entspricht einem Anteil von 0,58% der städtischen Kulturausgaben. Der größte Anteil entfällt dabei mit 74,72% auf die Kulturvermittlung Steiermark, gefolgt vom Europaratprojekt „Villes Refuges“ mit 10,32%. Im Vergleich zu 2008 sind die Ausgaben dieser LIKUS­Kategorie um 9,51% gesunken. Internationaler Kulturaustausch 315.160 315.335 +0,36% +0,06% LIKUS 16 Der Erfolg bietet sich meist denen, die kühn handeln, nicht denen, die alles wägen und nichts wagen wollen. (Herodot) Der Erfolg der zahlreichen Festivals und Großveranstal­tungen, die das kulturelle Leben in Graz prägen und – weit überdieStadtgrenzenhinausbekannt–einbreitesPublikum anziehen,zeugtwohlvondiesemkühnemHandelnzahlreicher ErfinderInnen und GründerInnen von Festivals und Großver­anstaltungen,dieengagiertdieUmsetzungihrerVisionenund Träume vorangetrieben haben. Etablierte Veranstaltungs­reihenfindensichneben„neuen“Festivals,zahlreicheSpiel­stätten zeigen dabei die Vielfalt der Kulturstadt Graz. Das 21. Berg und Abenteuer Filmfestival in Graz bietet 2009 eine breite Palette an spezifischen Filmen, rund 82StundenFilmwerdengezeigt.EinehochrangigeJurywählt diezwölfPreisträgerInnen,diedieVielfaltdesGenresunddie herausragende Qualität eindrucksvoll dokumentieren. Zum elften Mal findet im Jahr 2009 der Jazz Sommer Graz statt, Spielstätte ist die neu gestaltete Kasematten­bühne am Grazer Schloßberg. Zu sehen, zu hören und zu genießensindu.a. GilbertoGil,AbdullahIbrahim&Ekaya,So­lomon Burke, Canned Heat "Original Woodstock Reunite", noJazz, Ray Parker jr., Monte Montgomery, Djabe & special guest Steve Hackett, Lena Chamamyan, Willi Resetarits & Stubnblues,Beefolk,BlueConnection,Inez,MicaParis,Wolf­gang Schalk, Eddie Palmieri & All Star Band, Marla Glen, Popvox und Melanie Safka. Das Kulturressort bringt sich mit Fördermitteln zugunsten von Auftritten junger heimischer MusikerInnen ein. Das im Jahr 2009 zum fünften Mal stattfindende Schloßbergfestival „elevate“ desVereins elevate findet vom 21. – 26. Oktober statt und thematisiert die 2009 aktu­ell wichtigsten Fragestellungen kritischer DenkerInnen. Die VeranstalterInnen sehen auch für 2009 wieder die Chance, gesellschaftspolitisch interessante und relevante Inhalte in Verbindung mit einem qualitativ hochwertigen Musikpro­grammzupräsentieren.WieindenVorjahrenistauchdieses Mal das Leitmotiv „Unabhängigkeit“ ein Kernthema des Festivals: NGOs, JournalistInnen, MedienkünstlerInnen, TheoretikerInnen, Film Productions u.v.m. finden Raum zur PräsentationwieauchzurDiskussion.Livestreamingüberträgt die Veranstaltungen wieder in Echtzeit weltweit. Bespielt werden der Dom im Berg sowie die Uhrturmkasematte; Aus­stellungen und Performances finden im Stollensystem im Schloßbergstatt, im ForumStadtpark das „Elevate lab“. Das Stadtmuseum bietet einen Rahmen für Vorträge, Klavierkon­zerte und Symposien. Insgesamt fünf Eigen­und Koproduktionen sowie ein Projekt mit dem europäischen Straßentheater­Netzwerk IN SITUlaufen2009imProgrammvonLa Strada.LaStradahat sich in zwölfjähriger Tätigkeit als internationaler Treffpunkt 68 GROSSVERANSTALTUNGEN von KünstlerInnen, VeranstalterInnen und Fachpublikum eta­bliert. Der Gedankenaustausch wird per Vorstellungen, Works­hops, Seminaren und einem 2009 erstmals abgehaltenen Symposium forciert. Die an die ARGE La Strada ausbezahlten Förderungen für die Kooperation mit der Freien Szene sind in der LIKUS 8 ausgeführt. Nach dem Vorjahreserfolg des Cirque Romanès folgt 2009 in der Reihe Cirque Noël ein Wieder­sehen mit dem Circus Klezmer und seiner zauberhaften Erzählung von der Liebe. Da werden Tische, Flaschen, Wäscheleinen zu Arbeitsgeräten für AkrobatInnen, Jongleu­rInnen, SeiltänzerInnen, Clowns, ein Erdäpfel schälendes Müt­terchen wandelt sich zur femme fatale und ein witziges Kau­derwelsch zur Sprache der Liebe, die jede/r versteht. Der Dom im Berg wird zum Schauplatz künstlerischer Begegnung. Als das Programm für die styriarte 2009 entstand, konn­te noch niemand ahnen, wie sehr die Wahl Barack Obamas zum amerikanischen Präsidenten die Hoffnungen der Welt beflügeln würde. Nikolaus Harnoncourts Beschäftigung mit George Gershwins American Folk Opera „Porgy and Bess“ behandelt die Frage nach der Gleichheit aller Menschen der Hautfarbe zum Trotz – und damit die amerikanische Ge­schichte, die Weltgeschichte ist. Sein „Porgy and Bess“ wird zu einer aufführungsgeschichtlichen Sensation, vergleichbar mit ähnlichen Pioniertaten Harnoncourts aus der Geschichte der styriarte wie die Neudeutungen von Schumanns „Geno­veva“ oder Mozarts „Idomeneo“. Im Fall Gershwin betraf das jenes eindringliche Plädoyer für die Ernsthaftigkeit von Gershwins musikalischem Ansatz, die den Komponisten weit weg vom Musical in die Nähe von Alban Berg und der europäischen Avantgarde des frühen 20. Jahrhunderts stellt. Nie zuvor wird der strukturelle, der avantgardistische, der analytische Gershwin nach dessen Tod so ernst genommen – exemplarisch sei das an der erstmals wieder einfügten „Symphony of noise“ nachgewiesen, eine „musique concrète“ wie von den Avantgardisten um Marinetti erdacht. Doch auch das andere Fundament der Oper, jene authenti­schen Klänge der afroamerikanischen Gullah­Kultur, die Gershwin in begeis­terten Ortsstudien selbst aufzeichnete, wird von Nikolaus Harnoncourt in bisher ungehörter Weise aufgeführt. Aber auch das Kerngeschäft der styriarte, das klas­sische Konzert, wartet 2009 mit zahlreichen Höhepunkten auf. Wieder an der Spitze: Nikolaus Harnoncourt mit seiner Deutung von Händels spätem Oratorium „Jephtha“. Das Leitmotiv des steirischen herbstes 2009 ist „All the Same – Was gilt, wenn alles gleich und gültig ist?“, ein Spiel mit dem Begriff „gleichgültig“ in allen Bedeutungen – von der Gleichgültigkeit als Desinteresse bis hin zur Gleich­berechtigung als Utopie und Alltagsforderung. Am Beginn des Festivals steht ein Tempel wie ein Portal. Ein „Tempel der Vernunft“, entwickelt vom Theater im Bahnhof, raumla­borberlin und steirischem herbst, errichtet zur Eröffnung des steirischen herbst 2009 in der Helmut­List­Halle. Hier werden Lebensroutinen befragt, neue Fertigkeiten gelernt, es wird gestaunt, widersprochen, wiederholt, abgemessen, GROSSVERANSTALTUNGEN Antworten werden gegeben. Einen besonderen Platz im Pro­grammjahr 2009 nimmt ein über zwei Jahre angelegtes, von Sabine Breitwieser kuratiertes Ausstellungsprojekt ein: „Utopie und Monument“ greift die Frage nach der Gültig­keit von Kunst im zunehmend privatisierten und überwachten öffentlichen Raum auf. Der steirische herbst 2009 und seine Theorie­Schiene „Spielfeldforschung“ spielt mit dem Begriff „gleichgültig“, der einerseits das Desinteresse kennzeichnet, das wir gegenüber der Gegenwart, der Zukunft und der Vergangenheit entwickeln. Und der andererseits gleiche Gültigkeit fordert: Gleichberechtigung, Achtung vor anderen kulturellen Wer­ten, Lebensformen und Kulturen, das Zurückstecken nur eigener Interessen. Als soziales Anliegen, als Utopie ebenso wie als Alltagforderung. „Hoch vom Dachstein an ... bis ins Wendeland..“ – oder genauer gesagt: von den Bergen um Stift Admont bis nach Bad Radkersburg – reicht die kammermusikalische Sommerreise des Steirischen Kammermusikfestivals 2009. Nahezu 30 verschiedene Stationen, darunter Basiliken, Almböden, Tropfsteinhöhlen und private Schlösser, werden vom Organi­sationsteam in lebendige Konzertsäle verwandelt. Im Mittel­punkt steht das gemeinsame Erleben von höchster Klang­kultur in einer vom Alltag befreienden Atmosphäre. In diesem Sinne versteht Erich Oskar Huetter, der künstlerische Leiter des Festivals, die Konzertreihe unter dem Motto „Entfesselt“. Kern der Tätigkeit von Artimage ist seit der Gründung 1992 die internationale Vernetzungstätigkeit und inter­nationale Kooperationen. Verstärkt werden seit damals Aus­stellungsproduktionen von Artimage, die lokale und inter­nationale ArchitektInnen zusammenbringen und so auch im Ausland gezeigt werden können. Die Biennale als projektive internationale Plattform für experimentelle zeitgenössische Architektur an der Schnittstelle von Kunst und Gesellschaft findet im Jahr 2009 zum neunten Mal statt, auch an Bienna­len im Ausland (z. B. Sao Paolo) wird teilgenommen. Ein weiterer Schwerpunkt betrifft „Hören – den Anderen, das Andere Hören. Andere Räume, andere Klänge“, einen inter­kultureller Dialog zwischen Architektur, Kultur und Politik. Ein weiterer Schwerpunkt: „Klangräume – Architektur, Musik und Kunst“. Die nationale Jahresfilmschau Diagonale übernimmt eine unverzichtbare Rolle als Präsentations­und Kommuni­kationsplattform, gleichzeitig definiert das Festival in der Pro­grammauswahl sein Verhältnis zum österreichischen Kino je­des Jahr aufs Neue. Im Zentrum der Diagonale steht dabei im­mer das aktuelle österreichische Filmschaffen. Rund hundert Arbeiten, die im Laufe des vorangegangenen Jahres ent­standen sind, werden auf der Diagonale 2009 präsentiert, quer durch alle Genres, Formate, Längen, quer durch Erzähl­weisen und auch Produktionszusammenhänge. Viele der auf der Diagonale gezeigten Filme sind Österreichpremieren oder sogar Uraufführungen. Die Intendanz präsentiert Koproduk­tionen, die außerhalb des Wettbewerbs die Vielfalt der Pro­ GROSSVERANSTALTUNGEN duktion und Formen der Zusammenarbeit abbilden und holt an­dere kinematographische Traditionen, die aber doch mit dem österreichischen Kino zu tun haben, mitten ins Festival. Eine Erweiterung der filmischen Perspektive über unsere Landes­grenzen hinaus ist auch die Reihe „Zu Gast“ mit einer Einla­dung an den Filmemacher Stefan Krohmer und seinen Dreh­buchautor Daniel Nocke, die mit treffenden Milieubeobach­tungen und vielschichtiger Figurenzeichnung einen ganz eigenen Platz im deutschen Kino und Fernsehen einnehmen. Die Diagonale 2009 bietet mit der Ausstellung CON­CEPT FILM eine mehrjährige Kooperation mit dem Kunstver­ein Medienturm. Die Ausstellungsreihe thematisiert die Aus­einandersetzung mit dem Medium Film/Video außerhalb des klassischen Präsentationsrahmens im Kino und findet so eine Schnittstelle zwischen filmspezifischen und anderen künst­lerischen Kontexten beziehungsweise Diskussionsräumen. Den Auftakt dieser Zusammenarbeit bildet die Präsentation von Arbeiten der Künstlerinnen Dorit Margreiter und Ursula Mayer. Auch im Kunsthaus Graz, dem langjährigen Koopera­tionspartner der Diagonale, thematisiert die Ausstellung In­terrogation Room von Dariusz Kowalski, ausgehend vom Trai­ler des diesjährigen Festivals, die Kommunikation zwischen Kino und Kunstraum, zwischen dem Kino und anderen Blick­regimes – und das erstmals auch während der Festivalwoche. Die Diagonale­Preise gehen im Jahr 2009 an: Michael Glawogger für „Das Vaterspiel“ (Großer Preis Kinofilm), Constantin Wulff für „In die Welt“ (Großer Preis Dokumen­tarfilm), an Michael Palm für „Laws of Physics“ (Preis In­novatives Kino), an Bernhard Braunstein und David Gross für „Pharao Bipolar“ (Preis der Diözese Graz­Seckau), an Marvin Kren für „Schautag“ (Preis der Jugendjury), an Marco Antoniazzi für „Kleine Fische“ (Publikumspreis), und Josef Hader (Schauspielpreis). Im Jahr 2009 wendete die Stadt Graz für die LIKUS­Kategorie „Großveranstaltungen“ 2.955.055 Euro auf. Das entspricht einem Anteil von 6,43% der städtischen Kultur­ausgaben. Der größte Anteil entfällt dabei mit 40,40% auf die Stei­rische Kulturveranstaltungen GmbH, gefolgt vom steirischen herbst mit 30,10%. Im Vergleich zu 2008 sind die Ausgaben dieser LIKUS­Kategorie um 5,83% gesunken. Großveranstaltungen 8.057.797 8.138.031 –0,99% GROSSVERANSTALTUNGEN Stadtübergreifende Kulturausgaben ARGE La Strada (Graz Tourismus) Aufsteirern (Tourismusabteilung) Internationales Berg und Abendteuer Filmfestival (Tourismusabteilung) Jazz Sommer Graz (Graz Tourismus) Landesausstellung 2000 La Serenata (Graz Tourismus) Förderungen Kulturressort über . 1.500 ARGE La Strada; Jahresprogrammförderung Diagonale ­Forum Österreichischer Film; Festival Diagonale HLH­Hallenverwaltung GmbH; GesellschafterInnenzuschuss Ivents Kulturagentur/Lientscher & Perner KG; Aufsteirern Konzertagentur Hütter; Steir. Kammermusikfestival und Grazer Advent 09 Multiplan Kultur­Vermittlungs GmbH; Jazzsommer Graz 2009 Project Pop Culture GesmbH – ppc; Jahresprogrammförderung 127.500 3.000 21.000 34.000 282.945 55.250 57.600 210.000 180.000 4.250 12.784 21.760 78.100 Musik /Jazzprojekt Mariahilferplatz (Graz Tourismus) 12.750 springnine festival for electronic art and music (Graz Tourismus) 17.000 Japan Week 150.000 SH Kulturveranstaltungs GmbH, Refundierung der Kommunalsteuer 23.644 Urban II Veranstaltungshalle 4.046 Ring Award, Kulturverein; Internationaler Regiewettbewerb 8.500 Robert Schauer Filmproduktion GmbH; Internat. Berg­und Abenteuer­Filmfestival 16.100 SH Kulturveranstaltungs GmbH; GesellschafterInnenzuschuss Steirischer Herbst 647.000 Steirische Kulturveranstaltungen GmbH Festivals; Jahresprogrammförderung und Projekt „Porgy & Bess“ 900.000 V:NM Verein zur Förderung Verbreitung Neuer Musik; 7.V:NM­Festival 3.400 Verein Artimage; Festival „Film und Architektur“ 33.900 Verein elevate; Schloßbergfestival 36.500 Verein ZEIGER; „springnine“­Festival 14.025 Gesamtausgaben in der Kategorie „Großveranstaltungen“ 2.955.055 KULTURENTWICKLUNG 2009 Der Grazer Kulturbeirat versteht sich, wie der Geschäfts­ordnung zu entnehmen ist, als kollektives Beratungsorgan, das den Kulturstadtrat in wichtigen Fragen der Kulturentwicklung sowie bei großen Kulturprojekten berät. Der Kulturbeirat ist kein Vergabegremium und keine Standes­, Branchen­oder Spartenvertretung, die Mitglieder repräsentieren viele Bereiche des Grazer Kulturlebens und wurden persönlich in dieses Gremium eingeladen. Die Funktion als Mitglied des Kulturbeirates ist ebenso wie jene in einem der Fachbeiräte, zu denen sich interes­sierte und kompetente Persönlichkeiten aus ganz Österreich beworben haben, ehrenamtlich. Mit besonderem Dank für den quantitativen und qualitativen Einsatz aller Mitglieder des Kulturbeirates verbunden, werden die Mitglieder für das Jahr 2009 genannt: Intendantin Anna Badora, Schauspielhaus Graz Christine Conrad­Eybesfeld, Kulturmanagement Intendantin Christine Frisinghelli, Camera Austria Ursula Gigler­Gausterer, Bühnenwerkstatt Gernot Hauswirth, MAZ Intendant Mathis Huber, styriarte Intendantin Maga Veronica Kaup­Hasler, steirischer herbst Maga Luise Kloos, Künstlerin Margarete Makovec, Univ.­Prof. Dr. Gerhard Melzer, Literaturhaus Intendant Peter Pakesch, Joanneum/Kunsthaus MMag. Dr. Johannes Rauchenberger, Kulturzentrum bei den Minoriten Arch. DIin Andrea Redi, ortlos architects Univ.­Prof. DI Winfried Ritsch, mur.at Arch. DI Harald Saiko, Architekt Dr. Karl Stocker, FH­Joanneum Milo Tesselaar, Fotograf Dkfm. Marju Tessmar­Pfohl, Publikumsvertreterin (bis Ende 2009) Jörg­Martin Willnauer, Kabarettist (bis Ende 2009) Maga Drin Monika Wogrolly, Autorin Mag. Dr. Michael Wrentschur, InterAct Transparenz durch Fachbeiräte in 9 Sparten Zur transparenteren Fördervergabe sind neun sparten­spezifische Fachbeiräte eingeführt worden. Die Aufgabe der Fachbeiratsmitglieder ist, Empfehlungen für die Grundlage der Entscheidung über die Vergabe von Subventionen und sonstigen Förderungsmaßnahmen an den Kulturstadtrat bzw. die Organe der Stadt Graz zu geben. Als Fachbeiratsmitglieder werden kompetente Persönlich­keiten, deren Projekteinreichungen nicht in dem Beirat selbst bewertet werden, nach Abstimmung mit den Kulturbeirats­mitgliedern für die im nachfolgenden genannten Sparten ausgewählt. Fachbeiratsmitglieder werden vom Stadtrat für Kultur vorgeschlagen und dem Kulturbeirat zur Beratung vorgelegt. Ebenso wie die Mitglieder des Kulturbeirates erfüllen die FachbeirätInnen ihre Tätigkeit ehrenamtlich. Der Einsatz alle FachbeirätInnen ist daher besonders zu würdigen. Fachbeirat Bildende Kunst Drin Andrea Domesle Sandro Droschl Maga Katja Huemer (Rückkehr aus Karenz im Herbst 2009) Mag. Klaus Schuster KULTURENTWICKLUNG 2009 Fachbeirat Ernste und Neue Musik Johannes Frankfurter Univ.­Prof. Mag. Dr. Harald Haslmayr Maga Alexandra Tscheitschonig Fachbeirat Kinder­und Jugendliteratur Mag. Jörg Ehtreiber Maga Sandra Gubo­Schloßbauer Fachbeirat Literatur, Zeitschriften Drin Alexandra Millner Mag. Paul Pechmann Dr. Rüdiger Wischenbart Fachbeirat Medienkünstlerische Praxis, Freie Radios Mag. Reinhard Braun Drin Martina Chmelarz­Moswitzer Dr. Willi Hengstler (ab Mitte 2009) Dr. Walter Seidl (bis Mitte 2009) Fachbeirat Populäre Musik, Jazz Patrick Galster Mag. Erwin Hauser Christoph Huber Fachbeirat Spartenübergreifendes, Kulturzentren Dr. Willi Hengstler (bis Mitte 2009) Maga Ursula Horvath Gerhild Illmaier Mag. Rainer Rosegger Fachbeirat Tanz, Musiktheater Manfred Biskup (ab Mitte 2009) Liz King (bis Mitte 2009) Darrel Toulon Edith Wolf­Perez Fachbeirat Theater Drin Eveline Koberg DI Christian Pronay Prof. Bernd Schmidt Christopher Widauer Fachbeirat Wissenschaft Karl­Franzens­Universität Graz für Herrn Rektor Univ.­Prof. Dr. Alfred Gutschelhofer Univ.­Profin Drin Irmtraud Fischer, Vizerektorin für Forschung und Weiterbildung Medizinische Universität Graz Univ.­Prof. Dr. Josef Smolle, Rektor Technische Universität Graz für Herrn Rektor Univ.­Prof. Dipl.­Ing. Dr. Hans Sünkel Univ.­Prof. Dipl.­Ing. Dr. Franz Stelzer, Vizerektor für Forschung und Technologie Universität für Musik und darstellende Kunst Graz für Herrn Rektor Univ.­Prof. MMag. Dr. Georg Schulz Univ.­Prof. Mag. DI Dr. Robert Höldrich, Vizerektor für Kunst und Wissenschaft KULTURDIALOG Der inzwischen 5. Grazer Kulturdialog am 26. Novem­ber 2009 im Grazer forum stadtpark setzt einen weiteren Schwerpunkt in den seit dem Jahr 2003 mit dem 1. Grazer Kulturdialog erfolgten Schritten, die nicht zuletzt zu einer Trans­parenz und Legitimierung von Kulturförderungen unter Einbin­dung der Grazer Kunstschaffenden und Kulturorganisationen geführt haben. Rund 150 Kulturschaffende, KünstlerInnen sowie VertreterInnen großer und kleinerer kultureller Ein­richtungen sind der Einladung des Grazer Kulturstadtrates Wolfgang Riedler gefolgt. Zu Beginn der von Sabine Prokop, einer Wiener Kultur­und Medienwissenschafterin sowie Universitätslektorin für Philo­sophie, moderierten Veranstaltung gibt es Impulsstatements zu den Bedingungen von Kunst­und Kulturproduktion in Graz von folgenden KünstlerInnen und Kulturschaffenden: Ruth Anderwald, Leonhard Grond (beide bildende KünstlerInnen) Joseph Dim (Baodo im Nil) Daniel Erlacher (Elevate) Max Gansberger (Schaumbad) Monika Klengel (Theater im Bahnhof) SprecherInnen des Projektes A–Z Karin Wintscher­Zinganel (Assembly) Als Schwerpunkte der gemeinsamen Diskussion im Plenum, aber auch der nachfolgenden Workshops kristal­lisieren sich Fragen der Infrastruktur, deren Bereitstellung sowie generell die sozialen Probleme und Möglichkeiten der Absicherung von Künstlerinnen und Künstler heraus. Damit konkretisierten sich auch jene Themenbereiche, wie sie in der vom Gemeinderat mit 3. Juli 2008 beschlossenen „Mittelfris­tigen Kulturentwicklung“ verbalisiert wurden. Die damals vor­geschlagenen kulturpolitischen Schritte und Konzepte konnten aufgrund des engen Budgetkorsetts bisher nicht schwer­punktmäßig durchgeführt werden. Im Zuge des fünften Kulturdialoges wird nunmehr ein anderer Weg zur Diskussion gestellt. Dort, wo es der Stadt Graz im eigenen Wirkungsbe­reich möglich ist oder aber auch über stadteigene oder stadt­nahe Gesellschaften, sollen Synergien entstehen, die in Zukunft stärker als bisher die Umsetzung von Kunst und Kultur kostenschonend insbesondere für die Freie Szene ermöglichen. Dies wird vor allem anhand von Beispielen, wonach oft für künstlerische Aktivitäten, insbesondere auch kleinere Festivals, mehr Geld an die Stadt Graz oder stadtnahe Gesellschaften abgeführt werden musste als die Kultur­förderung ausmachte, beispielhaft erläutert. Neben den Aussagen und klaren Problemabrissen der jeweiligen Kunst­und Kulturschaffenden bzw. Institutionen darf angemerkt werden, dass Andrea Redi als Sprecherin des Grazer Kulturbeirates sich sehr pointiert für die Weiter­entwicklung im Bereich Kunst und Kultur einsetzt. Als einen möglichen nachhaltigen Impuls wertet sie die Bemühungen um die Ausweisung der Stadt Graz als „City of Design“, als künstlerischer Impuls ebenso wie im Sinne einer kreativ­wirt­schaftlichen Schwerpunktsetzung. Die Sprecherin des Kultur­beirates hinterfragt mit den KulturbeirätInnen aber auch immer wieder die Notwendigkeit und die Funktion des Grazer Kultur­beirates, dessen Installierung auf einem Gemeinderatsbe­schluss vom 22. April 2004 gründet. Insbesondere widmet sie KULTURDIALOG sich dem Ruf und der Profilierung der Stadt Graz als Standort für Kunst­und Kulturproduktion, ein Themenschwerpunkt, der ebenfalls bereits in der Vergangenheit mehrfach in Kulturdia­logen diskutiert wurde. In den einzelnen Workshops werden insbesondere Vor­schläge zur Frage „Jung­Alt“, Junge Kunst und Musik, Mobi­lität und Austausch, soziale Situation, Infrastrukturförderung, Kostenrückfluss und Autonomie von Künstlerinnen und Künst­lern eingebracht. Für das Kulturressort zeigt sich einmal mehr die Not­wendigkeit des Kulturdialoges als Diskussionsforum und als Auseinandersetzung mit den künstlerischen Realitäten, wie sie sich in der Stadt Graz für die Kunst­und Kulturschaffenden ergeben. „Kunst per se“ kann sicherlich nicht geplant oder gar „von oben“ oktroyiert werden. Wie u.a. im Gemeinderatsbericht zur „Mittelfristigen Kulturentwicklung“ vom 3. Juli 2008 aus­führlich begründet, kann die Kreativität des Kulturbereiches nicht punktuell festgeschrieben werden, es handelt sich in der Kulturentwicklung um ein prozesshaftes Vorgehen, um „work in progress“. Eine mittelfristige Kunst­und Kulturplanung muss stets Raum für Veränderungen nach Bedarf schaffen, muss auf sich rasch entwickelnde Strömungen und Trends in Kunstrich­tungen reagieren. Konkret muss trotz der bekannten budgetären Vorausset­zungen künftig verhindert werden, dass Künstlerinnen und Künstler für Infrastruktur, die sie von der Stadt Graz selbst oder von stadteigenen Gesellschaften anmieten, wiederum einen beträchtlichen Teil der Kulturförderung aufbringen müssen. In diesem Sinne wurden und werden noch 2009 erste Gespräche zwischen dem Kulturressort und jenen Abteilun­gen und stadtnahen Geschäftsführungen begonnen, um – nach dem Muster des Kulturhauptstadtprojektes des Jahres 2003 – wiederum zu einer intensiveren Zusammenarbeit bzw. Unter­stützung der Kunst­und Kulturszene stadtübergreifend zu kom­men. Veranstaltungsräume verstärkt zu öffnen ist ein weiteres Anliegen, das in diesen Gesprächen verstärkt berücksichtigt werden soll. Im Zuge der Neuordnung des „Hauses Graz“ darf auf die Anliegen von Künstlerinnen und Künstlern nicht ver­gessen werden, zumal sie, wie viele Studien belegen, maß­geblich an der Stadtentwicklung insgesamt beteiligt sind. Gesonderte Gespräche sollen, so weiter das Resümee des Kulturressorts, vor allem mit den GeschäftsführerInnen der Theaterholding Graz/Stmk GmbH stattfinden. Diese auch unter dem Aspekt, den beschränkten Technikpool, wie er über Kulturamt und insbesondere Kulturvermittlung Steiermark an­geboten werden kann, zusätzlich und „kostenschonend“ für die ProtagonistInnen der Kunst­und Kulturszene zu erweitern. Die immer wieder angesprochene soziale Situation von Künstlerinnen und Künstlern ist an und für sich eine Angele­genheit des Bundes. Dort, wo es möglich ist, sollen seitens der Stadt und insbesondere seitens des Kulturressorts in direkten Kontakten unterstützende Initiativen gesetzt werden. Dieser Informationsbericht wird vom Gemeinderat der Stadt Graz am 21. Jänner 2010 zustimmend zur Kenntnis ge­nommen. Den Lang­Text des Gemeinderatsberichtes finden Sie unter www.kultur.graz.at/pdfs/kulturdialog2009.pdf. KulturServerGraz www.kultur.graz.at Kulturkalender Immer die aktuellsten Veranstaltungen: Bleiben Sie auf dem Laufenden! Kultur A Z KünstlerInnendatenbank und Übersicht der Institutionen im Kulturbereich. KulturAmt Die Schnittstelle des Grazer Kulturamtes mit den Kunst und Kulturschaffenden sowie Kulturinteressierten der Stadt.